Übersteht er die Länderspielpause?Seoane bei Bayer vor dem Aus – wer könnte ihn beerben?

Gerardo Seoane kratzt sich an der Oberlippe.

Gerardo Seoane, Trainer von Bayer Leverkusen, (hier am 17. September 2022) steht nach dem Fehlstart in die Bundesliga-Saison unter Druck.

Trainerdiskussion bei Bayer Leverkusen: Nach dem Fehlstart in die Bundesliga steht der Schweizer Gerardo Seoane vor dem Aus.

Oh, oh, jetzt knirscht es unterm Bayer-Kreuz aber gewaltig. Kracht das Konstrukt mit Trainer Gerardo Seoane (43) bald zusammen? Kurz vor der Länderspielpause wird die Luft für den Leverkusen-Coach immer dünner.

Die Tabelle lügt nie! Und für Bayer Leverkusen ist die Wahrheit erschreckend: Nach sieben Spieltagen liegt die Millionen-Truppe am 18. September 2022 auf Platz 16 und damit auf dem Relegationsplatz. Nur fünf Punkte wurden geholt.

Bayer Leverkusen im Tabellenkeller - Analyse der Bosse angekündigt

Die Ergebnisse im Einzelnen: 1:1 gegen Bremen, 2:2 bei der Hertha, 2:3 gegen Freiburg, 3:0 in Mainz, 0:3 gegen Hoffenheim 1:2 gegen Augsburg und 0:1 in Dortmund – bisher sind nur der VfL Bochum als Tabellenletzter (null Punkte aus sechs Spielen) und der VfB Stuttgart schlechter (fünf Punkte aus sieben Spielen).

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Bei Bayer bebt es wohl bald. Noch gibt es Lippenbekenntnisse für Trainer Gerardo Seoane. Ob der Werksklub noch am Trainer festhält und er auch nach der Länderspielpause am Freitag, 30. September 2022, auf der Bank sitzt, wollten Kicker und Bild am Sonntag jetzt wissen. Geschäftsführer Simon Rolfes (40) antwortete: „Das ist unsere Intention.“ Dann muss Bayer übrigens beim ebenfalls kriselnden FC Bayern München antreten.

Hinder den Werksmauern kam es jedenfalls schon zu langen Gesprächen zwischen den Geschäftsführern Rolfes und Fernando Carro (58). Muss der Klub reagieren? Wenn ja, wie kann er reagieren? Immerhin hat Leverkusen in vielen Bundesligaspielen gar nicht schlecht gespielt und in der Europa League gab es am 13. September einen 2:0-Erfolg gegen Atletico Madrid.

Dass Seoane bald gehen muss, wird aber nicht ausgeschlossen. Sein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2024. Rolfes sagte jetzt: „Wir sind alle maximal unzufrieden. Wir werden die Situation klar, aber auch in Ruhe analysieren und gemeinsam nach Lösungen suchen, die uns zurück zu Stabilität und Erfolg führen werden.“

Relegationsplatz statt Champions-League-Platz – bei Bayer könnte dies in den nächsten Tagen Konsequenzen haben. Doch wer könnte ihn ersetzen? Leise Gerüchte kamen schon auf, schließlich wurden Thomas Tuchel (49) und Domenico Tedesco (37) erst kürzlich bei ihren Klubs FC Chelsea und RB Leipzig entlassen. Ob einer den Weg unters Bayer-Kreuz findet?

Tedesco war schon 2017 Thema bei Bayer, damals wollte ihn Rudi Völler gerne holen, doch der Trainer hatte schon beim FC Schalke unterschrieben. Seoane weiß jedenfalls selber, dass seine Zeit bald ablaufen könnte. Er wurde nach dem Punkt gegen Bremen deutlich: „Man muss besorgt sein, und das sind wir auch.“

Gerardo Seoane: Sportliche Situation ist „ungenügend“

Die sportliche Situation sei „ungenügend“ – heißt in der Schule: Note 6! Der Coach weiß, dass die Analysen der Bayer-Bosse auch gegen ihn wirken könnten: „Es gibt immer mehrere Analysen. Die Leistung, aber auch die Punkte, denn darum geht es letztendlich. Und da stehen wir ungenügend und unzufrieden da.“

Auch die Spieler sind mehr als genervt und in Alarmbereitschaft. „Wir brauchen uns nicht anlügen, wir stehen nun mal d, wo wir stehen. Das ist eine brutal gefährliche Situation, dessen sollte sich jeder im Team bewusst sein“, so Mittelfeldspieler Robert Andrich (27). Was ihn fertig machte nach dem Spiel gegen Bremen: Bayer nutzt seine guten Chancen nicht: „Wir haben es versäumt, in der ersten Hälfte Tore zu schießen, wir hätten mit zwei, drei Treffern führen können und müssen.“

Seoane will jedenfalls nicht aufgeben und kämpft um seinen Job: „Als Trainer stehe ich in der Verantwortung für die Punkteausbeute. Trotzdem finde ich, dass das Team sehr geschlossen aufgetreten ist. Das gilt auch für die Spiele in Berlin und gegen Madrid. Wenn man keine Punkte holt, ist das natürlich gefährlich, dem müssen wir uns stellen.“

Verteidiger Jonathan Tah (26) fordert: „Der Fokus geht nach vorne. Wir haben jetzt eine kurze Pause, in der wir noch mal reflektieren und nachdenken können, was wir besser machen müssen. Es ist klar, dass es so nicht weitergehen kann.“ Weitere Analysen sollen in den kommenden Tagen folgen - dann auch mit Gerardo Seoane. (ubo, dpa, sid)