Vor Bundesliga-StartForm, Transfers, Gerüchte: So gehen die 18 Klubs in die neue Saison

Julian Nagelsmann und Steffen Baumgart sprechen am Rande eines Testspiels miteinander.

Julian Nagelsmann und Steffen Baumgart, hier am 17. Juli beim Testspiel im Gespräch, starten beim FC Bayern und beim 1. FC Köln eine neue Herausforderung.

Die Bundesliga startet nach der langen Sommerpause in die Saison 2021/2022. EXPRESS.de gibt einen Überblick über den aktuellen Stand bei allen 18 Klubs vor dem Saisonstart am Wochenende.

von Béla Csányi (bc)

Mönchengladbach. Das lange Warten hat ein Ende. Ab Freitag (13. August) startet die Bundesliga im Eröffnungsspiel zwischen Gladbach und Bayern mit großen Erwartungen und Tausenden Fans in den Stadien in die Saison 2021/2022. Mit Ausnahme des FC Bayern waren alle Erstligisten am Wochenende in der ersten Runde des DFB-Pokals für einen letzten Formcheck im Einsatz.

Werden die Bayern auch unter Julian Nagelsmann (34) unangefochten Meister? Steigen RB Leipzig und der BVB mit neuen Trainern ins Rennen um die Meisterschaft ein? Und wer ist neben den Neulingen aus Bochum und Fürth im Keller besonders bedroht? Vor dem Bundesliga-Start blickt EXPRESS.de im großen Formcheck auf den aktuellen Stand in der Liga.

Bayern München wackelte in der Vorbereitung unter Julian Nagelsmann

Bayern München: Die Vorbereitung unter Nagelsmann lief holprig, lange Zeit fehlten die Nationalspieler ebenso wie positive Ergebnisse in den Testspielen. Durch das abgesagte Pokalspiel konnte der FCB zwei Wochen konzentriert trainieren und an den bisher gezeigten Problemen arbeiten. Mit Dayot Upamecano (22) kam nur ein teurer Neuzugang, David Alaba (29), Jerome Boateng und Javi Martínez (beide 32) gingen ablösefrei. Im Mittelfeld soll noch ein Mann kommen, womöglich Marcel Sabitzer (27) für rund 20 Millionen Euro von RB Leipzig.

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RB Leipzig: Nagelsmann-Nachfolger Jesse Marsch (47) hinterließ in seinen ersten Wochen einen guten Eindruck und will mit dem klassischen RB-Fußball aus intensivem Pressing und Umschaltspiel oben angreifen. Mit einem Jahr Verzögerung soll André Silva (25) die Werner-Lücke im Sturm schließen. Er kam mit der Empfehlung von 28 Saisontoren aus Frankfurt. Die Abwehr-Abgänge von Upamecano und Ibrahima Konaté (22) wurden mit vielversprechenden Talenten aufgefangen, ein erfahrener Innenverteidiger soll aber noch kommen.

Borussia Dortmund: Auch beim BVB ist unter Marco Rose (44) neuer Zug drin, Schwarz-Gelb will wieder oben angreifen, löste seine Pokal-Hürde souverän. Auf den Abgang von Jadon Sancho (21) für 85 Millionen Euro reagierte Dortmund mit der Verpflichtung von Donyell Malen (22), der auf dem Flügel und an der Seite von Torgarant Erling Haaland (21) auflaufen kann. Im Tor soll Gregor Kobel (23) mehr Sicherheit geben als seine Landsmänner Roman Bürki (30) und Marwin Hitz (33). Weitere größere Transfers gibt es nur, wenn sich durch Verkäufe neuer Spielraum ergeben sollte.

