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„Es ist Zeit, sich Wahrheit zu sagen“Dicke Luft im DFB-Quartier: Flick und Mannschaft reden Klartext

Kai Havertz gibt eine Pressekonferenz in Katar.

Nationalspieler Kai Havertz schaut nachdenklich bei der Pressekonferenz am Freitag (25. November 2022).

Nach der WM-Auftaktniederlage gegen Japan steht das deutsche Team schon massiv unter Druck. Vor dem Spiel gegen Spanien fand eine Mannschaftssitzung statt. Darin wurde Klartext geredet.

von Marcel Schwamborn (msw)

Dicke Luft nach der WM-Auftaktniederlage gegen Japan im DFB-Quartier. Am Donnerstag setzten sich Spieler und Trainer am Nachmittag zu einer längeren Sitzung im Hotel zusammen. Dabei ist es offensichtlich hoch hergegangen.

Kai Havertz (23) und Julian Brandt (26) deuteten die Aussprache am Freitag (25. November 2022) als reinigendes Gewitter vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Spanien am Sonntag (20 Uhr, ZDF & Magenta TV).

Julian Brandt: „Wir sind in einer Scheiß-Situation“

„Wir haben 15 Monate auf das Spiel gewartet. Nun ist es an der Zeit, sich gegenseitig die Wahrheit zu sagen. Wir haben gute Persönlichkeiten im Team. Da ist es gut, sich direkt die Meinung zu sagen, was gut war und was nicht“, sagte Havertz. „Das macht ein Team am Ende stärker. Es ist nicht immer alles nur schön. Jetzt sind wir in einem schlechten Moment, das kann sich aber auch am Sonntag drehen“, so der Chelsea-Stürmer.

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Brandt sieht es ähnlich: „Wir sind in einer Scheiß-Situation, ja, sind wir. Spanien kommt mit einem 7:0 im Rücken. Aber es ist auch eine Chance, die ganze Stimmung wieder zu drehen und Energie freizusetzen. Bei der EM im Vorjahr ging auch das erste Spiel verloren, dann wurde gegen Portugal 4:2 gewonnen.“

Bei der Team-Sitzung kamen viele Punkte auf den Tisch. Beispielsweise das Verhalten in den letzten 20 Minuten. „Wenn du 1:0 führst und die Chancen nicht nutzt, dann müssen wir das Spiel verteidigen und gewinnen dann eben unspektakulärer“, forderte Brandt.

Bei der Frage nach fehlenden Führungsspielern hat der BVB-Profi eine klare Haltung: „Wir sind alles Führungsspieler bei unseren Vereinen, sind erfahren. Es hilft nicht, wenn nur zwei, drei Jungs vorweggehen. Ich hab auch ein gutes Gefühl, dass jeder Verantwortung übernehmen will.“

Julian Brandt bei der Pressekonferenz in Katar.

Julian Brandt gab im Rahmen der Pressekonferenz Einblicke in die Team-Sitzung der Mannschaft.

Havertz spürt vor allem die negative Grundstimmung. „Ich kann verstehen, dass jetzt Negativität aufkommt. Ich weiß, dass immer viel gegen uns geschossen wird und nicht jeder hinter uns steht“, klagt er. „Wir wissen, dass aus Deutschland nicht der 100-prozentige Support gegeben ist.“

Auch die Statistik, dass nur zwei der vergangenen neun Spiele gewonnen wurden, interessiert ihn nicht. „Mir ist es ganz egal, was in der Vergangenheit war. Es ist ein großes Spiel am Sonntag. Da bringt es nichts, negativ zu denken. Natürlich war das ein blödes erstes Spiel. Nichtsdestotrotz geht der Blick nach vorn.“

Dennoch musste auch der frühere Leverkusener einräumen, dass gerade bei den Turnieren derzeit zu wenig vom DFB-Team kommt. „Die Statistik spricht nicht für uns. Wir haben einen Umbruch durchlebt, einen Trainerwechsel, viele neue Spieler sind dazu gekommen. Das ist aber keine Entschuldigung. Es kommt auf die Turnierspiele an und das ist zu wenig. Wir haben die Chance, das Ganze umzumünzen. Wir werden alles tun, um die Statistik zu verbessern.“

Den Vorwurf, Flick sei in seiner Teamführung zu sanft, will Havertz nicht gelten lassen. „Das Letzte, was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er nicht klar mit uns redet und uns nicht aufwecken will. Jeder weiß, was Sache ist. Ich muss nicht vom Trainer angeschrien werden. Ich brauche eine sachliche Rückmeldung.“

Kai Havertz: „Ich hatte die letzten zwei Tage eine sehr große Wut in mir“

Brandt hofft, dass das reinigende Gewitter in der Sitzung seinen Effekt haben wird: „Wir sind mit Gefühl aus dem Besprechungsraum herausgegangen, dass wir den Willen haben, das Spiel zu gewinnen.“

Ähnlich fühlte sich auch sein Teamkollege. „Ich hatte die letzten zwei Tage eine sehr große Wut in mir und war nicht so gut gelaunt. Nachdem wir jetzt darüber gesprochen haben, besteht bei mir jetzt aber eine große Vorfreude. In einer Mannschaft mit 26 Spielern ist es völlig okay, dass man sich mal angeht und kritisiert. Das bringt uns weiter, das haben wir gemacht. Es geht jetzt darum, den Blick nach vorne zu richten und Gas zu geben.“

Oliver Bierhoff sorgt sich um Folgen eines erneuten WM-Fiaskos

DFB-Direktor Oliver Bierhoff (54) glaubt an die Wende zum Guten. „Ich spüre eine gewisse Reibung. Der Finger wurde klar in die Wunden gelegt.“ Das Spanien-Spiel nannte er „unser erstes Finale“.

Ein erneutes Vorrunden-Aus wie 2018 in Russland hätte verheerende Folgen, meinte Bierhoff bei Magenta TV. Er frage sich: „Was bedeutet es für den deutschen Fußball? Für die weitere Entwicklung? Und wenn man ein bisschen tiefer geht: Für die Investitionen, die wir tätigen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, um neue Spieler in acht oder zehn Jahren zu haben?“