„Fühle mich verarscht”Kölner Urgestein mit bitterer Corona-Abrechnung

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Im Sommerkino im Kölner Rheinauhafen wird das Konzert im August stattfinden. Das Foto wurde im Juni 2013 aufgenommen.

Köln – Gerd Köster (63) ist ein Mann der eher leisen Worte. Die Texte seiner kölschen Lieder sind Alltagspoesie im allerbesten Sinn. Es muss schon sehr viel passieren, dass der „Jächt” mal richtig laut wird. Aber der Punkt ist nun erreicht: Gerd Köster schlägt Alarm.

Am 25. August wird er mit seinen Kumpels Frank Hocker und Helmut Krumminga im Rheinauhafen auftreten. Aber er weiß: „Das Konzert ist eine Ausnahme. Viele Veranstalter stehen vor der Insolvenz oder sind schon pleite. Ein großer Teil der sogenannten Kleinkunst-Branche wird diese Corona-Krise und ihre Folgen nicht überleben. Das betrifft auch die kleineren Theater. Auch dort wird es Schließungen geben.”

Gesangs-Trio um Gerd Köster gibt Konzert im Rheinauhafen

Außer den strengen Auflagen gebe es noch die Angst der Besucher: „Wenn dann mal ein Konzert stattfindet, vor allem, wenn das drinnen ist, haben viele Angst, überhaupt hinzugehen.” Köster, Hocker und Krumminga haben seit Januar ein einziges Indoor-Konzert gespielt.

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Gerd Köster legt im EXPRESS nach: „Wenn ich sehe, wie viele Euro vom Staat während der Corona-Krise in die Industrie gepumpt werden und das mit dem vergleiche, was die Kultur an Unterstützung bekommt, dann fühle ich mich schlicht verarscht. Da wird jedem klar, welche ,Wertschätzung' unsere Branche genießt.”

Einige Künstler entwickeln durch die Zwangspause einen enormen kreativen Schub. Bei ihm ist das nicht so: „Im Gegenteil, ich befinde mich in einer Art Schockstarre. Ich höre das auch von Kollegen, dass die auch wie gelähmt sind. Die finanziellen Sorgen sind das eine. Aber es geht auch darum: Ich stehe seit 40 Jahren auf der Bühne, das ist mein Leben. Und nun ist das wie abgeschnitten. Ich empfinde das als eine Art Berufsverbot.”

Kölner Kult-Sänger Gerd Köster: Lieder bekommen durch Corona neue Bedeutung

Umso größer ist die Freude auf das Konzert im Rheinauhafen: „Wir dürfen ja keine Pause machen. Deshalb haben wir das Programm etwas umgestellt und auch drei ältere Stücke mit reingenommen.

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Einige Titel kriegen durch die Corona-Krise und ihre Folgen plötzlich eine ganz andere Bedeutung: Zum Beispiel ,Vier Wäng'. Darin geht es um eine Kneipe, die nicht mehr läuft – das hat gerade große Aktualität. Oder ,Kuss im Wind'. Auch der Song wirkt in Zeiten, da Umarmungen teilweise verboten sind, ganz anders als gedacht.”

Außerdem singen Köster & Co Songs aus dem aktuellen Album „Fremde Feddere”. Das besteht aus Liedern von Bob Dylan, Tom Waits, John Hiatt und anderen, denen Köster einen kölschen Text verpasst hat.

Mit Kopfhörern gegen Lärm-Motzkis

Alle Besucher können sich gegen ein Pfand von 15 Euro ein kleines Radio inklusive Kopfhörer ausleiehen. So können sich die „Lärm-Motzkis” der Kranhäuser nicht über ein zu lautes Konzert beschweren. Tickets à 22 € gibt es nur online unter https://sion-sommerkino.ticket.io/le2gmlkb/