+++ TICKER +++ 1. FC Köln - Darmstadt 98 live Knappes Ding: Alidou trifft nur den Pfosten – Chaos im FC-Strafraum

+++ TICKER +++ 1. FC Köln - Darmstadt 98 live Knappes Ding: Alidou trifft nur den Pfosten – Chaos im FC-Strafraum

„Unsere Absicht ist ...“Keller-Klartext zu Spieler-Verkäufen – so lange muss der 1. FC Köln noch sparen

Christian Keller und Werner Wolf sprechen im Rhein-Energie-Stadion.

Geschäftsführer Christian Keller (r.) im Gespräch mit Klub-Präsident Werner Wolf, beim Heimspiel des 1. FC Köln gegen den FC Bayern München am 27. Mai 2023

Wie viele Jahre muss der 1. FC Köln noch sparen? Gehen weitere Stars? Was ist mit den Leih-Rückkehrern? Sportchef Christian Keller klärt auf. 

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Eine intensive Saison liegt hinter dem 1. FC Köln, ein extrem wichtiger Transfer-Sommer wartet. Sport-Geschäftsführer Christian Keller (44) verrät im Interview mit EXPRESS.de, welche Positionen auf seinem Wunschzettel stehen und wie die finanzielle Situation aussieht, er spricht über heiß diskutierte Personalien und hat eine klare Meinung zu Spieler-Verkäufen. Lesen Sie hier den zweiten Teil.

Christian Keller, wie lange muss der FC noch sparen?

Keller: Wenn wir die Sanierung konsequent verfolgen und vieles richtig läuft, dauert sie drei bis fünf Jahre. Sanieren heißt aber nicht, alles zusammenzusparen, sondern vielmehr, die Mittel so einzusetzen, dass eine Weiterentwicklung des FC einsetzt. Nehmen wir plakativ mal die beiden aktuell in Umbau befindlichen Rasenplätze am Geißbockheim. Bislang haben wir in den Herbst- und Wintermonaten teilweise mit vier Jungen- und/oder Mädchen-Mannschaften zeitgleich auf einem Platz trainiert. Das wird sich durch den Platzumbau verbessern. Die Lizenzspieler haben im vergangenen Sommer endlich mal eine vernünftige Kabine bekommen. Jetzt gucken wir, dass wir unsere Athletikhalle so optimieren, damit sie ihrem Namen auch gerecht wird. Das kostet natürlich alles Geld, das wir direkt in Schuldentilgung oder Transfers stecken könnten – aber dann wird der FC halt nicht besser.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

FC-Sportchef Christian Keller: „Wir haben zu viel Anschluss verloren“

Was ist für eine nachhaltige Entwicklung notwendig?

Keller: Wir als FC müssen den Kreislauf durchbrechen, dass das Geschehen auf dem Profi-Platz das alles Entscheidende ist. Unterm Strich ist es das Entscheidende, ja – aber wir können nicht alle Mittel in den Kader stecken. Wir brauchen eine bessere Balance zwischen Klub-Entwicklung und Aufrechterhaltung der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit, um das Riesen-Potenzial, das der FC hat, langfristig wieder zu heben. Es kann nicht der Anspruch des viertgrößten Standorts in Deutschland mit dieser Historie sein, in 30 Jahren sechsmal abzusteigen und in eine Bundesliga-Saison zu gehen, um geradeso den Klassenerhalt zu schaffen. Aber das lässt sich nicht von heute auf morgen ändern, wir haben zu viel Anschluss verloren.

Steffen Baumgart möchte mehr als Abstiegskampf, am liebsten jede Saison die Chance auf Europa haben und ins Pokal-Finale. Sind das auch Ihre Ziele?

Keller: Steffen hat nicht gesagt, dass das sein fixes Ziel ist, was er nächste Saison unbedingt erreichen will – es ist das, was er in seinem Kopf hat, wo er mit dem FC gerne hinmöchte. Trotzdem ist klar, dass es für uns erst mal wichtig und realistisch ist, wieder die 40 Punkte auszurufen. Zwei Drittel der Liga müssen immer zunächst diese Grenze anpeilen und wir gehören dazu. Aber das schließt ja nicht aus, dass Steffen sagt: Wenn mehr geht, wollen wir auch mehr – das ist genau die richtige Haltung. Warum nicht sagen, dass wir den Pokal gewinnen wollen? Das heißt nicht, dass wir die Bodenhaftung verlieren und nicht wissen, dass wir auch schon in der ersten Runde ausscheiden können. Aber wir können doch nicht in einen K.o.-Wettbewerb starten, ohne das Ziel zu haben, maximal weit zu kommen.