Mark van Bommel startet mit Pokal-Fiasko in Wolfsburg

VfL Wolfsburg: Fünf Testspiel-Pleiten in Folge, dazu der Wechselfehler und das mögliche nachträgliche Pokal-Aus: Mark van Bommel (44) erlebte einen Katastrophenstart in der Autostadt und steht schon jetzt unter großer öffentlicher Beobachtung. Mit Verteidiger Sebastiaan Bornauw (22), Mittelfeld-Talent Aster Vranckx (18) und U21-EM-Held Lukas Nmecha (22) wurden drei junge Leute geholt, die sofort eine Rolle spielen könnten. Dem Abgang von Abwehr-Boss Maxence Lacroix (21) schob Sport-Boss Jörg Schmadtke (57) einen Riegel vor.

Eintracht Frankfurt: Ex-Wolfsburg-Trainer Oliver Glasner (46) erlebte mit dem 0:2 in Mannheim ebenfalls ein Pokal-Debakel zum Einstand. Nach dem Silva-Abgang klafft in Frankfurt das 28-Tore-Loch. Schließen soll es Neuzugang Rafal Borré (25). Der hoch veranlagte Kolumbianer ist mit nur 1,74 Metern aber kein klassischer Mittelstürmer und muss seine Rolle erst finden. Entsprechend hat Frankfurt einen weiteren Stürmer im Visier. Mit Jens Petter Hauge und Jesper Lindström (beide 21) kamen zumindest zwei Talente für die vorletzte Offensivreihe.

Bayer Leverkusen: Auch das letzte Mitglied der Top Sechs des Vorjahres tauschte den Trainer. Unter Gerardo Seoane (42), zuletzt Serienmeister mit Bern in der Schweiz, ist die Champions League das Ziel. Auch Seoane brauchte ohne einige Leistungsträger und mit Verletzungssorgen in der Vorbereitung Anlaufzeit, meisterte die Pokal-Hürde aber souverän. Leon Baileys (24) 30-Millionen-Abgang spülte Geld in die Kassen, weite Teile der Ablöse wurden in die Abwehr investiert: Innenverteidiger Odilon Kossounou (20) ist hoch veranlagt, Linksverteidiger Mitchel Bakker (21) sammelte erste Erfahrung bei PSG. Mit Piero Hincapié (19) soll ein weiteres Abwehr-Talent für innen und links kommen.

Borussia Mönchengladbach hofft mit Adi Hütter auf neuen Höhenflug

Union Berlin: Früh im Transfer-Sommer erledigten die Eisernen ihre Hausaufgaben, stärkten den Kader unter anderem mit Rani Khedira (27), Andreas Voglsammer (29), Levin Öztunali (25) und Timo Baumgartl (25) in der Breite. Liverpool-Leihgabe Taiwo Awoniyi (23) wurde für den Sturm außerdem dauerhaft verpflichtet. In der Vorbereitung stimmte die Form, im Pokal siegte man glanzlos, aber souverän. Union scheint gerüstet für die Dreifach-Belastung mit der Conference League.

Borussia Mönchengladbach: Den neuen Trainer Adi Hütter (51) tütete die Borussia schon weit vor Saisonende ein, Neuzugänge lassen dagegen noch größtenteils auf sich warten. In der Vorbereitung zeigte die Tendenz von Woche zu Woche nach oben, im Pokal quälte sich die Fohlenelf zum Pflichtsieg auf dem „Betze“. Noch drohen Abgänge wie etwa von Denis Zakaria (24), doch Max Eberl (47) hat auch Neuzugänge im Visier: „Man merkt, es wird intensiver, die Anfragen werden konkreter und das Interesse wird größer.“

VfB Stuttgart: Mit Stammkeeper Kobel und Sturm-Allrounder Nicolás González (23) verließen zwei wichtige Bausteine für insgesamt knapp 40 Millionen Euro den Klub, Deutschlands Olympia-Keeper Florian Müller (23) und Chris Führich (23) sollen die Lücken zum Sparpreis schließen. Die sportlich gute Vorbereitung wurde von Corona-Fällen zeitweise behindert, im Pokal gab es mit dem 6:0 bei Regionalligist BFC Dynamo dann allerdings den höchsten Sieg in Runde eins. Transfer-Mastermind Sven Mislintat (48) hält die Augen dennoch weiter nach Verstärkungen offen – vor allem im Offensivbereich.

