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KommentarMehr Stars, mehr Spannung: Was König Fußball vom Football lernen muss

Quarterback Joe Burrow von den Cincinnati Bengals sitzt auf den Schultern von Mannschaftskamerad Tyler Shelvin.

Cincinnati-Quarterback Joe Burrow feiert am 30. Januar 2022 den spektakulären Sieg in Kansas City mit Teamkollege Tyler Shelvin.

Nach einer packenden Saison jagt in der NFL ein Playoff-Thriller den nächsten. Das Football-Spektakel packt auch hier immer mehr Fans. Für den Fußball und die Bundesliga ein Grund zu Sorge. Unser König Fußball muss dazulernen, findet unser Autor in seinem Kommentar.

von Alexander Haubrichs (ach)

Mit den zwei mega-spannenden Conference Finals blickt die Saison in der NFL ihrem Ende und damit dem ultimativen Höhepunkt entgegen: dem Super Bowl.

Auch am vorletzten Football-Wochenende der Saison zeigte sich wieder die auch hierzulande rasant steigende Beliebtheit für den Lieblingssport der US-Amerikaner – mit Marktanteilen von bis zu 25 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. In der Bundesliga beobachtet man die Entwicklung mit besorgtem Interesse, denn „König Fußball“ muss plötzlich um die Gunst des Publikums kämpfen. 

In der Begeisterung über den Thriller zwischen den Kansas City Chiefs und den Cincinnati Bengals um den Einzug in den Super Bowl begründete Ran-NFL-Experte Patrick „Coach“ Esume (47) in einer flammenden Rede die Attraktivität seines Sports.

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„Es ist die Leistungsdichte aller Teams in der Liga durch das ausgeklügelte System.“ Sie sorgten für die Herzschlag-Duelle auch in den Halbfinals. „Durch die Draft-Regelungen gibt es eine große Ausgeglichenheit, jeder kann jeden schlagen.“

Die Gegensätze der Super-Bowl-Gegner Bengals und Rams

Der Durchmarsch der Bengals – als krasser Außenseiter mit einer blutjungen Mannschaft in die Playoffs gestartet – war da der beste Beweis. Final-Gegner L.A. Rams ist nur scheinbar ein Gegen-Beispiel: Ja, sie haben sich die Teilnahme für das Finale im eigenen Stadion mit aller Macht durch abgegebene Spielerrechte und viel Geld erkauft, aber der Preis war die Zukunft ihres Teams, das erst mal kleinere Brötchen wird backen müssen. Das Endspiel verspricht viel Spannung und krasser könnten die Gegensätze der Finalgegner nicht sein. 

Selbst in der regulären Saison war der Kampf um den Einzug in die K.o.-Spiele derart spannend und umkämpft, dass sich selbst Fußball-Traditionalisten dem Bann der Sportart trotz aller Kommerzialisisierung, dem teils kitschigen US-Amerikanismus und den militärischen Untertönen nicht entziehen können.

Wettbewerb in der Bundesliga ist kaputt

Das liegt auch daran, dass man in der NFL das bekommt, was in der Bundesliga seit nunmehr fast zehn Jahren nicht mehr existent ist: ein funktionierender Wettbewerb auch um den Meistertitel. Und wenn es eine Lehre aus dem Hype um das Football-Ei gibt, dann der, dass die Show neben den Super-Stars vor allem von ihrer Spannung lebt.

Die aktuelle Transferperiode im Fußball zeigt derweil wieder allzu deutlich, dass sich durch die Corona-Krise die Kräfte noch weiter zu jenen Klubs verschoben haben, die mit dem Geld von Eignern oder Investoren arbeiten können – und weg von jenen Klubs, die einen Großteil ihrer Einnahmen über Zuschauer-Einnahmen und Merchandising generieren müssen. International kaufen Klubs wie Newcastle oder Liverpool dick ein, national agieren Wolfsburg oder Augsburg mit Investoren-Geld, während Vereine wie der 1. FC Köln mit ihren Deals versuchen, den Personal-Etat gesundzuschrumpfen.

Bundesliga: Können Playoffs für mehr Spannung sorgen?

Doch wie kann die Bundesliga wieder spannend werden? Dass der Markt kaputt ist und sich nicht mehr von selbst heilen kann, hat selbst der Macher der Bayern-Dominanz, Uli Hoeneß, inzwischen eingesehen. Ein Draft-System aber ist angesichts der Struktur des europäischen Sports und des Arbeitsrechts nicht durchsetzbar. Für die DFL ist guter Rat teuer.

Ein erster Schritt könnten hier in Deutschland tatsächlich Playoffs sein. Um die reguläre Meisterschaft nicht abzuwerten, könnte die Abschlusstabelle für die Europacup-Plätze zählen, der Meister würde aber in Entscheidungsspielen ermittelt, was zumindest die Chancen auf ein Durchbrechen der ewigen Bayern-Dominanz erhöhen würde – und die Zuschauer vor die Bildschirme locken würde.

Fußball muss den Kapital-Abfluss begrenzen

Doch den Vereinen müsste es langfristig zudem gelingen, dass der seit dem Bosman-Urteil immer massivere Kapital-Abfluss an die Spieler in irgendeiner Weise begrenzt wird und so der zu verteilende Kuchen für alle Klubs wieder größer wird. Denn schon jetzt ist klar: Die TV-Geld-Spirale wird sich nicht unendlich nach oben drehen, dass DAZN und Sky zu teils massiven Preiserhöhung gezwungen sind, liegt auch daran, dass die erhofften Kunden wegbleiben.

Der Fußball muss also dringend vom Football lernen, ohne dabei seine Ideale zu verkaufen. Denn dass es in der NFL nur und ausschließlich ums Geschäft geht, das ist auch jedem klar. Es braucht mehr Stars, mehr Spannung, mehr Ausgeglichenheit – mehr Spektakel halt. Dann werden sich die Fans auch weiter am König Fußball erfreuen.