Nach dem erneuten Aufstieg des 1. FC Köln in die Bundesliga hoffen die Fans auf erfolgreichere Zeiten. Auch Weltmeister und Vereins-Legende Lukas Podolski wünscht sich die, sagte er im EXPRESS.de-Interview.
Klartext vom WeltmeisterLukas Podolski blickt auf seinen Verein: „Ich könnte viele Dinge beim FC bewegen“
In wenigen Tagen feiert Lukas Podolski seinen 40. Geburtstag. Vor dem besonderen Tag stattete der Weltmeister Köln wieder einen Besuch ab. An verschiedenen Stellen in der Stadt drehte er für seine Netflix-Dokumentation.
Der Streaming-Riese filmte unter anderem im Rhein-Energie-Stadion sowie in der Zentrale von Mangal Döner. Nach der Stippvisite ging es für ihn weiter zum Champions-League-Finale nach München. Vor der Weiterreise besuchte die FC-Legende noch seine Strassenkicker Base in Mülheim. Dort hat sich in den vergangenen Wochen einiges verändert.
Lukas Podolski: „Man kennt die Unruhe beim 1. FC Köln seit Jahren“
Beim Rundgang mit EXPRESS.de sprach Poldi auch ausführlich über die Lage bei seinem Verein. Auch wenn die FC-Ikone jüngst seinen Vertrag bei Gornik Zabrze nochmals um ein Jahr verlängert hat, beschäftigt ihn die Lage bei seinem Herzensklub extrem.
Beim Aufstieg gegen Kaiserslautern waren Sie live im Stadion. Mit welchen Gefühlen haben Sie den Tag verfolgt?
Lukas Podolski: Ich hänge weiter am Verein und beobachte, was in Köln so passiert. Ich weiß gar nicht, wie viele Trainer und Sportdirektoren wir schon im Verein hatten. Den Posten des Sportdirektors hat man ja zum Glück schnell mit Thomas Kessler besetzen können. Dann kommt bald das Thema Vorstandswahl. Man kennt diese Unruhe seit Jahren. Es kommt wieder einiges auf den FC zu und bleibt spannend.
Was sagen Sie zu Lukas Kwasniok, der offenbar neuer Trainer werden soll?
Lukas Podolski: Ich kenne ihn, er kommt wie ich gebürtig auch Gleiwitz. Das verbindet uns schon mal (lacht).

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Lukas Podolski mit großer Köln-Fahne beim Abschiedsspiel im Oktober 2024 im Rhein-Energie-Stadion.
Ernsthaft: Was trauen Sie dem Verein in der Bundesliga zu?
Lukas Podolski: Das erste Ziel muss der Klassenerhalt sein. Darauf muss man dann aufbauen. Die Entscheidungen müssen passen, die Transfers sitzen. Wir hoffen alle seit 15, 20 Jahren, dass mal endlich Ruhe in den Verein kommt, dass endlich Leute gefunden werden, die den FC nach oben führen. Aber hinter uns liegen auch schwere Zeiten. Allein die Transfersperre. Ich glaube, es gibt wenige Vereine, die so bestraft wurden wie der FC. Bis heute wollte niemand so richtig Verantwortung dafür übernehmen.
Dabei hat der Verein solch eine Wucht.
Lukas Podolski: Natürlich ist das Stadion immer voll, die Fans sind unfassbar treu. Das Potenzial ist riesig. Solange es aber so viele Nebenkriegsschauplätze gibt, wird es immer schwierig sein, den Klub mal dauerhaft zu etablieren. Wir diskutieren über permanente Personalwechsel, das Thema Geißbockheim besteht weiter, das Stadion ist meiner Meinung nach zu klein.
Wie viel Unruhe droht denn durch die bevorstehende Kampfabstimmung der verschiedenen Präsidiums-Kandidaten?
Lukas Podolski: Auf die Mannschaft hat das nicht so großen Einfluss. Mich interessiert das natürlich, viele Spieler sicherlich weniger. Wichtig ist, dass man sich einig ist, wohin es mit dem FC gehen soll, und dann müssen alle mitziehen. In den letzten Jahren waren mir zu viele unterschiedliche Meinungen vertreten.

