„Wenn der deutsche Adler flog“Kölner Kultband mit klaren Worten zu Ukraine-Krieg und Woelki

Fööss-Schlagzeuger Gus Gusovius (l.) in Köln beim Auftritt in der Volksbühne.

Fööss-Schlagzeuger Gus Gusovius (l.) als Weihbischof in Köln beim Auftritt in der Volksbühne.

Die Bläck Fööss feierten eine umjubelte Rückkehr an die Kölner Volksbühne nach der Corona-Pause.

von Daniela Decker (dd)

Endlich! Zwei Mal musste die Mutter aller kölschen Bands die Auftritte in ihrem „Wohnzimmer“ aufgrund von Pandemiebeschränkungen absagen. Aber am Dienstagabend (3. Mai) feierten die Bläck Fööss ihre umjubelte Premiere in der Volksbühne am Rudolfplatz.

„Vielen Dank, dass ihr alle da seid und vielen Dank an all die, die ihre Karten zwei Jahre aufbewahrt haben. Wir freuen uns, dass wir endlich wieder für euch musizieren dürfen – wir haben euch total vermisst“, begrüßte Mirko Bäumer die Gäste. Musikalisch starteten die Fööss mit ihrem „Stammbaum“, den sie als Friedensgruß in die Welt und ganz besonders in den Osten Europas sendeten.

Köln: Bläck Fööss mit Statement zu Woelki und Krieg

Die Wiedersehensfreude der Fans mit den Urgesteinen der kölschen Musik war mehr als deutlich. Das warme Heimatgefühl der Klassiker wie „Katrin“, „Meiers Kättche“, „Bye, bye my Love“ oder „In unserem Veedel“, berührt die Menschen auch nach Jahrzehnten noch.

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Der Vergleich des ersten und des letzten Sessionsliedes der Band machte deutlich: Die Band ist sich über 50 Jahre treu geblieben. „Das erste Sessionslied 1971, quasi aus dem Alten Testament der Fööss war Drink doch ene mit“, scherzte Erry Stoklosa. Fast schon eine Fortsetzung ist das letzte Lied der Fööss „Die nächste Rund“ aus dem Jahre 2019. Immer wieder zeigt sich bei einigen Songs, wie zeitlos beziehungsweise aktuell sie bis heute geblieben sind.

Und politisch! Denn immer wieder gab es starke Statements zur aktuellen Situation in der Welt. „Nach Willen der Kirchenführung sollte Palmsonntag der Domchor, bestehend aus 50 Leuten, in der Messe singen. Doch 42 von ihnen sind zu Hause geblieben und haben dem Herrn, der auf Woelki 7 durch unsere schöne Kathedrale schwebt, nichts gesungen, sondern jet jeflöt. Heute kam dann noch die Nachricht, dass der Vatikan in auch noch entlastet“, erzählte Gus Gusovius, der Schlagzeuger der Fööss.

Ganz still wurde es im Theater, als Hanz Thodam zum Mikrofon griff und auf die aktuelle Lage in der Ukraine einging: „In Köln gibt es einen Park mit dem Namen Friedenspark. Dort steht ein Adler auf einem Stein, der aus Kriegskanonen des 1. Weltkrieges gegossen wurde und dort 1927 in Gedenken der gefallen Soldaten dieses Krieges aufgestellt wurde“, erzählte der Bassist.

Köln: Bläck Fööss in Volksbühne gefeiert

„ Jedes Mal, wenn der Deutsche Adler flog, brachte er Leid und Schrecken über Europa und die ganze Welt. Wir haben gerade wieder Leid und Schrecken in Europa in der Ukraine. Die Menschen flüchten aus ihrer Heimat und kämpfen um ihr Leben“, betonte er sichtlich mitgenommen.

„Solange der Adler auf seinem Stein bleibt und nicht wieder fliegt, solange wir Konflikte nicht mit Waffen und Gewalt lösen, haben wir die Möglichkeit, in Frieden und Freiheit zu leben“.

Und: „Indem wir unsere Meinung sagen, demonstrieren, wählen gehen, damit nie wieder machtbesessene Despoten oder Diktatoren wie Putin über unsere Schicksale bestimmen, haben wir eine Chance auf Frieden, denn nichts ist kostbarer als Frieden und Freiheit.“

Worte, die mitten in die Herzen des Publikums trafen und bei vielen älteren Menschen Erinnerungen weckten. Als Erry Stoklosa dann „Ungerm Adler“ anstimmte, hatte auch der letzte im Saal eine Gänsehaut. (mit bas)