„Habe mich klar positioniert“Kilian über FC-Zukunft, Haaland-Spruch & Hass-Nachrichten nach Wirtz-Schock

Luca Kilian und Timo Hübers umarmen sich nach dem 1:1 des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund.

Luca Kilian (l.) mit Abwehr-Kumpel Timo Hübers beim Heimspiel des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund am 20. März 2022.

Luca Kilian ist beim 1. FC Köln unter Steffen Baumgart gesetzt. Das sagt der Innenverteidiger über seine Zukunft, seine Entwicklung bei den Geißböcken und den Kreuzbandriss von Florian Wirtz.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Luca Kilians (22) Leihe zum 1. FC Köln ist ein Volltreffer für beide Seiten. Deswegen will der Innenverteidiger langfristig am Geißbockheim bleiben. Im EXPRESS.de-Interview spricht Kilian über seine Zukunft, Ex-Klub Mainz und die üblen Nachrichten, die ihn nach der Derby-Verletzung von Leverkusens Florian Wirtz (18) erreichten.

Luca Kilian, Ihre Familie lebt in Dortmund und ist BVB-verrückt. Gab es Ärger, weil Sie gegen die Borussia zu gut gespielt haben?

Luca Kilian: (lacht) Nein, meine Familie hat sich einfach für mich und den FC gefreut, dass wir da als Mannschaft ein echt gutes Spiel gemacht und verdient einen Punkt mitgenommen haben.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Ihr Opa Amand Theis hat selbst für die Borussia gespielt. Schlagen bei ihm nun zwei Herzen in einer Brust?

Kilian: Ja, auf jeden Fall. Er hat mich als Kind mit ins Stadion genommen und zum BVB-Fan gemacht. Er ist natürlich Feuer und Flamme für Dortmund, aber jetzt eben auch für den FC. Da schlagen absolut zwei Herzen in seiner Brust. Mit dem 1:1 konnte er sehr gut leben.

Er war wie Sie Verteidiger. Haben Sie von ihm auch Ihre Schlagfertigkeit? Ihr Haaland-Spruch: „Schön, ihn so beleidigt auf der Bank zu sehen“ hat gesessen.

Kilian: Die Fragestellung war schon so, dass ich eigentlich gar nicht anders antworten konnte. Als Verteidiger will man es den Stürmern so schwer wie möglich machen. Wenn man gegen die Besten spielt, sich mit ihnen misst und dann so eine Reaktion kommt, ist das eine schöne Bestätigung. Die Qualität von Erling Haaland steht trotzdem nicht zur Debatte. Er wird auch wieder seine Tore schießen, da bin ich mir sicher.

Luca Kilian: „Ich würde sehr gerne beim 1. FC Köln bleiben“

Wie wär’s jetzt mit einer schlagfertigen Ansage Richtung Europa?

Kilian: Die werden Sie von mir auf keinen Fall hören (lacht). Wir gucken von Spiel zu Spiel, wie man so schön sagt. Wir probieren, jede Woche eklig zu sein, unser Bestes zu geben und zu punkten. Am Ende schauen wir, was dabei herauskommt. Hauptsache, wir müssen nicht mehr nach unten schauen.

Das 1:1 gegen Dortmund war Punkt Nummer 40, Köln steht auf Platz sieben, der für die Conference League reichen könnte – und nun kommen nur noch Mannschaften, die schlechter dastehen. Spielt Ihnen das Restprogramm in die Karten?

Kilian: Das spielt keine Rolle für uns. Unsere Gegner spielen teilweise um ihre Existenz, der Abstiegskampf ist unfassbar eng. Das sind Spiele, in denen es um alles geht – und für uns darum, unseren Fußball weiterzuspielen und am Ende in der Tabelle so weit oben wie möglich zu stehen. Auf dem Papier hört sich das Restprogramm machbar an, aber wir müssen hart arbeiten. Wenn wir das tun, haben wir in allen Spielen eine richtig gute Chance.

Steht schon fest, wie es für Sie nach Saisonende weitergeht? Stand jetzt sind Sie bis 30. Juni aus Mainz ausgeliehen.

Kilian: Ich habe mich klar positioniert: Ich würde sehr gerne beim FC bleiben und hoffe, dass das klappt.

Wie sind denn die Signale des Vereins?

Kilian: Ich glaube, dass beide Seiten Lust haben, miteinander weiterzuarbeiten.

Luca Kilian: Mit Kopf und Herz voll beim 1. FC Köln

Im „GeißbockEcho“ haben Sie zuletzt gesagt, dass Sie das Kapitel Mainz nicht noch mal aufschlagen wollen. Wie kam’s zu solch einer deutlichen Aussage, obwohl Sie dort noch unter Vertrag stehen?

Kilian: Das kam aus der Emotion heraus. Ich fühle mich in Köln einfach sehr wohl. Mit meinem Kopf und meinem Herzen bin ich voll beim FC und kann mir im Moment nichts anderes vorstellen.

