Ein Jahr Gisdol & HeldtDie gleiche FC-Mission – mit einem entscheidenden Unterschied

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Im ständigen Austausch: Trainer Markus Gisdol (l.) und Sportchef Horst Heldt, hier während der Länderspielpause am Geißbockheim, haben ein enges Verhältnis.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Köln – Ein Jahr Markus Gisdol (51) und Horst Heldt (50) beim 1. FC Köln – und was für eins!

Der Trainer und der Sportboss erlebten als Retter-Duo eine nicht vorhersehbare Achterbahnfahrt, selbst für FC-Verhältnisse. 365 Tage nach ihrem gemeinsamen Amtsantritt ist die Situation jetzt ähnlich prekär wie damals. Gisdol und Heldt müssen Köln noch einmal vor dem Absturz bewahren!

1. FC Köln steht erneut im Tabellenkeller

Am 18. November 2019 machte der FC die Verpflichtung der beiden offiziell, einen Tag später traten der neue Coach und der zu seinem Heimatklub zurückgekehrte Geschäftsführer ihren Dienst am Geißbockheim an. Die Ausgangslage damals: Rang 17, nur sieben Punkte aus elf Spielen, keine erkennbare Spielidee – das hatte für Gisdols Vorgänger Achim Beierlorzer (52) das Aus bedeutet.

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Schaut man jetzt auf die Tabelle, sieht die Situation ähnlich aus. Der FC ist noch sieglos, wartet saisonübergreifend sogar seit mehr als acht Monaten auf einen Bundesliga-Dreier. Und auch dieses Jahr muss Gisdol wieder während des Spielbetriebs ein neues Team formen, da sich durch die späten Transfers im Sommer noch keine Automatismen bilden konnten.

Viel Vertrauen für Markus Gisdol beim 1. FC Köln

Der große Unterschied zum Vorjahr: Der Coach hat den Rückhalt der Klub-Bosse und seiner Spieler! Abwehrchef Rafael Czichos (30), als Mitglied des Mannschaftsrates ein Sprachrohr der FC-Profis, machte vor dem wichtigen Heimspiel gegen Union Berlin (Sonntag, 18 Uhr, Sky) klar: „Ich bin mir sicher, dass wir jetzt nicht irgendwelche Schlüsse ziehen oder komische Entscheidungen treffen müssen – wir kommen so, wie wir jetzt gerade zusammen sind, da wieder raus.“ Heißt: Ohne Trainer-Entlassung – mit Gisdol!

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Rafael Czichos (r.) zählt zu den Führungsspielern von FC-Coach Markus Gisdol.

Czichos sieht den FC stärker aufgestellt als im November 2019 beim Gisdol-Antritt: „Damals hat es sich auf dem Platz nicht so gefestigt wie jetzt angefühlt. Die Mannschaft fühlt sich intakt an; jeder will das Richtige und weiß, was er zu tun hat. Dieses Gefühl hatte ich im letzten Jahr nicht.“

Der schwierige Start, die anschließende Siegesserie, die Corona-Krise – all das hat Trainer und Team offenbar zusammengeschweißt. Czichos über Gisdols Umgang mit der Sieglos-Serie: „Der Trainer bringt immer noch genauso viel Feuer rein wie vorher auch. Das bewundere ich.“

FC-Bosse um Horst Heldt geben Markus Gisdol Zeit

Die Mannschaft begrüßt also den (neuen) Kontinuitäts-Kurs der Kölner Bosse, was die Trainer-Position anbelangt. Obwohl der FC den drittschwächsten Start der vergangenen 20 Jahre hingelegt hat. Ob Zvonimir Soldo (53) 2010 nach neun Spieltagen, Friedhelm Funkel (66) 2003 nach zehn oder eben Beierlorzer nach elf – sie alle hatte so ein Fehlstart den Job gekostet.

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Jetzt weiß Heldt um die besondere Situation nach dem Corona-Sommer und verschafft Gisdol mehr Zeit, sagt: „Wir sollten in Ruhe weiterarbeiten – Trainer, Geschäftsführung, Vorstand.“ Schon weit vor Saisonstart sicherten der Sportboss, Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle (45) und Präsident Werner Wolf (64) ihrem Coach volle Rückendeckung zu.

Vize Carsten Wettich (41) zum EXPRESS: „Wir sind in dem Jahr mit Markus Gisdol und Horst Heldt zusammengewachsen. Sie haben in einer schwierigen sportlichen Phase übernommen, als wir fast schon abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz standen. Der Klassenerhalt war unter dem Strich ein riesiger Erfolg, auch wenn es nach Corona sportlich nicht mehr gut lief. Wir sind jetzt wieder in eine schwierige Saison gestartet und hoffen, dass wir nach einem Jahr wieder an die Serie ihrer Anfangszeit anknüpfen können.“

„Wir werden die Liga halten“, ist Gisdol überzeugt – und hofft ganz sicher, in einem Jahr auf seine zweite geglückte Rettungsmission am Geißbockheim zurückblicken zu können…