FC im Hightech-Spiel gegen MilanKeller: „Wird es unter meiner Verantwortung so nicht mehr geben“

Timo Hübers ist mit einer Bodycam beim Testspiel des 1. FC Köln gegen den AC Mailand ausgerüstet.

Timo Hübers war mit einer Bodycam am Samstag (16. Juli 2022) beim Testspiel des 1. FC Köln gegen den AC Mailand ausgerüstet.

Für den 1. FC Köln ging es beim „Innovation Game“ am Samstagabend gegen Weltklub AC Mailand zum „Telekom-Cup 2022“. Dabei gab es viele Neuerungen für die Fans im Stadion und vor den TV-Geräten.

von Tobias Schrader (tsc)Martin Zenge (mze)

Das Hightech-Spiel des 1. FC Kökn gegen den AC Mailand. Im Rahmen des sogenannten „Innovation Game“ war der italienische Meister am Samstagabend (16. Juli 2022) beim FC zu Gast.

Milan gewann durch einen Doppelpack von Olivier Giroud (16./36.) mit 2:1. Der eingewechselte Florian Dietz (86.) köpfte kurz vor Schluss den Anschlusstreffer für den FC.

„Innovation Game“ beim 1. FC Köln: Body-Cams, Mikrofone, spezielle Sohlen

Es war gewiss kein „normales“ Testspiel: Beim „Telekom-Cup 2022“ wurden für die Fans im Rhein-Energie-Stadion und vor den TV-Geräten insgesamt 20 neue Technologien ausprobiert. Mehr als ein Jahr hatten Arbeitsgruppen des 1. FC Köln und der Telekom das Spiel vorbereitet.

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Bei der TV-Übertragung auf MagentaSport waren zusätzliche Live-Statistiken, mehrere neue Kamera-Perspektiven – FC-Abwehrmann Timo Hübers (25) und Stürmer Tim Lemperle (20) trugen eine Body-Cam – sowie verkabelte Spieler zu sehen und zu hören.

Hübers später: „Man hatte schon einen Panzer an sich, auch wenn es nicht so krass eingeschränkt hat, dass ich ein anderes Spiel gespielt habe.“

Gewöhnen muss sich der FC-Verteidiger an die Body-Cam nicht, Sportboss Christian Keller (43) stellte am Sonntag (17. Juli) am Rande des nächsten Testspiels in Offenbach klar: „Bei den Innovationen auf dem Rasen habe ich eine recht klare Meinung: Fußball soll Fußball bleiben. Und da will ich keinen Spieler, der eine Kamera anhat oder ein Mikro an sich trägt oder sonst irgendwas. Das wird es so in der Form zumindest bei uns unter meiner Verantwortung nicht mehr geben.“

Anders könnte es bei den Schiedsrichtern aussehen. Sascha Stegemann (37) trug gegen Mailand am Headset eine „Ref-Cam“. Diese soll nicht nur Unterhaltungszwecken dienen, sondern auch dem Unparteiischen selbst zur Überprüfung des richtigen Blickwinkels.

Für Köln-Coach Steffen Baumgart (50) durchaus sinnvoll: „Die Trainer haben ja immer das Gefühl, dass man alles sehen muss. So sieht man wirklich mal den Blickwinkel des Schiedsrichters. Diese Technologie passt für mich, bei allem anderen werden wir sehen, wo wir uns hinentwickeln.“

Kölsch zum Selber-Zapfen im Rhein-Energie-Stadion

Einige Profis liefen zudem mit speziellen Sohlen in den Schuhen auf, die verschiedenste Tracking-Daten erfassen. Unter anderem, wie oft welcher Fuß benutzt wird. Keller: „Diese Sohlen stören die Jungs nicht. Ob die Daten in die Praxis einfließen, werden wir sehen.“

Der FC beobachtete vor allem die Technologien abseits des Rasens mit großem Interesse. Beispielsweise das Selber-Zapfen von Kölsch oder ein Programm, das zeigt, an welchem Kiosk die Schlange gerade am kürzesten ist.

Klaus Werner (54), Finanz-Geschäftsführer der Telekom, im Vorfeld der Partie: „Wir wollen mal ausprobieren, was es für neue Perspektiven gibt. Wir wollen den Fußball noch hautnaher erleben, aber natürlich nicht zulasten der Spieler. Da müssen wir die richtige Mischung finden.“

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„Innovation Game“ als WM-Probelauf – Probleme beim Stream

Der Telekom diente das Testspiel zugleich als Probelauf für die WM-Berichterstattung auf MagentaSport, wo einige der Technologien angewendet werden sollen – allen voran die Erfassung von Live-Daten.

Samstag waren in der TV-Halbzeitpause mehrere der neuen Features zu sehen. Die Einblendungen zu Angriffszonen und Tiefenläufen kannten Fußball-Fans teilweise schon aus der Bundesliga. Einen mit Mikrofon verkabelten Mark Uth (30) dagegen nicht. Zu hören war unter anderem, wie er zu Schiri Stegemann mit einem Augenzwinkern sagte: „Im Zweifel für die Heimmannschaft bitte, ja?“

Mit seinen Mitspielern ging Uth härter ins Gericht. „Timo, was machst du?“, brüllte er Richtung Hübers. Auch mit Trainer Baumgart sprach der Offensivmann kurz am Seitenrand. „Wir können nicht diese Bälle spielen“, sagte der Coach zu Uth, meinte wohl die leichten Ballverluste vor den Gegentoren.

Aus den Body-Cams von Hübers und Lemperle gab es wenig überraschend sehr verwackelte Bilder. Da wurde einigen Zuschauerinnen und Zuschauern schwindelig...

Bitter: Ausrechnet beim „Innovation Game“ hakte der kostenlose Magenta-Stream im Netz, fiel teilweise aus. „Wir entschuldigen uns für die aufgetretenen Störungen“, twitterte MagentaTV nach Abpfiff.