Die Antwort von Mainz-Trainer Bo Svensson war ebenfalls deutlich, ihm habe es an Seriosität, Professionalität und Ehrgeiz gefehlt. Man dürfe „nicht nur Ansprüche stellen“. Haben Sie diese Worte überrascht?

Kilian: Das lass ich so stehen. Es haben alle genug zu der Thematik gesagt, da kommt ein Haken dran.

Nach dem Union-Spiel kommt es zum Wiedersehen mit Mainz. Mit einem komischen Gefühl?

Kilian: Nein, ich freue mich drauf. Ich möchte auch in dem Spiel wieder zeigen, dass ich es kann und dass wir als 1. FC Köln in der Tabelle zu Recht da stehen, wo wir stehen.

In Mainz mussten Sie teilweise in der zweiten Mannschaft ran, in Köln spielen sie als Stamm-Verteidiger oben mit. Warum läuft es hier so viel besser?

Kilian: Ich spüre das volle Vertrauen des Trainers. Das fühlt sich als Spieler einfach gut an, Teil der Mannschaft zu sein und auf dem Platz Woche für Woche alles geben zu können. Vieles hängt von diesem Vertrauen ab, das habe ich auch schon anders erlebt. Umso glücklicher bin ich, dass es in Köln so läuft, wie es läuft.

Luca Kilian: Hass-Nachrichten während der Dopingkontrolle

Im Winter ging mit Rafael Czichos der Vize-Kapitän und Abwehrchef. Dennoch wirkt der FC mittlerweile stabiler denn je. Wieso passt es so gut mit Ihnen und Timo Hübers?

Kilian: Ich denke, im Laufe der Spiele haben wir uns sehr gut entwickelt. Die Absprache ist immer besser geworden, vieles funktioniert mittlerweile von alleine. Wir wissen, dass wir uns immer gegenseitig absichern und aufeinander verlassen können, das haben wir den letzten Wochen bewiesen. Rafas Abgang hat geschmerzt, aber wir haben das über die Zeit gut aufgefangen. Ich finde, wir machen einen guten Job, kennen gegenseitig unsere Stärken und Schwächen.

Zu den Stärken zählt die Geschwindigkeit. Wer ist schneller, Hübi oder Sie?

Kilian: (lacht) Hübi ist schon einen Ticken schneller. Die Werte sprechen für ihn, da habe ich keine Argumente. Darüber haben wir noch vor dem Dortmund-Spiel gesprochen, da hat Mathias Olesen dieselbe Frage gestellt.

Nach dem Derby-Sieg in Leverkusen standen Sie durch die Verletzung von Florian Wirtz unfreiwillig im Fokus. Wie haben Sie die Aktion erlebt?

Kilian: Im ersten Moment habe ich es gar nicht so richtig mitbekommen. Es war ein normaler Zweikampf für mich – dann hab ich ihn schreien gehört. Im Nachhinein habe ich es mir noch mal angeguckt, es war maximal unglücklich und richtig bitter für Florian. Da fühlt man selbstverständlich mit. Dass ich dann auf Instagram ein Foto von der Aktion gepostet habe, tut mir unfassbar leid. Ich wollte nicht, dass es so wirkt, wie es rübergekommen ist. Ich habe meinen Fehler eingesehen, mich dazu geäußert und ihm gute Genesung gewünscht. Ich wünsche Florian, dass er schnell wiederkommt.

Können Sie trotzdem noch mal erklären, wie es zu dem Post kam?

Kilian: Ich habe mich einfach gefreut, weil der Sieg so geil war. Da habe ich auf die Schnelle Fotos rausgesucht, auf denen ich zu sehen war. Dann war ich bei der Dopingkontrolle, habe über eine Stunde nicht auf mein Handy geguckt – und dann war es mehr oder weniger zu spät.

Sie haben auch Ihre Kommentare deaktiviert – wahrscheinlich kamen einige böse Nachrichten in Ihr Postfach.

Kilian: Ja, es gab viele Nachrichten, die man so nicht unbedingt bekommen will. Natürlich war mein Post unglücklich, aber das rechtfertigt in meinen Augen keine Hasskommentare. Das stimmt einen in diesem Moment schon ein wenig nachdenklich. Eigentlich sollte man das einfach ignorieren, man lernt im Laufe der Zeit, damit umzugehen.

Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!

Umso stärker war Ihre Reaktion gegen Dortmund. Mit Mats Hummels standen Sie auch Ihrem Vorbild gegenüber. Wie war das?

Kilian: Das war schon eine coole Erfahrung. Nach Abpfiff habe ich mir dann noch mal vor Augen geführt, gegen wen ich da eigentlich gespielt habe. Es ist ein schönes Gefühl, dass ich mir jetzt die Bühne mit so einem Spieler teilen darf.

Trotzdem haben Sie sich lieber das Trikot von Manuel Akanji geholt…

Kilian: Ja, Akanji finde ich auch super. Als Dortmund-Fan habe ich seine Entwicklung über die Jahre genau verfolgt. Da ich von Mats schon ein Trikot zu Hause habe, dachte ich, ergreife ich mal die Chance und tausche mit Manuel. Das Trikot wird mich immer an dieses fantastische Spiel erinnern.