Kölner Rapper Mo-Torres Interview„Oma ist mein größter Fan!“

Rapper Mo-Torres steht in der Mitte auf der Bühne und singt.

Mo-Torres präsentierte im Juni in der Volksbühne seines neuen Albums „Strahlemann“.

Rapper Mo-Torres spricht im Interview über sein Album „Strahlemann“, die rührende Inspiration hinter dem Song „Bleib“ und um wen es im Hit „Grobmotoriker“ geht.

von Horst Stellmacher (sm)

Köln. Raketenstart: Kaum auf dem Markt, schon liegt der Kölner Rapper Mo-Torres (31) mit seinem Album „Strahlemann“ knapp hinter Udo Lindenberg auf Platz 5 der deutschen Album-Charts. Seine Texte sind super persönlich und auch im Interview lässt er uns tief in seinen Alltag blicken.

Mo-Torres über seine Songs „Bleib“ und „Grobmotoriker“ 

„Strahlemann“ ist Ihr erstes Album, in dem Köln nicht so sehr im Mittelpunkt steht. War das von Anfang an so gewollt? Mo-Torres: Gewollt ist da nichts, so etwas entsteht aus einem Prozess heraus. Ich wache nicht morgens auf und denke „Kölle! Kölle! Kölle“ und schlafe abends ein und denke das noch mal. Vielmehr besinge und berappe ich Themen, die mich beschäftigen. Und weil ich in Köln lebe, spielen die Songs in Köln. Sie könnten aber auch in Düsseldorf, Bonn oder Berlin passiert sein.  

Rappen oder Singen – was liegt Ihnen näher? Mo-Torres: Ich mag diese Schubladisierung nicht. Ich schreibe auf, was mich beschäftigt. In welcher Form ich das verbreite – ob in Heavy-Metal-, Pop-, Schlager- oder Rap-Form – ist erst mal egal. Es geht darum, dass man meinem Text zuhört.

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In Ihren Songs geht es um viel Persönliches – das hat man auch in Schlagertexten. Wo ist da der Unterschied? MoTorres: Meine Texte entstehen spontan, werden sofort festgemacht. Schlagertexte werden manchmal komplett am Reißbrett konstruiert, gegen Höchstgebot verkauft. Würde bei meiner Musik nicht funktionieren.

Und fremde Texte für Sie? Mo-Torres: Auf keinen Fall. Ich mache meine Musik, weil es mir Spaß macht. Entweder es funktioniert auf meinem Weg oder gar nicht. Erfolg ist für mich verbunden mit einer gewissen Aufrichtigkeit, dem Bewusstsein, dass ich in den Spiegel gucken und sagen kann: „Der Song, das bin ich!“ Keine Ahnung, ob’s funktionieren würde, wenn Hinz und Kunz meine Texte schreiben würden – will ich gar nicht wissen.  

Wenn Sie nur einen Song des neuen Albums spielen dürften – welcher wäre es? Mo-Torres: Ich denke, „Grobmotoriker“.

Da geht es um einen jungen Mann, der gern erfolgreich wäre, aber an sich verzweifelt, weil er einen Knoten im Bein zu haben scheint. Sind Sie das? Mo-Torres: Nein. Er ist einem guten Freund gewidmet, der nicht mal im Takt klatschen kann. Er ist aber kein Einzelfall, ich habe beim Vortrag schon viel zustimmendes Nicken gesehen.

Ein berührender Song ist „Bleib!“, in dem Sie das Leben eines Menschen beschreiben, der über 80 ist. Um wen geht’s? Mo-Torres: Ich habe ihn für meine Oma geschrieben. Ich liebe sie. Sie ist mein größter Fan. Sie ist gerade 85 geworden, sieht aus wie 70, denkt und spricht wie 50. Ich habe sie 2019 zum Konzert ins E-Werk mitgenommen und gesehen, wie stolz sie auf mich war. Sie ist die einzige Person auf der Welt, die mich Moritz nennt. Ich weiß, wie sie denkt: „Wenn der kleine Moritz glücklich ist, bin ich es auch!“

Mo-Torres (links) sitzt mit EXPRESS-Reporter Horst Stellmacher (rechts) am Tisch in einem Café.

