DFL-VersammlungVereine beschließen Wechsel-Regel – Rolle rückwärts von Donata Hopfen

Donata Hopfen bei einer Pressekonferenz im Wiesbadener Kongress-Zentrum.

Donata Hopfen, Vorsitzende der Geschäftsführung der DFL Deutsche Fußball Liga, spricht nach einer DFL-Mitgliederversammlung am 20. Mai 2022 in Wiesbaden.

Wo geht es hin mit dem deutschen Profi-Fußball? Die Deutsche Fußball Liga steht vor großen Herausforderungen bei der Zukunftsgestaltung. Am Montag wurden einige Themen diskutiert und Entscheidungen getroffen.

Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Montag (30. Mai 2022) in Wiesbaden – da standen einige brisante Themen auf der Tagesordnung. Und die Macher der Klubs haben ein paar wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Am Endes des Tages konnte man sagen: die Vereine bekennen sich sowohl zur Tradition wie zur Innovation.

Ein Thema ist dabei erstmal klar gestrichen worden: Die neue Geschäftsführerin Donata Hopfen (46) hat auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga eine Austragung des Supercups im Ausland ausgeschlossen.

Dennoch sollen und müssen neue Wege gegangen werden, um die Weiterentwicklung der Branche sicherzustellen. „Wir stehen vor der Herausforderung, den Profifußball trotz teilweise unterschiedlicher Interessen und Ansichten gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“, so Hopfen.

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Bei dem Treffen in Wiesbaden gab es von der 46-Jährigen, die das Amt Anfang Januar von Christian Seifert übernommen hatte, klare Worte zum Thema Supercup. Eine Austragung des Duells zwischen dem deutschen Meister und DFB-Pokalsieger in Saudi-Arabien spiele „keine Rolle“, betonte Hopfen. „Das Thema eines Supercups in Saudi-Arabien war nie Teil der Planung und wird es auch zukünftig nie sein.“

Donata Hopfen: 50+1-Regel steht nicht zur Debatte

War das eine kleine Rolle rückwärts oder ist sie nur falsch verstanden worden vor ein paar Monaten? Hopfen hatte Anfang Februar in einem Interview sowohl Playoffs in der Fußball-Bundesliga als auch einen deutschen Supercup in Saudi-Arabien nicht ausgeschlossen. „Ich habe gesagt, dass wir neu denken müssen und dass wir an vielen Stellen sicherlich offen sein müssen für Innovationen“, sagte sie nun.

Nachdem, was aus ihren Aussagen geworden sei, würde sie das Thema heute stärker abgrenzen. „Deshalb habe ich das heute noch einmal klargestellt“, sagte Hopfen.

Zugleich verwies sie darauf, dass der deutsche Fußball in einem immer härteren internationalen Wettbewerb einen eigenen Weg finden müsse. „Ein Weg, auf dem die 50+1-Regel nicht zur Debatte steht und eben trotzdem ein Weg, der auch dafür sorgt, dass wir international konkurrenzfähig bleiben“, betonte Hopfen.

Die 50+1-Regel besagt im Kern, dass die Stammvereine immer die Mehrheit der Stimmenanteile besitzen müssen. Damit soll ein zu starker Einfluss durch externe Geldgeber verhindert werden. Der Umgang mit der Regel ist seit Jahren ein Streitpunkt, auch weil Klubs wie Leverkusen (Bayer), Wolfsburg (VW), Leipzig (Red Bull) oder Hoffenheim (Hopp/SAP) ohne ihre einflussreichen und mächtigen externen Geldgeber nicht da wären, wo sie aktuell sind.

Dass der Markt in irgendeiner Weise reguliert werden muss, um immer höhere Ablösesummen, Handgelder oder Gehälter zu verhindern, ist auch klar, kann aber nicht alleine in Deutschland gelöst werden.

Im Hinblick auf die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga wünscht sich die DFL-Geschäftsführerin künftig einheitliche Regelungen in Europa bei Themen wie Gehaltsobergrenze für Profis, Beraterhonorare oder Kadergröße. „Das sind Themen, die nur gesamteuropäisch gelöst werden können“, sagte Hopfen.

Wirtschaftlich ist die Bundesliga nach der englischen Premier League und der spanischen La Liga die Nummer drei in Europa. Ziel sei es, die große Lücke zu den Branchenführern zu schließen. Ein schwieriges Unterfangen, hatten die 36 deutschen Profivereine in den vergangenen zwei Jahren durch die Corona-Pandemie doch mehr als eine Milliarde Euro Verlust erlitten.

Bei ihrem Streben nach Gewinnmaximierung wollen die Vereine künftig trotzdem stärker auf die Nachhaltigkeit achten. Ab der Saison 2023/24 müssen sie für den Erhalt der Lizenz einige Mindestkriterien wie den Nachweis einer Nachhaltigkeitsstrategie und einer Umweltstrategie erfüllen. „Das Thema Nachhaltigkeit liegt allen Klubs am Herzen“, sagte Hopfen. „Aber es gibt große Unterschiede, was die Relevanz angeht. Einigen Klubs kann es nicht schnell und weit genug gehen, andere Klubs müssen erst entsprechende Strukturen schaffen.“

Bundesliga: Auch künftig fünf Auswechslungen erlaubt

Was konkret beschlossen wurde: In der Bundesliga und der 2. Bundesliga sind auch zukünftig fünf Auswechslungen pro Spiel und Team erlaubt. Damit dürfen die Klubs in der kommenden Saison die Auswechslungen weiter bei drei Gelegenheiten und der Halbzeitpause tätigen. Diese Regelung galt bereits in den vergangenen beiden Spielzeiten sowie in der Saison 2019/20 nach der Corona-Pause und ist nun ohne zeitliche Begrenzung in der DFL-Spielordnung verankert.

Zuletzt hatten sich die internationalen Regelhüter dafür ausgesprochen, die fünf Auswechslungen pro Team und Spiel auch weiter in den Regeln zu verankern. Auf der Jahreshauptversammlung des International Football Association Board (Ifab) muss die Änderung am 13. Juni in Doha noch ratifiziert werden. Es bleibt den Ligen oder den Verbänden vorbehalten, die Regelung anzuwenden.

Um einen Wettbewerbsnachteil zu anderen europäischen Top-Ligen zu vermeiden, wurde die am 1. Juli beginnende Transferperiode um einen Tag verlängert. Damit können Wechsel auch noch am 1. September bis 18 Uhr abgeschlossen werden, wie die Mitgliederversammlung beschloss. (ubo/dpa)