FC-Stimmen zur Union-PleiteKölns Pechvogel Hübers übt Selbstkritik: „Haben uns abkochen lassen“

Timo Hübers schaut bedröppelt nach seinem Eigentor

Timo Hübers schaut bedient nach seinem Bundesliga-Eigentor am Sonntag (11. September 2022) im Spiel für den 1. FC Köln gegen Union Berlin.

Die erste Bundesliga-Niederlage für den 1. FC Köln bedeutete für die Gäste von Union Berlin den vorläufigen Sprung auf Platz eins der Tabelle. EXPRESS.de hat die Stimmen zum Spiel gesammelt.

von Alexander Haubrichs (ach)Jürgen Kemper (kem)Marcel Schwamborn (msw)

Der 1. FC Köln hat sich am Bundesliga-Sonntag (11. September 2022) an Union Berlin die Zähne ausgebissen und die erste Bundesliga-Niederlage kassiert und rutscht auf Platz sieben ab. Die Stimmen zum Spiel.

FC-Trainer Steffen Baumgart (50): „Union war ein sehr guter Gegner, sie haben uns den Schneid abgekauft. Wir haben keinen Stich gehabt. Sie waren die beste Mannschaft, die seit Langem hier war und haben verdient gewonnen. Es hat nicht funktioniert, wie wir hinten rausspielen wollten. Wir müssen noch viel lernen.“

FC-Offensivspieler Florian Kainz (29): „Es ist immer schwer, gegen Union Berlin Lücken zu finden. Wir hatten anfangs der zweiten Halbzeit eine Riesenchance, ein paar Standardsituationen. Aber letztlich haben wir verdient verloren.“

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...über die taktische Ausrichtung: „Jonas kann überall spielen, auch auf der Zehn. Das Trainerteam überlegt sich immer sehr viel. Aber die erste Hälfte waren wir nicht gut, in der zweiten Halbzeit haben wir alles probiert, aber es letztlich auch nicht geschafft. Die ganze erste Halbzeit haben wir uns den Schneid abkaufen lassen, waren in den Zweikämpfen nicht giftig genug. Sie waren hoch überlegen. Wir haben beide während der Woche gespielt, also kann das auch keine Ausrede sein.“

...über Kilians Foul und die Gelb-Rote Karte: „Luca muss das Foul nicht machen, er wird draus lernen und es das nächste Mal besser machen. Es ist schon das zweite Mal diese Saison passiert, nach Fehervar, dass wir einen Mann verlieren. Das darf nicht passieren, jetzt fehlt uns in Bochum ein wichtiger Spieler.“

Kingsley Schindler: „Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“

FC-Profi Kingsley Schindler (29) über das Spiel: „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es war ein sehr schwieriges, intensives Spiel. Der Gegner stand hinten gut drin. Das war das Problem heute. Wir haben nicht die Lösungen gefunden, obwohl wir ein paar Chancen hatten, die wir nutzen hätten können und vielleicht auch müssen. Wenn Union in Führung geht, dann noch tiefer steht als ohnehin schon, dann wird umso schwieriger, das Ding noch zu drehen. Kompliment an Union, wie sie es machen. Es ist kein guter Fußball, aber effektiver Fußball. Die klar bessere Mannschaft waren in meinen Augen wir.“

…auf die Frage, ob die Geschehnisse vom Donnerstag noch in den Köpfen waren: „Nein, auf gar keinen Fall. Wir sind am Donnerstag nach all den Sachen, die da vorgefallen sind, rausgekommen und haben ein ganz gutes Spiel gemacht. Man hat da schon gesehen, dass es nichts damit zu tun hatte. Wir haben es abgeschüttelt. Weil wir auch wussten, dass es nicht die Fans waren, die uns sonst immer unterstützen. Sondern dass es irgendwelche Vollidioten waren, die da Ärger gemacht haben. Von daher hat das nichts mit heute zu tun.“

…auf die Frage, ob die Doppelbelastung die Kräfte schwinden lassen hat: „Nein, wir hatten ja schon die zweite englische Woche. Wir haben gut rotiert, die Jungs sind frisch. Das liegt auf jeden Fall nicht daran.“

