Konkreter Termin genanntMit Bundesliga-Unterstützung: Gruppen-Coming-out im deutschen Fußball?

Ein Blick ins Stadion beim Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund.

Ein Foto vom Bundesliga-Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund am 11. November 2023. Beide Vereine haben der Kampagne „SportsFree“ ihre Unterstützung zugesichert.

Eine Kampagne soll schwulen Profi-Fußballern nun dabei helfen, den Mut zu finden und ihre Sexualität öffentlich zu machen. Ins Leben gerufen wurde sie von einem ehemaligen Betroffenen.

von Antonia Raabe (ra)

Es ist ein Thema, das die Gemüter immer wieder bewegt: Nach wie vor gibt es in Deutschland keinen aktiven Fußballprofi, der offen schwul lebt. 

Die Kampagne „SportsFree“ soll das nun ändern und die homosexuellen Kicker dabei unterstützen, ihr Leben in Frieden und Freiheit und ohne Geheimnisse zu bestreiten.

Kampagne soll schwulen Profi-Fußballern Mut machen

Ins Leben gerufen wurde die Kampagne vom ehemaligen Spieler Marcus Urban (52/Rot-Weiß Erfurt), der sich mit Anfang 20 gegen eine Karriere als Fußballspieler und für ein normales Leben als schwuler Mann entschied. 

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2007 beendete Urban, der damals noch seinen Geburtsnamen Schneider trug, seine Laufbahn. Er war der erste deutsche Spieler, der sich als homosexuell geoutet hatte. Obwohl ihm eine erfolgversprechende Karriere bevorstand, entschied er sich für die Liebe.

LGBTQI+

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„Das war schon sehr traurig damals. Der Fußball war alles für mich. Ich war richtig gut und unglaublich ehrgeizig. Ganz ehrlich: Ich hätte so lange trainiert, bis ich Weltmeister werde. Ich habe da auch fest dran geglaubt, war überzeugt: Es ist nur eine Frage der Zeit. Aber: Das Versteckspiel ging irgendwann nicht mehr. Ich war nicht frei“, erklärte Urban gegenüber der „Bild“.

Marcus Urban lächelt in die Kamera.

Ex-Fußballer Marcus Urban, hier am 4. Oktober 2021, setzt sich für die Kampagne „SportsFree“ hier.

Seither kämpft er für Fußball-Profis, denen es ähnlich geht. „Kein Athlet sollte im Verborgenen leben müssen. Wir müssen uns auch fragen: In welcher Sportwelt wollen wir leben? Wollen wir Profifußballer mit Doppelleben oder wollen wir authentische Menschen?“, so der Ex-Profi. 

Die Schwierigkeit an seiner Arbeit rund um die Kampagne sei es, mit den jeweiligen Sportlern in Kontakt zu kommen.

„Auch jetzt habe ich nur über Informanten Kontakt zu den Spielern. Es ist Wahnsinn, was für eine Angst herrscht. Die Männer haben Sorge, dass direkt in den Medien und den Vereinen über ihre sexuelle Orientierung spekuliert wird“, so Urban. 

Gruppen-Coming-out im deutschen Profi-Fußball am 17. Mai 2024?

Finanziert wird die Kampagne unter anderem durch Crowdfunding. Auch Borussia Dortmund, Union Berlin und der VfB Stuttgart haben bereits ihre finanzielle Unterstützung zugesichert. 

Nicht nur die queere Community wartet auf das erste Coming-Out eines aktiven Profi-Fußballers in Deutschland „Wir sind viele. Es wird ein Gruppen-Coming-out geben, wenn die Zeit dafür reif ist“, kündigt Urban an. 

Angesetzt ist dafür der 17. Mai 2024 – aus einem ganz bestimmten Grund. Marcus Urban: „Der 17. Mai ist der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.“