TSG Hoffenheim kämpft gegen die Verletzungssorgen

SC Freiburg: Ein neues Stadion, aber kaum neue Spieler. Im Jahr des Umzugs kann Christian Streich (56) zumindest sportlich auf Kontinuität setzen. In der soliden Vorbereitung wurde allerdings auch deutlich, dass die laufende Suche nach jeweils einem neuen Mann für Mittelfeld und Angriff nicht ganz unbegründet ist. Wird Leih-Rückkehrer und Junioren-Nationalspieler Nico Schlotterbeck (21) der Wechselwunsch erfüllt, würde der SC wohl noch einmal Geld für Neuzugänge in die Hand nehmen.

Luftaufnahme des neuen Stadions des SC Freiburg.

Der SC Freiburg spielt ab der Bundesliga-Saison 2021/2022 im neuen Stadion.

TSG Hoffenheim: Praktisch ohne Neuzugänge geht Sebastian Hoeneß (39) in sein zweites Jahr im Kraichgau. Noch wichtiger als Transfers wäre dem Coach aber ohnehin ein Ende der Verletzungs-Misere, die die TSG 2020/2021 die gesamte Saison über verfolgte – und auch in der aktuellen Vorbereitung wieder ereilte. Zumindest die letztjährige Bayern-Leihgabe Chris Richards (21) soll erneut für die Abwehr kommen, noch hängt der Wechsel aber am „Go“ von Nagelsmann.

Mainz 05: Das fünftbeste Rückrundenteam hat die erste Saisonvorbereitung unter Retter-Trainer Bo Svensson (42) hinter sich und will diesmal nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Die Vorbereitung und die Eindrücke unter Svensson weckten Hoffnungen auf eine ruhige Saison, im Pokal folgte allerdings fast die Blamage bei Regionalligist Elversberg. Mit kleinen Anpassungen wie U21-Nationalsieler Anton Stach (22), dem Schweizer EM-Fahrer Silvan Widmer (28) und Kiels Spielgestalter Jae-sung Lee (29) wurde der Kader geschickt verstärkt. Ein vierter Stürmer könnte die Transferperiode in den kommenden Wochen noch abrunden.

Hertha BSC noch verhalten auf dem Transfermarkt

FC Augsburg: Erst rettete er den FCA als Feuerwehrmann im Endspurt vor dem Abstieg, jetzt soll Markus Weinzierl (46) die Fuggerstädter erneut ins Bundesliga-Mittelfeld führen. In der Vorbereitung zeigte sich Augsburg bereits in Torlaune, defensiv gab es ohne Olympia-Verteidiger Felix Uduokhai (23) aber noch bedenkliche Lücken. Diese soll Königstransfer Niklas Dorsch (23) bereits im Mittelfeld stopfen. Der U21-Europameister entschied sich trotz mehrerer lukrativer Angebote für den FCA als nächsten Karriereschritt. Für die Offensive wird dagegen noch ein schneller Mann gesucht.

Hertha BSC: Nach einer Horror-Saison heißt das Ziel für den ambitionierten „Big City Club“ zunächst einmal: Klassenerhalt ohne große Sorgen. Obwohl durch die Abgänge von Jhon Córdoba (28) und Luca Netz (18) die Kassen klingelten, holte der neue Sport-Boss Fredi Bobic (49) mit Suad Serdar (24), Marco Richter (23) und Stevan Joveitc (31) erst drei potenzielle neue Stammkräfte. Ob Rückkehrer Kevin-Prince Boateng (34) unter Pál Dárdai (45) seinen dritten Frühling erlebt, ist offen. Noch suchen die Berliner, die im Pokal in Meppen spät und knapp (1:0) gewannen, fieberhaft nach Verstärkung für die Offensive. Dort trumpfte in der Vorbereitung überraschend Leih-Rückkehrer Davie Selke (26) auf. Matheus Cunha (22) und Dodi Lukébakio (23) gelten dagegen als Verkaufskandidaten.

