Strafe für mutiges Zeichen?Bundesliga-Profi kritisiert eigenes Land scharf und riskiert WM-Platz

Bayers Sardar Azmoun (m.) schaut hoch auf die Anzeigetafel im Stadion von Bayer Leverkusen.

Bayers Sardar Azmoun (m.) mit seinem Teamkollegen am Aufwärmen vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim am 20. August 2022.

Im Iran protestieren aktuell tausende Menschen gegen die Diskriminierung von Frauen. Der Iraner und Leverkusener Sardar Azmoun schloss sich an und riskiert damit nicht nur seine WM-Teilnahme.

Ungeachtet der Konsequenzen hat sich Bayer Leverkusens iranischer Nationalspieler Sardar Azmoun (27) wegen der Missachtung von Frauenrechten im Golfstaat mit den Herrschern in seinem Heimatland angelegt.

Der 27-Jährige möchte sich mit den tausenden Menschen solidarisieren, die gegen das islamische Herrschaftssystem und die systematische Diskriminierung von Frauen protestierten. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini.

Sardar Azmoun: „Schämt euch alle, wie leichtfertig Menschen ermordet werden.“

Die junge Frau wurde von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen und erlag in Polizeigewahrsam ihren dort erlittenen schweren Verletzungen.

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„Schämt euch alle, wie leichtfertig Menschen ermordet werden. Lang leben die iranischen Frauen“, schrieb Azmoun in seinem inzwischen wieder gelöschten Posting zwei Tage nach Irans 1:0-Länderspielerfolg in Österreich gegen Uruguay: „Wegen der Regeln der Nationalmannschaft durften wir nichts sagen, aber ich kann kein Schweigen mehr ertragen. Die ultimative Bestrafung wäre, dass sie mich aus dem Team werfen, was aber ein kleines Opfer im Vergleich zu jeder einzelnen Haarsträhne einer iranischen Frau wäre.“

Die Folgen seiner Unterstützung für die vielen Demonstrantinnen und Demonstranten in der iranischen Metropole Teheran und zahlreichen anderen Städten des Landes sind tatsächlich noch unklar. Ob der in seinem Geburtsland als Superstar verehrte Angreifer am Dienstag (27. September) im nächsten WM-Test wiederum in Österreich gegen Senegal noch zum Aufgebot gehört, war zunächst fraglich. Ebenso wie die Frage, ob Azmoun um seine Teilnahme am bevorstehenden WM-Turnier in Katar (20. November bis 18. Dezember) bangen muss.

Bayer Leverkusen stellt sich hinter Azmoun

Andererseits hatte Azmoun, der seit Ende Januar für Leverkusen spielt, drei Tage nach seiner ersten Kritik am Mullah-Regime wegen Aminis Tod („Wenn das Muslime sind, möge Gott mich zum Ungläubigen machen“) zumindest noch gegen Uruguay auflaufen dürfen.

In Leverkusen stellte sich Sportgeschäftsführer Simon Rolfes (40) hinter den 62-maligen Nationalspieler. „Ich hatte Kontakt mit Sardar. Er wollte vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in seinem Heimatland die iranischen Frauen und Frauen im Allgemeinen unterstützen“, sagte der Ex-Profi am Montag (26. September 2022) der „Rheinischen Post“.

Der 40-Jährige weiter: „Er solidarisiert sich sehr mit der weiblichen Bevölkerung Irans. Und natürlich unterstützen wir Sardars persönliches Engagement, weil er sich damit für die Wahrung und Stärkung demokratisch legitimierter Grundwerte einsetzt.“ (SID, fr)