Wichtig für die Entwicklung des Klubs ist gewiss auch das Urteil des CAS, vor dem sich der FC gegen die von der Fifa verhängte Transfersperre wehrt. Wie geht’s weiter?

Keller: Zu einem noch nicht definierten Zeitpunkt findet eine CAS-Anhörung statt. Danach wird das Urteil gesprochen. Wann genau das ist, möchte ich nicht spekulieren, dafür gibt es kein genaues Muster. Wir haben aus unserer Sicht gute Argumente, um erfolgreich zu sein. Das erklärte Ziel ist eine Urteils-Aufhebung.

Falls die aktuell ausgesetzte Fifa-Strafe bestätigt wird, könnten Sie im Winter 2023 und Sommer 2024 keine Transfers tätigen. Wie gehen Sie mit diesem Szenario um?

Keller: Der Gedanke ist nicht: Jetzt holen wir einfach fünf Spieler mehr und blähen den Kader auf, damit wir für die nächsten Transferperioden safe sind.

„Es war ein Transfer dabei, der bisher nicht wie gewünscht funktioniert“

Wie zufrieden sind Sie rückblickend mit den Einkäufen der vergangenen Saison?

Keller: Ein paar Namen wie Martel, Maina und Huseinbasic habe ich schon genannt. Wenn sie und auch die anderen Jungs, die ich nicht namentlich genannt habe, sich so weiter entwickeln wie bisher, waren es richtig gute Verpflichtungen. Es war aber auch ein Transfer dabei, der bisher nicht wie gewünscht funktioniert hat, obwohl ich bekanntermaßen sehr viel von dem Spieler halte.

Sargis Adamyan. Ist bei ihm ein Abgang ein Thema?

Keller: Wir gehen davon aus, dass Sargis hier zum Trainingsauftakt in einem anderen Zustand aufschlägt und sich dann auch anders präsentiert. Klar ist: Wenn er liefern würde, könnte er uns wirklich helfen. Das hat er beim FC Brügge gezeigt, den er mit zur Meisterschaft geschossen hat. Im Vergleich zu seiner bisherigen Zeit in Köln war er dort ein anderer Spieler. Sargis kann viel, viel, mehr.

Von Leihen junger Spieler mal abgesehen: Sind Abgänge geplant?

Keller: Wir sind nicht darauf angewiesen, Spieler abzugeben. Das ist eine veränderte Situation im Vergleich zu den Vorjahren, wo es notwendig war, Transfers zu tätigen, um Lücken im Haushalt zu schließen. Wenn ein Angebot käme und der Spieler darüber nachdenkt, gilt immer, dass man sich offen austauscht. Wenn sich für den Spieler ein Lebenstraum erfüllt, muss man sich überlegen, ob man es macht – aber nur dann, wenn wir es sportlich kompensieren können. Unsere grundsätzliche Absicht ist allerdings, nicht einen einzigen Stammspieler abzugeben.

Es hat sich auch noch niemand gemeldet, der gehen will?

Keller: Nein.

Mit Jens Castrop (Nürnberg) und Noah Katterbach (HSV) könnten zwei Eigengewächse von ihrer Leihe zurückkehren.

Keller: Noahs Leihe lief gut an, aber bekanntlich hat er sich schwer verletzt und ist momentan in der Reha. Stand jetzt gehe ich davon aus, dass er ab 1. Juli wieder FC-Spieler ist. Bis er wieder auf dem Platz steht, dauert es sicher bis zur Winter-Vorbereitung, wenn es gut läuft. Jens hat es sehr gut gemacht in Nürnberg, war unter drei unterschiedlichen Cheftrainern immer Stammspieler. Für einen Spieler im ersten Herrenjahr echt bemerkenswert. Die Entwicklung ist sehr gut, wie es weitergeht, werden wir sehen. Wir haben noch keine Entscheidung getroffen.

Ob Ondrej Duda bei Hellas Verona bleibt, klärt sich Sonntag in einem Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt in der Serie A. Wie würden Sie ansonsten mit ihm planen?

Keller: So wie mit jedem Spieler, der aus einer Leihe zurückkommt. Dann ist er ab 1. Juli wieder Spieler des 1. FC Köln und es liegt an seiner Leistung, ob er eine Rolle spielt oder nicht.