Kommentar zum Investoren-KnallKrachende Niederlage für DFL ist ein Gewinn für die Bundesliga

Dortmunds Fans zeigen ein Transparent mit der Aufschrift „Nein zu Investoren in der DFL!“

Fan-Proteste gegen den Investoren-Einstieg in der Bundesliga prägten zuletzt in vielen Spielen das Bild in den Fankurven. Hier bekennen sich Fans von Borussia Dortmund am 9. Februar 2024 mit einem Banner zum Vorhaben.

Die Investoren-Debatte bleibt das große Thema in der Fußball-Bundesliga. Dass die Fan-Proteste mit dem Ausstieg eines Interessenten Wirkung zeigten, ist ein Gewinn für die Liga, meint unser Autor. Ein Kommentar.

von Béla Csányi (bc)

Es war ein Kampf gegen Windmühlen, doch im Duell zwischen einigen Tausend Tennisbällen und einer Milliarde Euro steht seit Dienstag (13. Februar 2024) der überraschende Etappensieger fest: Die Fanszenen der deutschen Profi-Klubs haben mit den massiven Protesten der vergangenen Wochen ihr erstes Ziel erreicht. Und das ist gut so!

Wochenlang wurde erst intensiv, dann immer hitziger und spätestens seit dem vergangenen Wochenende in komplett vergifteter Atmosphäre über Spielunterbrechungen wegen geworfener Gegenstände und ausgerollten Bannern in den Fankurven diskutiert. Im Schatten der Debatte ergab sich dabei eine Entwicklung, mit der selbst die Protest-Bewegung so schnell nicht gerechnet haben dürfte.

DFL verliert möglichen Investor: Schwerer Rückschlag im Milliarden-Poker

Dass mit dem Finanz-Riesen Blackstone einer von nur noch zwei verbliebenen Investoren-Kandidaten seinen überhasteten Rückzug vollzogen hat, ist für die DFL und die am Milliarden-Deal interessierten Vereine aus gleich mehreren Gründen eine krachende Niederlage. 

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Zum einen zeigt es, dass das in Aussicht gestellte Paket, also der finanzielle Reiz der Liga, weniger attraktiv ist, als von den Machern stets behauptet. EXPRESS.de wagte zuletzt schon die Prognose: Der in diesem Jahr ausgehandelte neue TV-Vertrag dürfte den Entwicklungen anderer Länder folgen und zu einem Minus-Geschäft werden.

Zum anderen verschlechtert der Blackstone-Ausstieg die Verhandlungsposition der Klubs gegenüber dem letzten Bewerber CVC. Das Unternehmen, das bereits in Spaniens La Liga und Frankreichs Ligue 1 eingestiegen war, muss sich zwar weiter an den zuvor ausgemachten Leitplanken und roten Linien orientieren, hat aber zumindest vorläufig keinen lauernden Konkurrenten als Preistreiber mehr im Nacken.

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Für die aktiven Fanszenen ist diese Entwicklung ein voller Erfolg. Nachdem sich viele ihrer Vereine über die Fan-Interessen hinweggesetzt hatten, müssen die Klubs nun die Folgen der anschließenden Proteste schlucken.

Fan-Proteste machen keinen Spaß – und sind trotzdem unverzichtbar

Auch wenn die DFL auf genaue Gründe nicht einging: Einen Zusammenhang zwischen dem Blackstone-Rückzug und den massiven Protesten mit den daraus resultierenden zerfledderten Spielen mit langen Unterbrechungen und Mega-Nachspielzeiten können selbst die schärfsten Kritiker kaum gesichtswahrend leugnen.

Wer ein offenes Ohr für die Anliegen der aktiven Fans zeigte, konnte Gründe und Formen auch durchaus nachvollziehen. Als prominentes Beispiel äußerte etwa Felix Magath (70) im „Doppelpass“ sein Verständnis für das Vorhaben, auch wenn er Details der Proteste kritisierte.

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Ein Niveau, auf dem die Diskussion von Anfang an hätte geführt werden müssen, das letztlich aber auch wegen einer zunehmend perfiden Skandalisierung meilenweit verfehlt wurde. Denn dass auf den Rasen geworfene Tennisbälle nervig sein mögen, aber definitiv kein „Eklat“ sind, sollte eigentlich Konsens sein. Geschmacklos waren in all den Wochen lediglich die an den Wochenenden teils gezeigten Fadenkreuz-Banner.

Dass die Protest-Abläufe nicht allen Fans im Stadion gefielen und daher auch mit Pfiffen bedacht wurden, ist völlig in Ordnung. Zum Investoren-Einstieg darf jeder Fan stehen, wie er mag, ebenso wie zu den Protesten. Und dass ständige Spielunterbrechungen am Ende niemanden glücklich machen, versteht sich von selbst. Der Blick zurück zeigt allerdings nicht nur im Fußball: Bequeme Proteste – wie das anfängliche zwölfminütige Schweigen der Kurven – erreichen selten ihr Ziel.

Daher ist es nur verständlich, mit welcher Vehemenz die Anhängerschaften für ihre Anliegen eingestanden sind, nachdem ihnen erst Gehör und dann Dialog verweigert wurden. Wer, wie die Bundesliga-Macher, die deutsche Fankultur als einen der wichtigsten Faktoren für die Attraktivität der Liga ausmacht, der muss auch deren Haltung zu Kernthemen respektieren und einbeziehen.

Dass den Bundesliga-Machern diese eigentlich recht simple Logik nun auf die schmerzhafte Tour demonstriert wurde, zeigt: Einen ersten sprunghaften Investor hat der deutsche Fußball zwar verloren, auf ihre Fans kann sich die Bundesliga dagegen verlassen.