Moritz Helf alias Mo-Torres im Gespräch mit EXPRESS-Reporter Horst Stellmacher im Café Schmitz am Rudolfplatz.

Und wie ist’s mit dem Opa? Mo-Torres: Der kann das nicht so ausdrücken. Er fragt mich immer: „Machst du das immer noch mit deiner Musik? Willst du nicht endlich was Vernünftiges machen?“ Früher lautete seine Frage übrigens: „Hast du immer noch dieselbe Freundin?“

Keine Scheu, mit so privaten Gedanken in die Öffentlichkeit zu gehen? Mo-Torres: Nein, das gehört zu mir, das bin ich. Ich habe „Bleib!“ in einer halben Stunde unter Tränen in der Gesangskabine aufgenommen. Es ist aus mir rausgekommen, da ist nichts vorgeschoben oder gefiltert.

Sie heißen Moritz Helf, nennen sich aber Mo-Torres. Wie sind Sie drauf gekommen? Mo-Torres: Ich finde, mein richtiger Name passt nicht zu meiner Musik. Als ich einen besseren suchte, war er der Erstbeste, der mir eingefallen ist. Aus Moritz wurde Mo. Und Torres? Mein Stiefvater hat spanische Wurzeln. Wenn wir früher in Andalusien waren, haben mich die anderen Kinder „El Torre“ genannt, also der Turm, weil ich so lang und schlaksig war. Bei der Namensfindung habe ich an den Kölner Dom gedacht – schon war der Name da.

Wann haben Sie das erste Mal auf der Bühne gestanden? Mo-Torres: Beim allerersten Mal war ich noch im Kindergarten, ich hatte die Titelrolle im „Regenbogenfisch“, mehr weiß ich aber nicht mehr. Einprägsamer war mein Auftritt beim Abi-Ball – ist mir heute noch peinlich. Furchtbar! Grotte! Ich hatte mich auf Rapper umgezogen…

...also Schlabber-Jogginghose, Kapuzen-Shirt… Mo-Torres: ...ja, unterirdisch. Auf dem Abi-Foto stehe ich da in schicken Schuhen, Hemd und feinem Jackett, habe es aber nicht mehr geschafft, meine Jogginghose zu wechseln.

Wann hat es auf der Bühne erstmals echt Spaß gemacht? Mo-Torres: 2015 im Kölner „Underground“, damals noch im kleinen Saal. 130 Leute waren da, 70 davon Freunde und Bekannte, die meisten standen auf der Gästeliste, oder ich habe ihnen den Eintritt bezahlt. Aber es war trotzdem das Größte – denn es waren ja auch 50 Leute da, die ich nicht kannte.

Das erste ausverkaufte Konzert? Mo-Torres: Zwei Jahre später, da waren 400 Leute im „Underground“. Immer mehr, immer voller – das ist mein Antrieb. Auch mal Bock auf eine ausverkaufte Arenen-Tournee? Klar. Ich habe schon mal Blut geleckt, 2020 in der Lanxess-Arena. Das war aber ein Corona-Konzert, da durften nicht mehr als 1000 rein. Jetzt hoffe ich, dass es in fünf Jahren so weit ist. Dann wird meine Oma 90, und sie hat mir gesagt, dass es ihr größter Wunsch sei, mich in der Arena zu erleben. Den möchte ich ihr erfüllen. Wird ein Konzert nur für sie! (lacht).

Mo-Torres: Sein Start als „Moralapostel“

Mo-Torres (geboren als Moritz Helf am 13. Juli 1989 in Köln) besuchte von 2000 bis 2008 das Montessori-Gymnasium in Köln-Bickendorf. Dann folgte der Zivildienst und eine Ausbildung zum IT-Kaufmann, sowie ein Studium im Bereich Medienmanagement.

2011 erschien das selbstproduziertes Album „Moralapostel“, 2012 dann „Ambivalenz“ und 2015 „Irgendwo dazwischen“. 2014 machte er den FC-Song „Döp Dö Dö Döp – 1. Bundesliga, wir sind wieder da!“ mit Sülo der Boss, Venloerstross und Jumbo Star. 2016 folgte „Liebe deine Stadt“ (mit Lukas Podolski und Cat Ballou). Mo-Torres lebt in Köln.