FC-Rückkehr geplatztEx-Köln-Star Heintz: „Ein, zwei Personen im Verein waren nicht dafür“

Dominique Heintz jubelt für den 1. FC Köln gegen Werder Bremen.

108 Pflichtspiele bestritt Dominique Heintz für den 1. FC Köln, hier jubelt er am 5. Mai 2017 gegen Werder Bremen.

Dominique Heintz im EXPRESS.de-Interview über das Duell zwischen Union Berlin und dem 1. FC Köln, Gespräche über eine Rückkehr zu den Geißböcken und Torjäger Anthony Modeste.

von Martin Zenge (mze)

Von 2015 bis 2018 spielte Dominique Heintz (28) für den 1. FC Köln, zog mit den Geißböcken 2017 in die Europa League ein. Im Winter gab es Gespräche über eine Rückkehr – doch der Innenverteidiger wechselte zu Union Berlin. Im EXPRESS.de-Interview spricht Heintz über das Wiedersehen mit dem FC am Freitagabend (1. April 2022, 20.30 Uhr) an der Alten Försterei und erklärt, warum aus seinem Köln-Comeback nichts wurde.

Dominique Heintz, am Freitag treffen Sie mal wieder auf Ihren Ex-Klub Köln. Ist das knapp vier Jahre nach Ihrem Abschied noch etwas Besonderes?

Heintz: Auf jeden Fall. Ich freue mich, die Jungs zu treffen, mit denen ich noch zusammengespielt habe. Es ist auch immer schön, die Kölner Fans im Gäste-Block wiederzusehen. Das ist definitiv ein besonderes Spiel für mich.

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2018 sind Sie von Köln nach Freiburg gewechselt, in der Winterpause nun weiter zu Union Berlin. Wie kam es dazu?

Heintz: Das hing mit meiner Situation in Freiburg zusammen. Dort hat der Trainer nicht mehr auf mich gebaut, es gab Probleme und deswegen wollte ich mich im Winter verändern. Ich brauche Verantwortung und will jedes Wochenende auf dem Platz stehen. In Freiburg war diese Chance nicht mehr da.

Unter Christian Streich haben Sie in der Hinrunde nur am ersten Spieltag gespielt. Was für Probleme meinen Sie?

Heintz: Es sind Dinge passiert, über die ich nicht sprechen möchte. Es hat einfach nicht mehr gepasst – was auch nicht schlimm ist. Das gehört zum Fußballgeschäft. Die ersten drei Jahre in Freiburg waren top. Ich bin da gar nicht nachtragend, sondern schaue positiv nach vorne.

Dominique Heintz: „Ich habe über Köln und Union nachgedacht“

Sie haben bis 2024 an der Alten Försterei unterschrieben. Warum haben Sie sich für Union entschieden?

Heintz: Hier baut man auf mich, obwohl ich ein halbes Jahr nicht gespielt habe, und weiß, dass ich die Mannschaft mit meiner Erfahrung stabilisieren kann. Union hatte schon im Sommer versucht, mich zu holen, und ist immer drangeblieben. Ich hatte gute Gespräche mit Trainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert. Das Gesamtpaket gefällt mir: Der Teamgeist, die Fans, das Stadion – Union ist wieder ein guter Traditionsverein, dem ich helfen will.

Nach unseren Informationen war auch eine Rückkehr zum 1. FC Köln ein Thema…

Heintz: Ja, das stimmt, der FC war auch an mir dran. Ich habe über Köln und Union nachgedacht. Es gab ein paar Gespräche – aber ein, zwei Personen im Verein waren nicht dafür, dass ich zurückkomme. Gerade nach den letzten Monaten in Freiburg brauche ich einen Klub, der mir zu 100 Prozent vertraut. Letztlich hat mich Union komplett überzeugt. Der Verein wollte mich unbedingt, das war in Köln nicht so gegeben, deswegen war es schwierig für mich. Es hat mit dem FC nicht gepasst, auch wenn jeder weiß, dass ich gerne noch mal nach Köln gekommen wäre.

Wie waren Ihre ersten Union-Monate?

Heintz: Der Start war top. Ich habe nach einer Woche direkt gegen Hoffenheim gespielt und konnte auch das Pokal-Derby gegen Hertha mitmachen – beides haben wir gewonnen. Anschließend hat mich leider Corona rausgehauen, vor der Länderspielpause dann Probleme am Knöchel. Jetzt bin ich wieder fit und will Gas geben. Das Training fühlt sich gut an und ich komme nach drei Monaten hier immer besser rein in die Abläufe. Ich hoffe, dass wir jetzt noch sieben – mit dem Pokal vielleicht sogar neun – gute Spiele vor uns haben. Durch den Einzug in das DFB-Pokal-Halbfinale dürfen Sie vom ersten großen Titel Ihrer Karriere träumen. Haben Sie das Halbfinale schon im Hinterkopf?

