Kommentar zum Anpinkel-WirbelAußer Kontrolle: Bundesligist hat jetzt ein Riesen-Problem

Ricardo Pepi bei Interviews nach seinem Wechsel zum FC Augsburg.

Ricardo Pepi am 3. Januar 2022 beim ersten Training nach dem Wechsel zum FC Augsburg. Auch nach knapp drei Wochen steht das US-Talent weiter voll im Fokus.

Der FC Augsburg wirkt beim Versuch, Talent Ricardo Pepi zu inszenieren, völlig überfordert und tut sich selbst keinen Gefallen. Nach dem falschen Anpinkel-Zitat ist die Lage außer Kontrolle. Der EXPRESS.de-Kommentar.

von Béla Csányi (bc)

Die vom FC Augsburg herbeigesehnte Erfolgsgeschichte mit Rekord-Neuzugang Ricardo Pepi (19) beginnt äußerst holprig, jetzt tappte der Klub bei einem falschen Pinkel-Zitat in die Falle. Der FCA erschwert sich und seinem neuen Star-Spieler das Leben mit vielen Fehlern selbst, meint unser Autor. Ein Kommentar.

Er soll zum Retter werden, zum neuen Superstar eines ambitionierten Bundesligisten. Doch US-Talent Ricardo Pepi, Anfang Januar für die Rekord-Ablöse von 16 Millionen Euro zum FC Augsburg gewechselt, wird für den Klub langsam aber sicher zum Problem. Dabei kann der Jungstar, der sich bislang mustergültig verhalten hat, gar nichts dafür.

Verantwortlich ist der Klub selbst, der seinen unerfahrenen Neuling seit knapp drei Wochen zu einem Heilsbringer inszeniert und die Marketing-Maschine auf Volldampf laufen lässt, um sich so schnell wie möglich in Pepis Heimat einen Namen zu machen. Doch statt des amerikanischen Traums droht dem FCA der deutsche Albtraum: Bundesliga-Abstieg.

Alles zum Thema Twitter

FC Augsburg: Anpinkel-Dementi wird zum Eigentor

Die Unbeholfenheit, mit der die Augsburger dabei vor allem auf ihrem englischsprachigen Twitter-Account sowie bei Instagram vorgingen, gipfelte am Donnerstag (20. Januar 2022) darin, dass ein kursierendes falsches Pepi-Zitat öffentlichkeitswirksam dementiert wurde.

Dabei dürfte jedem klar gewesen sein, dass der Neuzugang nicht, wie auf einer Fotomontage beschrieben, zum Einstand von seinem Trainer Markus Weinzierl unter der Dusche angepinkelt worden war. Man stelle sich einmal vor, alle Bundesligisten würden künftig jeden Quatsch aus dem Internet offiziell dementieren. Viel Platz für Wahres wäre da nicht mehr.

Seit dem Dementi wimmelt es auf Twitter nur so von weiteren falschen Pepi-Zitaten und triefender Häme gegen den FC Augsburg. Ein streitbarer Scherz wurde zum großen Thema in Fußball-Deutschland, das es zeitweise auch in die Twitter-Trends schaffte. Und inzwischen dürfte wohl auch Pepi selbst vom unangenehmen Rummel erfahren haben.

FC Augsburg im Umgang mit Ricardo Pepi überfordert

Dass man dem Jungen „nicht zu viel aufhalsen“ wolle, wie Sportchef Stefan Reuter bei der Vorstellung ankündigte, hätten die Verantwortlichen auch einmal an ihre Social-Media-Abteilung durchgeben sollen. Man wird daher den Eindruck nicht los, dass der Transfer von Ricardo Pepi für den FC Augsburg eine Nummer zu groß ist.

Der Versuch, sich die Reichweite im Ausland mit der Brechstange zunutze zu machen, hat für enorme Unruhe und einen vermeidbaren Nebenschauplatz gesorgt. Im Kampf gegen den Abstieg ist das selten von Nutzen. Wie man ein gefragtes Talent richtig aufbaut, zeigte etwa Bayer Leverkusen im Falle Florian Wirtz (18), der lange Zeit so gut es geht von der Öffentlichkeit abgeschirmt wurde und sich im Schatten zum Nationalspieler und Bundesliga-Star entwickelte.

Pepi selbst sprach dagegen bereits von seinem Traum, mit dem FC Augsburg in der Champions League zu spielen. Man wünschte sich fast, auch dieses Zitat sei frei erfunden. So zeigt es aber eindrucksvoll die verzwickte Lage eines Abstiegskandidaten, die vollkommen aus den Fugen geraten ist.