Zum ersten Mal hat die Kölner Band Scharmöör ein großes Konzert im Gloria gespielt. Beim Live-Highlight waren auch zwei echte Musik-Legenden dabei. Die halfen zudem beim neuesten Song mit.
„Wie ein Fiebertraum“Newcomer mit kölschen Legenden beim Live-Durchbruch

Copyright: Daniela Decker
Micky Brühl (l.) und Erry Stoklosa (M.) waren beim Konzert von Scharmöör am Sonntagabend (26. Oktober 2025) im Gloria zu Gast.
Als Leon Heidrich und Tim Lachmayer auf der Weihnachtsfeier ihres Fußballvereins den Entschluss fassten, eine Band zu gründen, hätten sie sich nicht träumen lassen, was sechs Jahre später passieren wird.
Am Sonntagabend (26. Oktober 2025) spielten Scharmöör ihr bislang größtes eigenes Konzert. Im Gloria feierten 800 Gäste die sympathische kölsche Band, die in der vergangenen Session mit „Hätz voll Jold“ einen echten Hit gelandet hat.
Scharmöör: Mit der neuen Single „Die Letzte“ geht es in die Session
„Wir haben ein Jahr auf diesen Abend gewartet. Jetzt fühlt sich alles wie ein Fiebertraum an“, sagte Frontmann Leon. „Wir fühlen pure Dankbarkeit und sind sehr stolz, dass so viele Menschen nur für uns gekommen sind.“
Das Publikum erlebte einen aufwändigen Abend. Zunächst stimmte Mathias Nelles den Saal ein. Danach übernahm Ken Reise als Julie Voyage mit einem Medley die Anheizerrolle, ehe die „scharmanten Newcomer“ mit ihrem ersten Hit „Danzoffizier“ loslegen konnten. Es folgten auch noch nie live gespielte Songs wie „Stammdesch“ oder „Einmol Jung“.
„Wir waren zwei Wochen im Proberaum“, sagte Keyboarder Peter Paffen im EXPRESS.de-Gespräch. Aufwändige Bläser-Arrangements mussten geschrieben werden, um die Titel für die große Bühne noch spektakulärer präsentieren zu können. „Wir wollen unsere Berufung zum Beruf machen, weil es so viel Spaß macht“, sagt Bassist Tim Eichentopf.
Noch leben nicht alle Bandmitglieder von der Musik, auch wenn bald wieder rund 150 Sessionsauftritte anstehen. Sänger Leon war früher im Eventmanagement des Phantasialands, arbeitet nun in der Gebäudedienstleistung, Keyboarder Peter ist Referendar am Gericht in Aachen und will Anwalt werden.

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Scharmöör gaben ihr erstes eigenes Konzert im Gloria. Das Publikum feierte die junge Band begeistert.
„Wir haben anfangs nicht gewusst, worauf wir uns da einlassen“, sagt Tim. „Manchmal haben einige von uns 16-Stunden-Tage, arbeiten auch noch zwischen den Auftritten im Bandbus am Laptop. Da wäre es schon schöner, wenn wir tagsüber proben könnten und nicht erst nach der Arbeit.“ Der Schlagzeuger fungiert in der Band übrigens als „Kölsch-Polizei“, denn ein Grundsatz ist bei Scharmöör ganz wichtig: gesungen wird auf Kölsch.
„Wir wollen für etwas stehen“, sagt Gitarrist Frederik Seifert. Das fängt beim konsequenten Texten auf Kölsch an und geht bei edlen schwarz-goldenen Outfits weiter. „Wir möchten schick auf der Bühne stehen und wie andere Bands unseren ganz eigenen Stil entwickeln.“ Und so sind in den Songs viele traditionell-kölsche Elemente, wie irische Einflüsse oder Glockenspiele enthalten.

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Ken Reise heizte als Julie Voyage vor dem Konzert ein und sang auch einige seiner Titel.
In die neue Session startet Scharmöör mit „Die Letzte“. Die Idee für den Song stammt von den Musiker-Legenden Micky Brühl (64) und Erry Stoklosa (78). „Mir sin die Letzte, die noh Huss jonn – weil mir lang noch nit jenoch han“, heißt es im Song, für den die beiden früheren Sänger der Paveier und der Bläck Fööss die Inspiration gegeben haben.
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„Es ist ein absoluter Ritterschlag für uns als junge Band, mit solchen Legenden zu arbeiten. Die Idee kam von ihnen, wir haben dann daraus unsere Nummer gemacht“, sagt Leon zu EXPRESS.de. Brühl und Stoklosa waren deshalb auch im Gloria mit dabei und stimmten ihre Hits „Buenos Dias Matthias“ sowie „Unsere Stammbaum“ mit Scharmöör an.

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Gold spielt immer eine Rolle bei Scharmöör – sowohl bei den Outfits als auch bei den Instrumenten.
„Wir beiden sitzen oft mittags bei mir im Studio und tüfteln an Nummern. Da ist noch einiges auf Halde. Und so kamen wir auch auf diesen Song, der gut zu solch einer frischen Band passt“, sagt Brühl zu EXPRESS.de. „Wir sind ja auch stolz, wenn so eine junge Band was von uns nimmt. Dann fühlen wir uns auch geehrt.“
In dieser Session haben „Die 2“, wie sie sich als Duo nennt, zahlreiche Titel für andere fabriziert: „Ming Märchenprinzessin“ (Rumtreiber), „Dann bes du en Kölle“ (Marita Köllner), „Mer dun et för Kölle“ (Dräcksäck), „La-La-La“ (Filue), „Liebe, Leben, Leidenschaft“ (Jot Drop) und „Willkumme he bei uns in Kölle am Rhing“ (Julie Voyage). Zudem hat Brühl auch noch die Fußball-Hymne „Hey SC – Hey Flieste“ für den SC Fliesteden komponiert. Außerdem singt er seinen eigenen Song „That’s Life – Levve live“.
Micky Brühl und Erry Stoklosa haben zahlreiche Sessionshits komponiert
„Wir wollen nicht wie alte Prediger klingen, nach dem Motto ‚früher war alles besser‘. Uns geht es einfach um den Song“, sagt Brühl. Und Stoklosa ergänzt lachend: „Die ganzen Lieder sind unser Versuch, sich gegen die KI zu wehren. Man hört sofort, ob ein Titel echt komponiert und produziert wurde oder nicht.“
Scharmöör hofft, dass mit der Hilfe der beiden Musiker-Größen der nächste Karriereschritt gemacht werden kann. Denn Ziele hat die Band noch reichlich. Ein weiteres Highlight nach dem Gloria-Spektakel steht ab Januar auch an: Die Gruppe darf im Rahmen der Lachenden Kölnarena auch in der Lanxess-Arena auftreten.
