Nach Van-Bommel-EntlassungEx-FC-Sportchef Schmadtke: „Wie eine Niederlage für mich“

Jörg Schmadtke, Geschäftsführer Sport beim VfL Wolfsburg, steht im Stadion.

Jörg Schmadtke am 7. März 2020 auf der Tribüne in der Wolfsburger Volkswagen-Arena.

Der VfL Wolfsburg hat sich von Trainer Mark van Bommel getrennt. Am Montag sprach Sport-Geschäftsführer über die Entlassung und sieht sich als Verlierer.

Wolfsburg. Es war die große Überraschung am Sonntag (24. Oktober 2021) in der Fußball-Bundesliga: Der VfL Wolfsburg hat sich von Trainer Mark van Bommel (44) getrennt!

Sein bisheriger Assistent Michael Frontzeck (57) übernimmt die Wölfe nun vorerst interimsweise. Die Gespräche rund um die Nachfolge des am Sonntag beurlaubten Niederländers laufen bereits auf Hochtouren. Aber Frontzeck wird aber vermutlich beim Bundesliga-Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Bayer Leverkusen auf der Bank sitzen.

Jörg Schmadtke: Trennung von van Bommel „wie eine Niederlage für mich“

Anfang kommender Woche könnte schon feststehen, wer die sportliche Talfahrt beim Bundesliga-Neunten beenden soll. Wer auch immer es werden wird: Für Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke (57) fühlt sich die Trennung „wie eine Niederlage für mich“ an.

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„Wir haben mit der Verpflichtung andere Dinge verbunden als die, die wir hinbekommen haben. Es war de facto so, dass die Dinge, die man gemeinschaftlich versucht hat, nicht funktioniert haben“, sagte der 57-Jährige am Montag (25. Oktober).

VfL Wolfsburg hat durch Pokal-Aus mehr Zeit

Kurios: Van Bommel selbst hat, ohne es seinerzeit ahnen zu können, durch seinen Wechselfehler im DFB-Pokal dafür gesorgt, dass der VfL Wolfsburg bei der kniffligen Entscheidung über seine Nachfolge nicht unter extremem Zeitdruck steht. Der 44-Jährige hatte im Erstrundenspiel gegen Preußen Münster verbotenerweise einen sechsten Spieler eingewechselt.

Die Partie ging nachträglich am Grünen Tisch verloren. Nun verschafft diese eigentlich ärgerliche Pokalpause Schmadtke und auch VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer (37) „Zeit und Gestaltungsmöglichkeiten“, wie Schmadtke selbst formulierte.

VfL-Kapitän Koen Casteels: „Ich werde im Training mitcoachen“

Dass auch Teile des Wolfsburger Teams offensichtlich bei van Bommel eine klare Richtlinienkompetenz vermissten, deutete Torhüter Koen Casteels (29) bereits nach der 0:2-Heimniederlage am vergangenen Wochenende gegen den SC Freiburg an. „Ich werde im Training mitcoachen“, kündigte der Mannschaftskapitän mit Blick auf die kommenden Tage an. Man müsse „die Woche nutzen, um Dinge klar anzusprechen.“

Dies wird nun ein anderer Coach tun müssen. Denn unter van Bommel ging es zuletzt sportlich nur noch bergab: Acht Pflichtspiele ohne Sieg, vier Bundesliga-Niederlagen hintereinander. Schmadtke warnend: „Wir müssen aufpassen, dass uns die Saison nicht wie Sand in den Fingern zerrinnt.“

Jörg Schmadtke hatte bei Trainerwahl kein glückliches Händchen

Aber: Der neue Mann hat noch alle Chancen, den mittlerweile verpatzten Saisonstart der Wölfe auszubügeln. Noch fehlen den Norddeutschen nur vier Punkte bis zum Champions-League-Platz vier. Und auch in der Königsklasse haben es die Norddeutschen sportlich immer noch selbst in der Hand, aus eigener Kraft in Europas Könisgklasse zu überwintern.

Dennoch ist die Trennung auch ein klarer Beleg dafür, dass Schmadtke diesmal bei der Trainerwahl kein glückliches Händchen hatte. Van Bommels Vorgänger Bruno Labbadia und Oliver Glasner kamen zwar menschlich nicht mit dem 57-Jährigen klar, aber sie retteten die Wölfe vor dem Abstieg (Labbadia) und führten sie in die Champions League (Glasner).

Und auch die nackten Zahlen sind eindeutig: Unter dem vorzeitig zum Ligakonkurrenten Eintracht Frankfurt gewechselten Österreicher sammelten die Wolfsburger 1,67 Punkte pro Partie, mit Labbadia waren es immerhin 1,52. Van Bommel kam nur auf schlappe 1,15 Zähler. (sid)