Heintz: Klar freuen wir uns auf das Spiel. Ich war schon mal mit Lautern im Halbfinale, damals mussten wir leider zu Bayern München. Dieses Jahr geht‘s nach Leipzig, das ist auch nicht das einfachste Los. Aber wir müssen uns nicht verstecken. Das wird ein Highlight-Spiel, in dem wir unseren Fans ein Final-Heimspiel schenken wollen – wenn auch leider im falschen Stadion. Jeder hier hat diesen Traum, so eine Chance hat man vielleicht nur einmal.

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Urs Fischer erinnert Dominique Heintz an Peter Stöger

Kaum ein deutscher Verein hat sich in den vergangenen Jahren so positiv entwickelt wie Union. Wo sehen Sie die Gründe dafür?

Heintz: Hier wird vieles richtig gemacht – aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Die Bundesliga ist gnadenlos, Vereine wie Union oder Köln müssen sich jedes Jahr aufs Neue beweisen. Was mir direkt aufgefallen ist: Das Verhältnis mit allen Mitarbeitern ist sehr familiär und das Trainerteam macht eine gute, intensive und harte Arbeit. Das wird belohnt. Wir sind aber noch nicht am Ende, können noch vieles besser machen.

Mit Peter Stöger, Christian Streich und nun Urs Fischer haben Sie bei ihren Bundesliga-Stationen drei Trainer-Dauerbrenner erlebt. Man könnte meinen, wo Sie spielen, hat der Chefcoach einen sicheren Job.

Heintz: (lacht) Das ist doch ein gutes Zeichen. Peter ist im letzten FC-Jahr leider gegangen, aber es stimmt schon. Ich bin froh, dass ich nicht so viele Trainerwechsel erlebt habe, das spricht dafür, dass es in den Mannschaften gestimmt hat. Urs Fischer erinnert mich ein bisschen an Peter Stöger. Die beiden haben eine ähnliche Art, sind menschlich sehr gut und sprechen immer direkt mit einem. Man weiß als Spieler, woran man ist – ob positiv oder kritisch. Mir ist es sehr wichtig, einen ehrlichen Trainer zu haben.

Kurz nach Ihrem Union-Wechsel hat Max Kruse den Klub verlassen. Ein herber Verlust?

Heintz: Für uns in der Mannschaft ist das gar kein Thema mehr. Es wurde viel darüber geredet, aber wir stehen immer zu elft auf dem Platz und erledigen unsere Aufgaben. Ich finde, wir haben den Wechsel gut aufgefangen und können ihn immer besser ersetzen.

Gibt es für das Spiel am Freitag gegen Köln einen Favoriten?

Heintz: Nein, das wird für beide ein schweres Spiel. Wir müssen an unsere Grenze gehen, Köln ist über 90 Minuten aktiv und hört nie auf. Das kommt auch von Steffen Baumgart, der die Mannschaft von draußen voll pusht. Ich habe den Satz von ihm gelesen, dass er sich als Freitagsspiel auch Union gegen Köln gewünscht hätte. Da stimme ich voll zu. Das wird ein Top-Spiel zweier Traditionsteams mit klasse Fans und vor ausverkauftem Haus, so wie es aussieht. Darauf kann sich jeder freuen, ob im Stadion oder zu Hause.

Ist es ein Duell um den Europapokal?

Heintz: Von der Tabelle her kann man das so sehen, aber für uns geht es vor allem darum, über die 40-Punkte-Marke zu kommen. Das ist unser erstes Ziel, danach kann man sich über andere Sachen Gedanken machen. Köln hat die 40 ja schon – also passt es, dass wir sie jetzt vollmachen (lacht).

Apropos: Kölns Ausbeute, 40 Punkte nach 27 Spieltagen, ist exakt dieselbe wie 2017, als Sie mit dem FC in die Europa League eingezogen sind. Wann war Ihnen damals klar, dass es klappen kann mit dem internationalen Geschäft?

Heintz: Wir haben das gar nicht als Ziel ausgerufen, sondern einfach bis zum Ende Vollgas gegeben. Am letzten Spieltag gab es die Entscheidung zwischen drei Mannschaften, und für uns hat mit dem Heimsieg gegen Mainz alles gepasst. Als Mannschaft hatten wir uns keine großen Gedanken darüber gemacht. Dieses Jahr kann es wieder klappen, das gilt für Köln und Union. Ich denke, dass es bis zum Ende spannend bleibt und darauf ankommt, was die Konkurrenz macht. Damals hatten wir auch das Glück auf unserer Seite.

...und einen überragenden Anthony Modeste. Freuen Sie sich speziell auf das Duell mit ihm?

Heintz: Auf jeden Fall. Ich weiß ja, wie Tony spielt und was er nicht so gerne hat. Ihn zu stoppen, ist für jeden Bundesliga-Verteidiger eine schwierige Aufgabe. Wenn die Flanken von außen kommen, ist Tony eine absolute Maschine in der Box. Da muss man eng dran sein – und selbst dann kommt er noch zum Ball. Er ist ein Top-Stürmer, das sieht man diese Saison wieder. Ich freue mich, ihn mal wieder zu treffen, aber in den 90 Minuten blenden wir die Freundschaft aus. Wenn ich spiele, weiß er schon, was er in seinem Nacken zu spüren bekommt.