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ZDF-DokuSkandal-Aussagen von WM-Botschafter – Bayern-Star Goretzka: Katar-Vertrag soll enden

Jochen Breyer am Spielfdeldrand.

ZDF-Reporter Jochen Breyer am 19. Oktober 2022 beim Bundesligaspiel des FC Augsburg gegen Bayern München.

ZDF-Journalist Jochen Breyer reiste für die ZDF-Dokumentation „Geheimsache Katar“ vor der WM in den Wüstenstaat. Am Dienstag läuft die Doku im TV.

von Uwe Bödeker (ubo)

Sie hatten sich um eine Fußball-WM im Sommer beworben. Als 2010 der Zuschlag kam, wurde dann klar, dass man im Sommer gar nicht in Katar spielen kann, weil es dort viel zu heiß ist. So mussten alle großen Fußball-Ligen ihren Spielplan ändern, damit die WM nun im Winter stattfinden kann.

Ab dem 20. November 2022 rollt nun der Ball. Doch es wird keine WM wie jemals zuvor: Nicht nur die Vergabe und die Verlegung in den Winter sorgen weltweit für Kopfschütteln. Es geht um Menschenrechte, Machenschaften – und um viel Geld.

„Geheimsache Katar“: Jochen Breyer für das ZDF im Wüstenstaat

Im ZDF lief am Dienstag (8. November 2022) die Dokumentation „Geheimsache Katar“ von Reporter Jochen Breyer (39) und Autorin Julia Friedrichs (42).

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Sie gingen der Frage nach: Katar und die WM – passt das? Breyer wird die WM im ZDF präsentieren, er wollte sich im Vorfeld ein eigenes Bild vom Wüstenstaat machen und reiste zweimal nach Katar. Die Doku macht betroffen.

Ex-Nationalspieler Khalid Salman (60) ist offizieller WM-Botschafter. Wie er über Homosexualität redet, ist erschütternd. Im Interview für die ZDF-Doku „Geheimsache Katar“ sagt er, dass während der WM „viele ‚Dinge‘ ins Land“ kommen würden. „Lass uns über Schwule reden. Das wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen.“

Das Gespräch läuft aus den Fugen. Für Salman ist Schwulsein „haram“, also verboten. Und er legte homophobe Äußerungen nach: „Es ist ein geistiger Schaden.“ Der Pressesprecher des WM-Organisationskomitees, der das ZDF-Team bei den Dreharbeiten begleitete und kontrollierte, brach nach ZDF-Angaben an dieser Stelle das Interview ab.

Zu sehen ist das Interview hier auf Twitter:

Homosexuelle Handlungen sind in Katar verboten – laut Gesetz drohen bis zu sieben Jahre Haft. Auch von Peitschenhieben gegen Homosexuelle wurde berichtet. Bei der WM soll Händchenhalten erlaubt sein. Doch viele Organisationen raten Homosexuellen von einer Reise zur WM ab.

Emir Tamim bin Hamad al Thani betonte, dass er Respekt für die Kultur von Katar erwarte. Und diese Kultur kennt keine Vielfalt. Was jedoch zur Kultur von Katar gehört: Mit Geld geht viel, wenn nicht sogar alles. Wie eine Fußball-WM im Winter.

Katar hat sich mit Millionen die Gunst von zahlreichen europäischen Fußball-Klubs erkauft. Ein katarisches Konsortium besitzt Paris St. Germain, der FC Bayern München erhält jährlich rund 25 Millionen von Qatar Airways, einem Staatsunternehmen.

In der Doku sagt Bayern-Profi Leon Goretzka, dass der Vertrag im kommenden Jahr ausläuft und er hofft, dass im Sinne des Vereins und der Fans gehandelt wird. Jochen Breyer fragt konkret, ob Goretzka dafür ist, dass Partnerschaft mit Katar beendet wird? Seine Antwort: „Ich persönlich hätte da nichts gegen.“

Die Bundesliga soll zudem für die TV-Rechte aus Katar vom Sender „beIN Sports“ laut Recherchen des ZDF für einen früheren Vertrag 40 Millionen Euro erhalten haben, rund ein Vierfaches mehr als zuvor.

WM in Katar: EX-DFB-Boss Theo Zwanziger spricht über Spionage

Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger (77, an der DFB-Spitze von 2006 bis 2012) war schon frühzeitig ein großer Kritiker der Vergabe: „Das ist einer der größten Fehler, die es jemals im Sport gegeben hat.“

Weil Zwanziger gegen die WM im Wüstenstaat mobil machte, wurde er von den Kataris ausspioniert. Dabei wirkte die Firma eines EX-CIA-Agenten mit. Im Februar 2022 kamen diese Machenschaften an die Öffentlichkeit.

Vom ZDF wird nun noch einiges mehr aufgedeckt. „Uns wird der Projektbericht der Firma zugespielt. Darin lesen wir Ungeheuerliches. Unter dem Namen ‚Riverbed‘ habe es eine dreijährige Undercover-Aktion gegen Zwanziger gegeben. Kosten: 10,5 Millionen Dollar“, heißt es vom ZDF.

Die WM-Macher wollten Zwanziger manipulieren, ihn als Kritiker ausschalten. Auch sein privates Umfeld inklusive Kollegen und Familie wurde unterwandert. Gegenüber dem ZDF spricht Zwanziger nach langen Überlegungen über die Situation: „Ja. Ich habe so etwas zum ersten Mal erlebt. Ich bin ja in einem freiheitlichen Land aufgewachsen, nicht in der DDR. Dann denkt man natürlich in zwei Richtungen: Die erste ist: Was macht das privat mit dir? Spitzeln heißt, dass es Spitzel gegeben haben muss. Es sollen ja Familienmitglieder, Freunde, Familie gewesen sein (…). Aber soll ich jetzt anfangen, die alle zu verdächtigen? (…) Da würde ich mich nur selbst schädigen. Kann ich nicht.“

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Zwanziger weiter: „Wenn man sich in die Situation von Katar versetzt: Das oberste Ziel war: Wir müssen diese WM jetzt behalten. Was muss man dann tun? Die Kritik ist da. Also mussten sich die Kataris darauf vorbereiten. Und darauf vorbereiten kann man sich am besten, in dem man dort auch möglicherweise Geld einsetzt, um Menschen zu gewinnen, die Fürsprecher von Katar werden. Und man muss natürlich gucken, dass man die großen, in den Medien beachteten Kritiker mehr oder weniger relativieren kann.“

Korruption, Spionage, Druck und Homophobie – wie soll vor dieser WM 2022 im Wüstenstaat Katar noch ein Hauch von Vorfreude aufkommen?