Kevin-Prince Boateng gibt im Trikot von Hertha BSC Anweisungen.

Kevin-Prince Boateng, hier am 8. August im Pokalspiel beim SV Meppen, ist bei Hertha BSC auf und neben dem Platz als Leader gefragt.

Arminia Bielefeld: Gut und günstig bewegte sich die Arminia auf dem Transfermarkt, mit den drei (ehemaligen) U21-Nationalstürmern Janni Serra (23), Florian Krüger und Robin Hack (beide 22) sowie dem Franzosen Bryan Lasme (22) kam viel Potenzial für wenig Geld. Auch der ablösefreie Alessandro Schöpf (27) könnte sich als guter Griff erweisen. Topscorer Ritsu Doan (23) und Andreas Voglsammer hinterließen vorne allerdings auch eine schwer zu füllende Lücke. Torfestivals wie das 6:3 im Pokal in Bayreuth dürfte es in der Bundesliga eher selten geben. Die Arminia steht für defensiv gut organisierten Fußball und hat die Qualität, um drei Teams hinter sich zu lassen.

1. FC Köln setzt auf Neustart unter Steffen Baumgart

1. FC Köln: Der neue Trainer Steffen Baumgart (49) brachte nicht nur eine neue sportliche Herangehensweise mit, sondern auch viel Optimismus. Nach einer Vorbereitung ohne Niederlage herrscht Aufbruchstimmung am Geißbockheim, auch wenn die Transfer-Aktivitäten von einem engen finanziellen Korsett ausgebremst werden. Das Beinahe-Pokal-Aus bei Regionalligist Jena deutete an, dass dem FC erneut eine schwere Saison bevorsteht. Das Spiel unter Baumgart birgt Risiken, bringt aber auch Chancen mit. Wichtig dafür ist vor allem, dass Neuzugänge wie Timo Hübers (25) und Mark Uth (29) in Abwehr und Angriff voll einschlagen.

Steffen Baumgart umarmt FC-Stürmer Mark Uth im Training.

Mark Uth und Steffen Baumgart, hier am 3. August im Training, sind die großen Hoffnungsträger beim 1. FC Köln.

VfL Bochum: Große Sprünge sind für Bochum beim Bundesliga-Comeback nach elf Jahren nicht drin. Neuzugänge wie Elvis Rexhbecaj (23), Eduard Löwen (24) oder Christopher Antwi-Adjei (27) kamen entweder per Leihe oder zum Nulltarif. Zudem ging Robert Zulj (29) nach einer Sahne-Saison mit 30 Scorerpunkten für eine Mini-Ablöse (350.000 Euro) in die Emirate. Qualitativ sind die Bochumer klarer Abstiegskandidat, deuteten aber in der Vorbereitung auch an, dass sie es der Konkurrenz mit bissigem Spiel alles andere als leicht machen können.

Greuther Fürth: Nach dem Aufstieg wurde das Kleeblatt regelrecht zerpflückt, mit David Raum (23), Anton Stach, Paul Jaeckel (22) und Sebastian Ernst (26) verließen vier wichtige Säulen den Klub, der im Pokal prompt bei Viertligist Babelsberg rausflog. Weil bei den Neuen lediglich Bayern-Leihgabe Adrian Fein (22) und der aus Hoffenheim geliehene Justin Hoogma (23) auf sofortiges Bundesliga-Niveau hoffen lassen, ist Fürth Abstiegskandidat Nummer eins und wird sich nur mit einem kleinen Wunder retten können.