Steffen Tigges: „Habe jetzt keinen Freifahrtschein“

FC-Stürmer Steffen Tigges (24) über das Spiel: „Man hat schon gemerkt, dass Union uns vor allem in den ersten 15, 20 Minuten seinen Spielstil aufgezwungen hat. Da haben wir nicht die Lösungen gefunden. Wir haben alles reingehauen, wir wollten unbedingt. Trotz der Belastung mit der englischen Woche sind wir marschiert und haben alles reingeknallt. Aber leider, ohne vorne die großen Torchancen zu haben. Wir wussten, dass sie extrem schwer zu bespielen sind und wenige Chancen zulassen. Die Einstellung hat bei uns jedenfalls gestimmt. Und darauf müssen wir aufbauen.“

…auf die Frage, ob es mental und körperlich am Ende einfach zu viel war: „Da hatte ich nicht das Gefühl. Union hat ja genauso unter der Woche international gespielt. Und wir haben ein bisschen durchrotiert. Heute ist einfach nicht so viel zusammengelaufen wie sonst. Wir müssen mal schauen, woran es gelegen hat, dass wir unsere Abläufe heute nicht so richtig auf den Platz bringen konnten.“

…über den taktischen Plan gegen Union: „Wir wollten immer wieder tief hinter die letzte Linie spielen, um sie in Bewegung zu halten. Wir wussten, dass wenn wir vor die Kette spielen, dass sie da extrem giftig und an Mann sind. Dass man da wenige Bälle festmachen kann, grad in der Luft. Deswegen wollten wir sie ins Laufen bringen. Ich glaube, am Ende haben sie es einfach gut gemacht, uns früh unter Druck gesetzt, dass wir kaum in die Räume im letzten Drittel gekommen sind.“

…auf die Frage, ob ihm Baumgart seinen Bank-Startplatz erklärt hat: „Das hat er nicht erklärt. Aber das braucht er auch nicht erklären, das ist seine Entscheidung. Und Flo (Dietz, Anm. d. Red.) und ich sind beide ähnliche Spieler-Typen. Und da wussten wir vorher, dass in den englischen Wochen viel rotiert wird und wir uns da abwechseln. Insofern ist das ganz normal und völlig ok. Nur weil ich jetzt mal ein Tor geschossen habe, habe ich nicht einfach einen Freifahrtschein.“

Christopher Trimmel: „Dann hat gegen uns jeder Gegner Probleme“

FC-Pechvogel Timo Hübers (26): „Ich fühle mich ausgelaugt, wir sind noch mal angerannt, auch nach der Gelb-Roten-Karte. Das Eigentor ist zwar scheiße, und ich kann es vielleicht auch besser machen, aber das gehört als Verteidiger irgendwie dazu. Wir haben zehn Minuten nicht gut gespielt, sind 70, 80 Minuten angerannt und Union hat den Bus vorm Tor geparkt. So verlieren wir dann 0:1. Was Einsatz und Leidenschaft anbelangt, haben wir alles in der zweiten Halbzeit reingebracht. Vor der Pause haben wir uns ein bisschen abkochen lassen.“

Unions Kapitän Christopher Trimmel (35): „Wir haben einen Lauf. Wir sind die Mannschaft mit dem wenigsten Ballbesitz, aber so haben wir auch schon gegen Leipzig und Bayern gespielt. Die Defensivarbeit ist unsere Stärke, aber offensiv müssen wir noch zulegen. Wenn der Verbund passt, die Abstände passen, die Abstimmung stimmt, dann hat gegen uns jeder Gegner Probleme, deshalb stehen wir da, wo wir jetzt stehen. International haben wir ein schlechtes Spiel gemacht, jetzt haben wir es besser gemacht.“

Unions Keeper Lennart Grill (23): „Mein Einsatz war sehr kurzfristig. Aber das kommt vor. Ich habe die Zeit genutzt, um mich gut vorzubereiten. Zu null: Das hat dann geklappt mit der Vorbereitung. Die zehn Minuten vor der Pause haben wir ein bisschen um den Ausgleich gebettelt. Wir machen momentan aus den Chancen, die wir haben, viel – und stehen hinten gut.“

Union-Trainer Urs Fischer (56): „Ich nehme das Lob von Steffen gerne an, er liegt nicht falsch, dass der Sieg verdient ist. Wir waren griffig, gut gegen den Ball, hätten höher führen können. Nach der Pause brauchten wir zehn Minuten und einen Torwart. Dann war es wieder kontrollierter, die Einwechselspieler haben dann auch geholfen.“