„Ausbildungs-Liga für England“Bayer-Boss Carro schlägt Bundesliga-Alarm

Geschäftsführer Fernando Carro von Bayer Leverkusen spricht.

Geschäftsführer Fernando Carro (Bayer) beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt am 12. Januar 2021.

Für die deutsche Bundesliga wird die Übermacht der englischen Premier League immer mehr zum Problem. Nun schlägt Bayer-Boss Fernando Carro Alarm. Die deutsche Liga sei nur noch eine Ausbildungsliga für den englischen Konkurrenten.

von Alexander Haubrichs (ach)

Sevilla. Die erdrückende Übermacht der englischen Premier League bereitet den deutschen Fußball-Klubs große Sorgen. Jetzt schlägt Bayer-Boss Fernando Carro (57) Alarm. Die Bundesliga sei nur noch eine Ausbildungsstätte für die Premier League, findet Leverkusens CEO. Die finanziellen Möglichkeiten seien einfach zu unterschiedlich, der Vorsprung kaum noch aufzuholen.

Nachhaltig frustiert haben den Spanier offenbar die Bemühungen der Leverkusener, im Sommer auf dem Transfermarkt mit englischen Vereinen Schritt zu halten. „Am Ende konnte ein englischer Aufsteiger ein höheres Gehalt und eine höhere Ablöse zahlen als wir, ein Top vier-Verein in Deutschland“, sagt Carro am 21. Oktober 2021 dem englischen The Guardian. „Die Premier League hat einfach so viel mehr Geld als wir. Das ist nicht gut für uns, definitiv nicht.“

Premier League: TV-Gelder treiben die Schere auseinander

Dabei geht es längst nicht nur um die Investoren, die das Geld in Klubs wie Manchester City oder neuerdings Newcastle United pumpen. Die Schere geht vor allem bei der TV-Vermarktung weit auseinander. „Wir sind im Vergleich zu den anderen Ligen nicht gut genug, uns zu vermarkten.“ Spanien nehme beispielsweise 860 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung ein, die Bundesliga nur 200 Millionen Euro.

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Die Folge: Selbst Klubs wie Borussia Dortmund müssten in die Premier League Spieler verkaufen. Neben Erfolgen in den europäischen Wettbewerben sei das die einzige Möglichkeit auch für die deutschen Spitzenklubs, zusätzliche Einnahmen zu generieren. „Da kannst du Geld machen. Das bedeutet aber schlicht, dass die Bundesliga wie eine Ausbildungsliga für die Premier League ist“, sagt Carro. „Nur Bayern München kann derzeit noch mithalten.“

Carro: „Keine Möglichkeit, die Lücke zu schließen.“

Nicht einmal eine Verdreifachung der TV-Einnahmen würde helfen, die Lücke zu schließen. Auch Merchandising, Eintrittskarten oder Sponsoren könnten nicht helfen. „Im Moment gibt es keine strukturelle Möglichkeit, die Einnahmen auf dieses Level zu bringen.“

Dass es im Gegensatz zu England, Spanien oder Italien auch keinen Konkurrenzkampf an der Spitze mehr gibt, macht die Sache für die deutschen Klubs nicht einfacher. Wirklich Rat weiß da derzeit niemand.