Neue Lust an LänderspielenFlick schürt WM-Hoffnungen: Drei Spieler sammeln Pluspunkte

Thomas Müller und Nico Schlotterbeck lachen zusammen auf dem Platz.

Gute Laune nach dem Unentschieden: Thomas Müller hat Spaß mit Nico Schlotterbeck nach dem Spiel am 29. März 2022.

Im neunten Länderspiel reißt Hansi Flicks Siegesserie. Aber der Bundestrainer spricht seiner Mannschaft nach dem 1:1 gegen Erzrivale Holland „ein Riesenkompliment“ aus.

von Marcel Schwamborn (msw)

Für Hansi Flick (57) ging es nur ganz kurz zurück nach Bammental. Einmal den Koffer umräumen und schon sitzt er am Donnerstag (31. März 2022) wieder im Flieger. Es geht zur WM-Auslosung nach Katar (Freitag, 1. April, ab 17.55 Uhr/ARD). Wenn der Spielplan feststeht, kann die Turnier-Planung im DFB-Team konkretisiert werden.

Der Bundestrainer kann mit einem guten Gefühl nach Doha jetten. Die jüngsten Länderspiele gegen Israel (2:0) und in den Niederlanden (1:1) haben den Trend bestätigt. Unter Flick ist die Nationalmannschaft in neun Spielen noch ungeschlagen. Und: Diese Truppe vermittelt den Fans wieder Freude. 8,82 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen dies am TV.

„Wir wollen den Weg, den wir bestreiten, weitergehen, weil ich glaube, wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg“, sagte Flick in Amsterdam. Die neue Nationalmannschaft verspricht vieles. Junge, hochtalentierte Kicker stehen da auf dem Rasen, angeführt von Routiniers wie Manuel Neuer (36) und Thomas Müller (32). „Die Richtung stimmt. Das Gefühl an sich ist gut“, urteilte Torschütze Müller.

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Dass sich die DFB-Elf in der heißen Atmosphäre von Amsterdam über fast 70 Minuten so gut verkauft hat und bis zum Ausgleich die Partie dominierte, ist ein gutes Zeichen. „Einfach erfrischend“, nannte Flick den Auftritt beim ersten echten internationalen Gradmesser. „Ich weiß, dass wir über 90 Minuten diese Leistung abrufen müssen. Aber die Intensität von der Mannschaft war enorm hoch“.

Hansi Flick: „Der Kader wird immer größer“

Vor allem angesichts der Tatsache, dass mit Joshua Kimmich (27), Serge Gnabry (26), Leon Goretzka (27), Niklas Süle (26), Florian Wirtz (18), Marco Reus (32) und Karim Adeyemi (20) sieben Spieler fehlten, die Flick spontan als normalerweise sichere WM-Teilnehmer aufzählte. „Jeder Einzelne, der hier war, hat Qualität, um die Mannschaft zu bereichern. Der Kader wird immer größer. Das ist für uns Trainer hervorragend, wenn man dann auch Auswahl hat an Qualität. Es macht es für uns Trainer ein bisschen schwieriger, aber ist für die Qualität im Team gut“, unterstreicht Flick.

Drei Spieler konnten den Länderspiel-Doppelpack besonders zur Eigenwerbung nutzen. Innenverteidiger Nico Schlotterbeck (22), der lange auf sein Nationalelf-Debüt warten musste, absolvierte die vollen 180 Minuten und sammelte viele Pluspunkte.

David Raum (23), der 2021 noch in der zweiten Liga spielte, zeigte, dass er auf der linken Seite eine Option sein könnte. Im Sommer wird Robin Gosens (27) nach seiner Verletzungspause wieder dabei sein. Der Hoffenheimer Raum ist aufgrund seiner Spielweise als sehr offensiver Linksverteidiger mit scharfen Flanken aber ein starker Konkurrent.

Zudem hat sich Jamal Musiala (19) in viele Herzen gespielt. Gegen Israel mal in der offensiven Dreierreihe, dann als Sechser, gegen die Niederlande komplett als Abräumer – der Bayern-Jungstar wirbelte und zauberte. „Jeder Einzelne hat gesehen, was für eine Qualität er hat. Im Ballbesitz war das auch vorher klar, dass er sehr gut weiß, sich durchzusetzen und Raum auch für die eigene Mannschaft zu erspielen. Er ist im eins gegen eins sehr gut. Er kann Bälle gut vorbereiten. Was er auch in der Defensive geleistet hat, war schon herausragend“, schwärmte Flick berechtigterweise.

Jamal Musiala: „Ich wollte eigentlich noch weiterspielen“

Als der Bundestrainer den Mittelfeld-Magneten in der 69. Minute vom Feld nahm, wollte dieser eigentlich noch weiter wirbeln. „Hansi hat mir angesehen, dass ich weiterspielen wollte. Er hat dann zu mir gesagt, dass ich es gut gemacht habe und mich jetzt ausruhen soll. Alles gut. Er ist ein wichtiger Trainer für mich, wir haben ein Super-Verhältnis“, plauderte der 19-Jährige nach der Partie.

Ende Mai trifft Flick seine Truppe wieder. Rund um die vier Nations-League-Spiele bleibt viel Zeit, um weiter an der WM-Form der Mannschaft zu feilen. „Wir haben zu viele Ballverluste gehabt. Da muss mehr Ruhe reinkommen in unser Spiel. Das sind die Dinge, die wir angehen müssen. Auch Positionierungen waren nicht immer optimal“, hat der Bundestrainer als Aufgaben auf dem Zettel. Knapp acht Monate vor Turnierstart (ab 21. November 2022) können die deutschen Fans aber durchaus schon etwas WM-Lust entwickeln.