„Nagelsmann war da“Das sagt Manuel Neuer zu einem DFB-Comeback

Manuel Neuer hält einen Ball mit dem rechten Arm.

Mega-Parade mit dem Reklamier-Arm: Bayerns Manuel Neuer zeigte im Supercup gegen Stuttgart eine tolle Leistung.

Eine Woche vor dem Bundesliga-Saisonstart kann sich der FC Bayern zumindest auf eine Personalie verlassen: Manuel Neuer ist wieder ganz der Alte.

von Denis Canalp  (can)

Beim Supercup-Sieg des FC Bayern beim VfB Stuttgart (2:1) war er der überragende Mann auf dem Platz und erhielt zu Recht die Auszeichnung „Man of the Match“: Manuel Neuer (39).

Der ehemalige Welttorhüter, der seine Nationalmannschaftskarriere nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien 2024 offiziell beendet hatte, erlebt gerade sportlich seinen dritten Frühling. 

Auf Manuel Neuer kann sich der FC Bayern verlassen

Schon bei der Klub-WM hatte Neuer gute Leistungen gezeigt, im Supercup gegen Stuttgart setzte er noch einen drauf. Der fast 40-Jährige spielte unaufgeregt sein Spiel, rückte teilweise bis an die Mittellinie nach vorne, fing dort Bälle ab, verteilte sie klug. In der ersten Halbzeit leitete er eine Großchance durch Konrad Laimer mit einem langen Pass sehenswert ein, doch auch seine Kernaufgabe, das Torwartspiel, erledigte der Weltmeister von 2014 mit Bravour.

Neuer war wieder ganz der Alte, erinnerte an beste Torwart-Zeiten. Gegen Josha Vagnoman (24) und den von Bayern umwobenen Nick Woltemade (23) rettete er mit starken Paraden, ehe er in der zweiten Hälfte einen abgefälschten Gewaltschuss von Jamie Leweling mit einem irren Reflex noch über die Latte lenkte. Lediglich bei Lewelings Kopfball in der Nachspielzeit war er chancenlos. Keine Frage, auf Neuer können sich die Bayern auch in der kommenden Saison mit Mini-Kader verlassen!

Und was ist mit der Nationalmannschaft? Marc-André ter Stegen (33), Neuers ewiger Kronprinz im DFB-Tor, ist schon wieder schwer verletzt, fällt monatelang aus. Der Keeper befindet sich zudem im Clinch mit seinem Arbeitgeber, dem FC Barcelona. Weil ter Stegen Großverdiener bei den finanziell angeschlagenen Katalanen ist, wollen diese den gebürtigen Gladbacher am liebsten loswerden, degradierten den Kapitän zur Nummer drei.

Kein guter Start in die WM-Saison für ter Stegen, aber auch nicht für Julian Nagelsmann (38). Der Bundestrainer weiß, dass die einstige Parade-Position im deutschen Fußball längst zur Problemzone geworden ist. Hinter ter Stegen lauern Alexander Nübel (28, VfB Stuttgart), Oliver Baumann (35, TSG Hoffenheim) und Stefan Ortega (32, Ersatzkeeper bei Manchester City) auf ihre Chance, sind aber allesamt keine Weltklasse-Torhüter.

Und so kam es, wie es kommen musste. Sat.1-Reporterin Andrea Kaiser (43) stellte neuer nach Abpfiff die Frage aller Fragen: „Herzlichen Glückwunsch! Es ist bei Ihnen ein bisschen so wie einem guten Rotwein: Bei der Klub-WM, hier ... – sensationell! Denkt man da wieder ein bisschen über ein Comeback in der Nationalelf nach? Julian Nagelsmann war heute ja auch da ...“

Und Neuer? Der verzog keine Miene und antwortete ohne langes Zögern: „Nein, ich denke an unsere Mannschaft, an den FC Bayern. Und ich denke daran, immer so gut wie möglich zu spielen, der Mannschaft zu helfen und erfolgreich zu sein. Das haben wir heute geschafft und es ist natürlich schön, dass ich ‚Man of the Match‘ geworden bin, aber grundsätzlich ist der Erfolg der Mannschaft immer das Wichtigste.“

Ist also in dieser Personalie das letzte Wort gesprochen? Abwarten! Klar ist: Neuer wird nicht sofort in die Nationalelf zurückkehren. Doch was passiert, wenn ter Stegen nicht rechtzeitig für die WM in den USA, Kanada und Mexiko fit wird? Wie reagiert Nagelsmann, sollte ter Stegen bei Barca auf dem Abstellgleis bleiben?

Neuer wäre nicht der Erste, der sich für ein großes Turnier zu einem DFB-Comeback überreden lässt. Siehe Toni Kroos bei der Heim-EM 2024. Kurz vor der WM könnte die Diskussion noch einmal Fahrt aufnehmen. Doch bis dahin ist noch viel Zeit.