Bei BVB-DebakelDortmund-Coach von Fan bepöbelt – Rose: „Wenn das Kinder hören...“

Marco Rose gestikuliert bei Borussia Dortmund in seiner Coaching-Zone.

Marco Rose ärgerte sich nach dem 2:5 von Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen am Sonntag (6. Februar 2022) nicht nur über die Leistung seiner Mannschaft.

Durch ein Heim-Debakel gegen Bayer Leverkusen hat Borussia Dortmund seine Meister-Chancen in den Promille-Bereich gespielt. Beim 2:5 gegen die Werkself präsentierte sich der BVB in allen Belangen haarsträubend.

von Béla Csányi (bc)

Krachender K.o. im Meister-Kampf für Borussia Dortmund: Im West-Duell blamierte sich der BVB gegen Bayer Leverkusen bis auf die Knochen und muss seine nationalen Titel-Träume schon nach dem 21. Spieltag begraben. Die Werkself setze mit dem furiosen Auftritt am Sonntag (6. Februar 2022) dagegen ein Ausrufezeichen im Rennen um die Champions League.

Die 10.000 Fans im Signal-Iduna-Park, für deren Rückkehr der Klub in den vergangenen Wochen immer wieder bei der Politik getrommelt hatte, erlebten eine böse Überraschung. Schon zur Pause verabschiedeten sie ihre Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine. Mit jetzt wieder neun Punkten Rückstand auf Bayern München ist der Traum von der Bundesliga-Aufholjagd schon wieder ausgeträumt.

Marco Rose spricht über Pöbelei von BVB-Fan

Für den Unmut des eigenen Anhangs hatte BVB-Trainer Marco Rose (45) durchaus Verständnis, sagte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Wenn du als Borussia Dortmund zu Hause fünf Gegentore bekommst, das Spiel verlierst – mehr als verständlich, total nachvollziehbar. Die Leute kommen ins Stadion, um ihre Mannschaft nach vorne zu peitschen, um Fußballspiele gemeinsam zu gewinnen. Und dann legen wir uns alle paar Minuten die Eier da hinten rein.“

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Was ihn aber störte: Ein Fan ließ seinem Frust freien Lauf, brüllte der Dortmunder Bank nicht jugendfreie Flüche entgegen. Rose lieferte sich ein kurzes Wortgefecht mit dem Anhänger, wollte auf Details jedoch nicht eingehen. „Was dazu geführt hat, warum ich mich kurz umgedreht hab auf die Tribüne: Darüber möchte ich lieber nicht reden. Wenn das Kinder hören, dann wird es schwierig“, ging er nur kurz auf die Szene ein.

Marco Reus nach BVB-Debakel gegen Bayer Leverkusen frustriert

Der Frust saß letztlich aber bei allen Dortmundern tief. Schließlich schaffte es Leverkusen mit starker Offensiv-Leistung, den kurzfristigen Corona-Ausfall von Keeper Lukas Hradecky zu kaschieren, während der BVB ohne die verletzten Mats Hummels und Erling Haaland bedenkliche Defizite offenbarte. Nach dem Scheitern in DFB-Pokal und Champions League bleibt der Borussia jetzt noch die Europa League als letztes großes Ziel.

„Katastrophaler Tag für uns, wir sind überhaupt nicht gut ins Spiel gekommen und waren immer einen Schritt zu spät“, bemängelte Kapitän Marco Reus nach Abpfiff bei DAZN. Von Meister-Aussichten wollte er nichts mehr wissen, nachdem er die Bayern zuletzt bei sechs Punkten Rückstand noch nicht enteilt gesehen hatte: „Ich glaube, dass wir andere Themen haben, als jetzt von Bayern zu reden.“

Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen starten mit Eigentoren ins Spiel

Die erste halbe Stunde brauchte sich hinter dem rasanten Samstags-Kick zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig (3:2) nicht zu verstecken. Vier Treffer fielen bereits im ersten Spiel-Drittel, in dem Bayer Leverkusen den BVB dreimal eiskalt erwischte. Danach brannte im Spiel bereits nichts mehr an.

Die Werkself machte nach zehn Minuten den Anfang, allerdings unter gütiger Mithilfe der defensiv überforderten Borussen. Erst vertändelte Dan-Axel Zagadou im Spielaufbau leichtfertig, den folgenden Schuss von Patrik Schick parierte Gregor Kobel dann zwar, allerdings prallte der Ball gegen Mitspieler Manuel Akanji und von dort über die Linie.

Patrik Schick schießt vor dem Eigentor von Borussia Dortmund aufs Tor.

Patrik Schick zieht im Spiel von Bayer Leverkusen bei Borussia Dortmund am Sonntag (6. Februar 2022) vor dem Eigentor von Manuel Akanji ab.

Auf der Gegenseite machte es die Elf von Trainer Gerardo Seoane (43) sechs Minuten später allerdings nicht besser, einen Freistoß von Julian Brandt von der rechten Seite verlängerte Jeremie Frimpong per Kopf ins eigene Tor. Glück für den Rechtsverteidiger: Wiederum nur vier Minuten später schlug Leverkusen erneut zu, diesmal auch in die richtige Richtung. Florian Wirtz schloss einen lehrbuchmäßigen Konter über Diaby, Schick und Bellarabi eiskalt ab und spitzelte die Kugel alleine vor Kobel routiniert ins lange Eck (20.).

Bayer Leverkusen zwingt Borussia Dortmund in die Defensive

Eine Dortmunder Reaktion auf den erneuten Rückstand? Fehlanzeige! Und weil Leverkusen witterte, dass die Gastgeber wankten, machte Bayer offensiv einfach weiter. Als Schick ganz kurz vor dem Strafraum per Foul gestoppt wurde, gab es zwar nur Freistoß, doch den zauberte Mittelfeld-Maschine Robert Andrich von halblinks ungewohnt gefühlvoll über die Mauer und zum 3:1 ins linke Eck (28.)

Nach vier Toren in weniger als einer halben Stunde gönnte sich die Partie eine erste kleinere Verschnaufpause. Beeindruckt von den brandgefährlichen Leverkusener Kontern, ging bei der Rose-Elf bis zum Pausenpfiff Sicherheit vor. Das Resultat: Mehr als ein Fernschuss von Jude Bellingham, den Hradecky-Vertreter Lennart Grill sicher parierte, sprang nicht mehr heraus.

Bayer Leverkusen versetzt Borussia Dortmund früh den Todesstoß

Nach den Pfiffen zur Halbzeit kam der BVB mit Wut im Bauch aus der Kabine, wurde schnell gefährlich und drängte auf den Anschluss. Doch statt Schwarz-Gelb jubelten wieder die Gäste im ungewohnten Blau: Nach einer Ecke, die es eigentlich nicht hätte geben dürfen, klärte Dortmund halbherzig, Jonathan Tah wuchtete daraufhin in der 53. Minute eine sehenswerte Direktabnahme aus zwölf Metern zum 4:1 unter die Latte.

Obwohl für eine Aufholjagd zumindest zeitlich noch alles möglich gewesen wäre, brachten die Gastgeber bis zuletzt keinerlei Spannung mehr ins Spiel. Leverkusen verwaltete routiniert, erhöhte in der 87. Minute sogar noch durch Moussa Diaby auf 5:1.

BVB zeigte sich in Ballbesitz uninspiriert und musste sich in der Schlussviertelstunde in mehreren Szenen weitere Pfiffe von den Rängen gefallen lassen, die nach Abpfiff noch einmal durch das gesamte Stadion schallten. Daran änderte auch das 2:5 durch Joker Steffen Tigges in der Nachspielzeit herzlich wenig.