Ex-Höhner-Frontmann in neuer Rolle„Geiler kann es nicht sein“

Ein Mann mit Schnäuzer steht neben einer Frau.

Henning Krautmacher spielt einen Alt-68er-Lehrer, Veronica Ferres die Schulleiterin.

Henning Krautmacher ist immer für eine Überraschung gut. Jetzt ist der Ex-Höhner-Frontmann in eine neue Rolle geschlüpft.

von Daniela Decker  (dd)Marcel Schwamborn  (msw)

Nanu, was ist denn da los? Gerade erst wurde das neue designierte Dreigestirn mit Prinz Niklas, Bauer Clemens und Jungfrau Aenne vorgestellt, da taucht der ehemalige Frontmann der Höhner im Prinzen-Ornat auf. Was hinter dem Auftritt als Prinz mit Gitarre steckt, was Veronica Ferres damit zu tun hat und wie Filmproduzent und Regisseur Lutz Heineking jr. das heimliche Talent von Henning Krautmacher entdeckt hat, darüber erzählen die beiden im exklusiven EXPRESS.de-Gespräch. An der Seite unter anderen von Veronica Ferres, Nadja Becker und Johanna Gastdorf, stand Henning Krautmacher als Pauker vom alten Schlag für die ZDF-Komödie „Andere Eltern – Die 1. Klasse“ (Ausstrahlung 24. Juli 2025, 20:15 Uhr im ZDF), vor der Kamera. Die scharf beobachtete Gesellschaftssatire, die auf die Serie „Andere Eltern“ (2019–2020) basiert, ist ein ehrlicher, aber humorvoller Blick auf Erziehungswahn, Schulpolitik und Selbstverwirklichung im Klassenzimmer.

Mehrere Menschen stehen vor einem Kiosk.

Regisseur Lutz Heineken jr. (M.) mit dem Ensemble von "Andere Eltern – die 1. Klasse".

Alles dreht sich um ein Kölner Helikoptergeschwader, das davon überzeugt ist, dass das deutsche Bildungssystem gescheitert ist. Denn auf der Suche nach einer Grundschule für ihre Pänz, haben die Eltern nichts Gescheites gefunden. Daher gibt es nur eine Lösung: die „Freie Schule Nippes“. Da die Schule vor dem finanziellen Kollaps steht und notorisch unterbesetzt ist, lässt die Leiterin der Grundschule, die gespielt wird von Veronica Ferres, es zu, das sich die Helikopter-Eltern nicht nur in die Schule einkaufen, sondern auch selber unterrichten – schließlich kann das ja nicht so schwer sein – ist ja nur Grundschulstoff. Und die damalige Gründung einer eigenen Kita hat ja auch funktioniert.

Kurz vor Drehbeginn kam Regisseur witzige Idee – Rolle für Krautmacher

Anderthalb Wochen vor Drehbeginn hatte Regisseur Lutz Heineking jr. (Agentur „eitelsonnenschein“) plötzlich die witzige Idee, die Film-Eltern mit einem Alt-68er-Lehrer zu konfrontieren. „Ohne lange nachzudenken, kam ich auf Henning Krautmacher. Der ist Rentner, hat Zeit und ist offen, den kann man fragen“, lacht Heineking.

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Krautmacher schätzte er als einen Menschen ein, der beim „Fernsehgarten“ das Herzliche herausholt und sobald der Auftritt fertig ist, ein anderer ist. „Da treff ich den Typen das erste Mal persönlich und der ist eins zu eins so. Dadurch hatte ich am Anfang so meine Bedenken, denn wen er sich nicht verstellen kann, kann er dann überhaupt schauspielern? Denn der Lehrer Kleefisch ist schon ein anderes Kaliber, als der Henning den ich kennengelernt habe.“ Was zu Beginn eher ein Experiment war, entwickelte sich während der Dreharbeiten zu einer richtigen Rolle, die ausgebaut wurde: „Henning ist definitiv ein Naturtalent. Das war einfach der Hammer als er plötzlich total abgenervt seinen Ausraster im Lehrerzimmer bekommt und in Wut seine Kaffeetasse über den Kopf von Jannos (Jasin Challah) ausschüttet.“

Eigentlich ist es die Aufgabe eines Regisseurs, dass sich so eine Situation nicht hochschaukelt. „Ich habe in dem Moment nur gedacht, das ist klasse, mal schauen, wo es hingeht. So eine Energie, geiler kann es nicht sein“, schmunzelt der Regisseur.

