„Sitzen alle im selben Boot“„One Love“-Skandal: DFB-Nationalspielerin hätte Binde auch abgelegt

Lina Magull am Ball für die deutsche Nationalmannschaft im Spiel gegen die USA am 13. November 2022.

DFB-Nationalspielerin Lina Magull, hier am 13. November 2022 im Länderspiel Deutschland gegen USA, übt Kritik an den Geschehnissen bei der WM in Katar.

Wie schaut eine Nationalspielerin auf das, was aktuell bei der Fußball-WM der Männer in Katar passiert? Lina Magull gibt einen Einblick – und übt nach der Posse um die „One Love“-Binde Kritik.

Auch Nationalspielern Lina Magull (28) hat nach dem Verbot der „One Love“-Armbinde bei der WM in Katar Kritik am Fußball-Weltverband FIFA geübt.

„Die FIFA tut sich keinen Gefallen damit, gerade bestimmte Äußerungen zu tätigen, die die Menschen befriedigen sollen, aber überhaupt keinen Sinn ergeben; die einfach nur gesagt werden, damit was gesagt wird“, sagte Magull bei „web.de:“ „Das ist wenig authentisch und nicht ehrlich, und das ist es, was nervt.“

Bayern-Star Lina Magull hätte auch auf „One Love“-Binde verzichtet

Magull selbst hätte sich dem FIFA-Verbot der „One Love“-Binde am Ende auch gebeugt. Auf die Frage, ob sie die Binde trotz drohender sportlicher Sanktionen getragen hätte, sagte sie: „Ich glaube, eher nicht. Es wäre natürlich trotzdem ein schönes und wichtiges Zeichen gewesen, an der Binde festzuhalten, da diese eben ein starker Ausdruck nach außen ist. Auf der anderen Seite kann man es aus sportlicher Sicht nachvollziehen, wenn mit Sanktionen gedroht wird.“

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Das Gebaren der FIFA verurteilte Magull dennoch: „Ich finde auch diese Strafandrohung seitens der Fifa nicht in Ordnung. Auch die Werte anderer Nationen, die ins Land Katar kommen, müssen respektiert werden, ebenso wie man versucht, offen für das Land des Gastgebers zu sein.“

Nationalspielerin Lina Magull: „Der Zug ist schon lange abgefahren“

Für die Vize-Europameisterin und 68-fache Nationalspielerin überdecken die Diskussionen um den Gastgeber mittlerweile das Sportliche beim Turnier im Wüsten-Emirat.

„Man spürt das im ganzen Umfeld, dass da weniger Begeisterung und mehr Redebedarf ist, mehr kritische Themen angesprochen werden. Deshalb rückt leider das Sportliche in den Hintergrund und die Themen drumherum in den Vordergrund“, sagte Magull.

Das DFB-Team müsse nun „einfach das Beste aus diesem Turnier machen, denn der Zug ist schon lang abgefahren. Ein Boykott hätte vielleicht bei der Vergabe noch einen Effekt gehabt. Aber jetzt sitzen wir alle im selben Boot und müssen versuchen, den Fußball wieder mehr in den Vordergrund zu rücken und gleichzeitig kritisch die Dinge zu hinterfragen, anzusprechen und auch vor Ort etwas Gutes zu tun.“

Magull erklärt, sie habe in das Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador am vergangenen Sonntag (20. November 2022) „mal reingeschaut“. Nach nicht einmal einer Halbzeit sei das Interesse an dem Spiel aber verloren gegangen. 

Angesprochen auf ihre persönlichen Erfahrungen in der WM-Austragungsstätte berichtet die Nationalspielerin, sie sei bereits zweimal in Trainingslagern in Katar gewesen: „Ich habe mich wohlgefühlt, wir wurden nicht angegriffen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir unterdrückt wurden. Wir haben allerdings überwiegend abgeschottet trainiert, deshalb hatten wir keine negativen Erlebnisse.“

Die Spielerin des FC Bayern München schildert aber ihre Erlebnisse, viele vermummte Frauen auf der Straße gesehen zu haben. Das entspreche nicht ihrem Frauenbild. Magull fügt aber hinzu, sie sei „mit den Frauen vor Ort nicht ins Gespräch gekommen, deshalb weiß ich nicht, ob sie sich unterdrückt oder ob sich vielleicht wohlfühlen“.

Während im Männerfußball der Spielbetrieb in Bundesliga und Champions League aktuell pausiert, ist Magull mit dem FC Bayern aktuell in allen Wettbewerben am Ball. Am Donnerstag (24. November, 18.45 Uhr) steht für sie in der Königsklasse das Spitzenspiel beim FC Barcelona an. (dpa/dth)