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Lukas Podolski (l.) im Gespräch mit EXPRESS.de-Reporter Marcel Schwamborn. In der Strassenkicker Base sprach der Weltmeister über die Entwicklung beim 1. FC Köln.
Haben Sie sich denn schon mal mit dem Gedanken beschäftigt, eine Aufgabe im Verein zu übernehmen?
Lukas Podolski: Der Gedanke, dem FC zu helfen, war immer da. Aber das muss von beiden Seiten funktionieren. Dafür brauche ich nicht immer eine Position. Ich muss auch nicht ins aktive Tagesgeschäft einsteigen. Aber der FC ist mein Verein und wird es immer bleiben. Wenn Hilfe gebraucht wird, bin ich da. Wenn nicht, dann bin ich auch gerne in der Südkurve.
Der aktuelle Vorstand wollte doch das Gespräch suchen…
Lukas Podolski: Ja, der wollte mich eigentlich auch in Polen besuchen, hat er aber nicht gemacht. Zu Beginn brauche ich erst mal das Gefühl, dass der FC sich auch wirklich für meine Meinung interessiert. In Zabrze wird mir einiges ermöglicht. Ich schnuppere in Marketing- und Geschäftsführungs-Dinge rein. Wir haben einen Gewinn von drei Millionen Euro erwirtschaftet, das ging die letzten Jahre immer in die andere Richtung. Wir sprechen mit verschiedenen Ausrüstern, entwickeln uns enorm. Ich war da in viele Dinge involviert. Daher bin ich mir sicher, dass ich sehr viel bewegen kann, wenn ein Verein die Hilfe wirklich will.

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Das letzte Heimspiel der Zweitliga-Saison gegen Kaiserslautern verfolgte Lukas Podolski in der Südkurve.
Klingt nach dem perfekten Bewerbungsschreiben für den FC.
Lukas Podolski: In den vergangenen Jahren habe ich viel im Business-Bereich gelernt. Dass ich viele Projekte erfolgreich aufgebaut habe, kommt auch nicht von ungefähr. Daher kann ich mir schon rausnehmen, dass ich viele Dinge beim FC verbessern und nach vorne bringen könnte, weil ich die Liebe, die Power und den Hunger habe, etwas zu entwickeln.
Lukas Podolski: Wilke Stroman würde dem FC als Präsident guttun
Könnte Bewegung in die Sache kommen, wenn Wilke Stroman Präsident werden sollte?
Lukas Podolski: Ich kenne ihn schon seit 15 Jahren, habe mit ihm schon einiges auf die Beine gestellt. Er ist ein guter, positiv verrückter Typ, ein Kölner, ein Macher. Meine private Meinung ist daher, dass er dem Verein guttun würde. Daher hat er meine Stimme. Wichtig ist, dass endlich mal alles harmoniert. Es bringt nichts, wenn der Vorstand mit der Geschäftsführung verkracht ist, dann ein Trainer kommt, der noch mal anders denkt. Dann ist da die Stadt Köln, die es dem Verein schwer macht. Die Unruhe ist schon groß genug.
Haben Sie denn eine konkrete Planung für die Zeit nach der aktiven Karriere?
Lukas Podolski: Nein, davon halte ich nichts. Man weiß nie, was passiert. Vielleicht kommt irgendwann ein Angebot eines Vereins oder vom DFB. Ich möchte mir nichts verbauen und will immer eine Lücke lassen. Wenn dann Gespräche gut sind und ich spüre, dass da jemand Bock auf mich hat, dann bin ich dabei. Wenn ich etwas mache, dann will ich etwas verändern und anpacken. Ich will Dinge nach vorne bringen. Dass ich das kann, habe ich mit meinen ganzen Unternehmen bewiesen.