Henning Krautmacher stand bei Dreharbeiten vor zwei Problemen

Bei den Dreharbeiten stand Henning gleich vor zwei Problemen: „Erstens kein Drehbuch und zweitens, ich kam genau wie Veronica Ferres in ein eingespieltes Team. Ich dachte nur ‚boh‘, sind die alle spontan. Zurückhaltend und quasi wie ein kleines Kind habe ich ausgetestet, wie weit ich gehen kann. Gegipfelt ist das ganze dann in der Eskalation im Lehrerzimmer. Ich wusste absolut nicht, was daraus wird. Im schlimmsten Fall wäre die ganze Meute über mich hergefallen und hätte geschrien: willst du uns die Produktion sprengen? Mir war einfach danach, die mal so richtig anzubrüllen, dass die dadurch so ausgeflippt sind und sich gegenseitig fast in die Fresse gehauen haben – darüber war ich echt geplättet. Ich dachte nur, sind das Profis.“

Und dann fängt Henning an zu schwärmen: „Ich gestehe, mit Veronica Ferres gemeinsam vor der Kamera zu stehen, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Das ist schon eine tolle Frau und Schauspielerin.“

Lachen ist für den ehemaligen Frontmann kein Problem: „Das mache ich ein Leben lang aus tiefstem Herzen, aber böse werden, ist schon eine ganz andere Nummer für mich.“ Neben jede Menge Spaß hat Henning auch sehr viel gelernt. „Was Spaß macht, das will man doch immer wieder machen, daher – ich bin für alles offen, was vielleicht noch kommen wird.“

Lutz Heineking hat da auch schon eine spontane Idee: „Ich könnte mir Henning unter anderem absolut in einer Fortsetzung des kölschen Kommissars Klefisch, der im Ursprung von Willi Millowitsch gespielt wurde, vorstellen.“

Zwei Männer sitzen vor einem aufgeschlagenen EXPRESS mit der Schlagzeile „Henning ist jetzt Pauker“.

Lutz Heineking jr. (l.) sitzt am Schreibtisch seiner Produktionsfirma „eitelsonnenschein“ in Nippes und freut sich gemeinsam mit Henning Krautmacher über einen Bericht im EXPRESS mit der Schlagzeile „Henning ist jetzt Pauker“.

Bleibt noch die Frage, wie kam es zu der Szene im Prinzen-Ornat samt Gitarre? „Ich war sofort Feuer und Flamme von der Idee und habe gesagt: Ja, das ist der Humor, wie ich ihn auch mag. Dieses genehmigt zu bekommen, war aber nicht so einfach, schließlich nimmt man das mit der Heiterkeit in Köln ernst.“

Ein Mann trägt ein Prinzen-Ornat.

Henning Krautmacher im original Prinzen-Ornat von Michael Gerhold, der 2018 Kölner Prinz war.

Und weiter: „Der Kölner Prinz des Session 2018, Michael Gerhold, hat mir sein original Ornat geliehen, aber ohne die Erlaubnis vom Kölner Festkomitee, wäre es nicht möglich gewesen, dieses Prinzenkostüm im Film darzustellen.“

Und so steht Henning als Prinz im Krippenspiel, singt „Gloria in excelsis deo“ und rettet nebenbei den Erhalt der Schule: „Am Ende ist es doch das Wir-Gefühl, das das Wichtigste überhaupt ausmacht, dass man bei allen Querelen und falschem Demokratiedenken und über Helikopter-Eltern am Ende doch immer wieder auf den Punkt kommt: Wir können es nur gemeinsam schaffen.“