135 Fälle von MietwucherKölner Vermietern droht heftige Geldstrafe – und Gefängnis

Kölner und Kölnerinnen protestieren beim Aktionstag der Kampagne „Mietenstopp“ im Mai 2025 auf dem Theo-Burauaen-Platz.

Kölner und Kölnerinnen protestieren beim Aktionstag der Kampagne „Mietenstopp“ im Mai 2025 auf dem Theo-Burauaen-Platz.

Der Kölner Wohnungsmarkt ist aus dem Ruder gelaufen. Der Neubau liegt am Boden, Wohnungen werden knapper und damit immer teurer.

von Chris Merting  (mert)

Die Mietpreise in Köln steigen und steigen. Kölner Politiker und Politikerinnen der Linken vermuten, dass einige Vermieter und Vermieterinnen „die Not der Menschen schamlos ausnutzen und sich mit unverschämten Mieten bereichern“.

Doch stimmt das wirklich? Erste Erkenntnisse liefert eine neue App.

Mietwucher-App wird gut genutzt

Es sind nur wenige Mausklicks, dann ist das Ergebnis da. Einfacher ließ sich in Köln noch nie prüfen, ob die eigene Miete zu hoch ist. Wenn der Vergleichsrechner auf www.mietwucher.app/de Alarm schlägt, kann in einem nächsten Schritt der mutmaßliche Mietwucher direkt an das zuständige Wohnungsamt gemeldet werden, das dann ermitteln müsse.

Alles zum Thema Mieten in Köln

Die Basis ist der jeweilige Mietspiegel, verglichen wird die eigene Miete mit der „ortsüblichen Vergleichsmiete“. Die Mietwucher-App, initiiert von den Linken, wird von den Kölnerinnen und Kölnern gut genutzt.

„Seit dem 30. Juni ist die App in Köln online, und in nur zwei Wochen sind dem Wohnungsamt bereits 222 Fälle überhöhter Mieten gemeldet worden – darunter 135 Fälle von Mietwucher, also Mieten, die um mehr als 50 Prozent über der zulässigen Höhe liegen“, sagt die Bundestagsabgeordnete der Linken, Lea Reisner.

Für sie zeige das: „Der Kölner Wohnungsmarkt ist ein Selbstbedienungsladen für Vermieterinnen und Vermieter – und die Stadt schaut bisher zu.“ Heiner Kockerbeck, Co-Vorsitzender der Linksfraktion im Stadtrat, ergänzt: „Die intensive Nutzung der App zeigt, dass die schwächere Position von Mieterinnen und Mietern häufig ausgenutzt wird.“

Im Durchschnitt seien die Mieten in den angezeigten Fällen um monatlich 300 Euro zu hoch. „Das ist viel Geld. Vor allem, wenn Kinder im Haushalt leben, wird deren Leben damit oft empfindlich eingeschränkt“, sagt Kockerbeck. Die Konsequenz müsse sein: „Das Kölner Wohnungsamt muss aktiver als bisher gegen überhöhte Mieten vorgehen. Es braucht dafür mehr Personal.“

Welche Folgen hat das für den Vermieter? Wird die ortsübliche Vergleichsmiete laut Mietspiegel um mindestens 20 Prozent überschritten und nutzt dein Vermieter etwa eine Mangellage auf dem Wohnungsmarkt aus, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit.

Dem Vermieter droht ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro. Wird die ortsübliche Vergleichsmiete um mehr als 50 Prozent überschritten, kann eine Straftat, also Mietwucher vorliegen – mit härteren Strafen, theoretisch bis zu einer Gefängnisstrafe.

Da es die Stadt in den vergangenen Jahren nicht annähernd geschafft hat, ihre selbstgesteckten Ziele von 6000 neuen Wohnungen im pro Jahr zu erreichen, werden Wohnungen hier immer knapper und damit immer teurer. Der dramatische Einbruch beim Wohnungsbau in Köln sei das Resultat „einer jahrzehntelangen, verschlafenen und verfehlten Wohnungsbaupolitik“.

Mit diesen drastischen Worten kritisierte schon der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein die prekäre Lage. Mit nur 1819 fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2024 verzeichnet die Stadt den niedrigsten Stand seit 1990. Der Mieterverein Köln und der DGB Köln-Bonn fordern einen sofortigen sechsjährigen Stopp der Mietensteigerungen sowie langfristige strukturelle Maßnahmen zur Entlastung des Wohnungsmarkts.


Welche Erfahrungen habt ihr auf dem Kölner Mietmarkt gemacht? Schickt uns hier Fotos, Videos und Infos. Einfach hier hochladen:

Hier direkt Foto, Video oder Info hochladen!

„In Köln sind die Angebotsmieten in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen: Zwischen 2016 und 2025 kletterten sie laut Empirica-Datenbank um 50 Prozent – von durchschnittlich 10 Euro auf 15 Euro pro Quadratmeter“, so der DGB und Mieterverein.

Die Stadt müsse endlich handeln. Die Ratsmehrheit aus Grünen, CDU und Volt hat in der jüngsten Sitzung die Verwaltung beauftragt, über ein „Monitoring“ schnellstmöglich private Wohnungsinserate in Köln zu überwachen. Bei Mietwucher und zu hoher Miete soll die Stadt mit den Vermieterinnen und Vermietern Kontakt aufnehmen, mit dem Ziel, die Miete auf ein „rechtmäßiges Niveau abzusenken“.