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„Traurigster Moment“Ex-FC-Knipser spricht über Banach-Drama, Köln-Abenteuer und Heldt

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Doppeltorschütze Maurice Banach (l.) beglückwünscht Henri Fuchs für dessen Tor am 9. November 1991 gegen Fortuna Düsseldorf. Der FC feierte am Ende einen 4:1-Erfolg im Derby.

von Anton Kostudis (kos)

Köln/Erfurt – Der 1. FC Köln in den frühen 90er-Jahren: ein Top-Team der Bundesliga und gespickt mit reichlich Prominenz um die frisch gebackenen Weltmeister Pierre Littbarski (60) und Bodo Ilgner (53). Einer war damals als Jungspund mittendrin: Henri Fuchs (50). Der Stürmer kam im Sommer 1991 vom damaligen DDR-Double-Sieger Hansa Rostock ins Rheinland – und sollte anschließend drei lebensprägende Jahre beim FC verbringen. 

  • Henri Fuchs wechselte im Sommer 1991 zum 1. FC Köln
  • Der Stürmer überzeugte in seiner Debüt-Saison
  • Fuchs erinnert sich im EXPRESS an seine FC-Zeit

Im Gespräch mit dem EXPRESS hat Fuchs nun seine Zeit in Köln Revue passieren lassen und auch über die aktuelle Situation bei seinem Ex-Klub gesprochen.

Ein Abstieg ist für Ost-Legende Fuchs trotz der aktuell brenzligen Tabellensituation des FC (Köln belegt in der Bundesliga den Relegationsrang) jedoch kein Thema. Er stellt klar: „Ich bin mir sicher, dass sie drinbleiben. Der 1. FC Köln gehört einfach in die Bundesliga.“

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Ex-Profi Henri Fuchs erinnert sich an seine Zeit beim 1. FC Köln

Selbst im kommenden Duell beim VfL Wolfsburg (Samstag, 3. April, 15.30 Uhr, Sky) sieht Fuchs seinen Ex-Klub nicht chancenlos. „Gegen die Top-Teams spielt der FC erstaunlicherweise immer gut. Sie haben eher Probleme gegen die vermeintlich kleineren Gegner, da fehlt ihnen die Konstanz. Aber klar: Jeder Punkt ist jetzt verdammt wichtig.“

Mit Abstiegskampf hatte Fuchs während seiner Zeit im Rheinland derweil nie zu tun – im Gegenteil. Mit dem 1. FC Köln holte er in seiner Premieren-Saison Rang vier. Der Schritt aus Rostock und der ehemaligen DDR war allerdings alles andere als einfach. „Damals ging es ja von der einen Gesellschaftsordnung in die andere“, erinnert sich Fuchs an die Wendezeit. „Für mich, der ja im Osten großgeworden war, war in Köln vieles komplettes Neuland.“ Vor allem Mitspieler Falko Götz (59) kümmerte sich um den Neuling. „Der war Jahre zuvor in den Westen geflohen und kannte sich schon aus.“

Doch der Start verlief holprig. Coach Erich Rutemöller (76) setzte zunächst nicht auf den 2,5 Millionen D-Mark teuren Neuzugang. „Ich hatte in Rostock immer gespielt, war Publikumsliebling. In Köln musste ich mir dann alles von vorn erarbeiten. Und dort herrschte ein ganz anderer Konkurrenzkampf“, sagt Fuchs.

„Gut“ für den Stürmer: Der FC vergeigte den Saison-Start komplett. Im September 1991 übernahm schließlich Jörg Berger (†65) das Team – und der Trainerwechsel sollte sich als Glücksfall für Fuchs erweisen. „Der neue Coach hat mich als jungen Burschen einfach ins kalte Wasser geworfen.“ Und der damals 21-jährige zahlte anschließend das Vertrauen mit zehn Toren und sechs Assists zurück.

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Henri Fuchs (l.) vom 1. FC Köln im Duell mit Roland Grahammer vom FC Bayern München am 29. Februar 1992. Der FC holte ein 0:0 im Olympiastadion, Fuchs erzielte in seiner Premieren-Saison für Köln  zehn Treffer.

Seine persönlichen FC-Highlights? „Da gibt es viele. Mein Tor gegen Leverkusen im ersten Derby, da haben wir 1:1 gespielt. Das war schon eine große Rivalität und hat mich total gefreut.“ Aber auch seine Mitspieler beeindruckten Fuchs. „Dass ich mit Bodo Ilgner und Pierre Littbarski zusammenspielen durfte, war schon großes Kino. Die beiden waren damals echte Weltstars. Aber sie haben mir geholfen, wo es ging. Das waren echt coole Typen.“ Und auch an einen anderen Mitspieler erinnert er sich noch bestens: Abwehr-Kante Anders Giske (61) aus Norwegen. „Der war vielleicht unangenehm. Gegen den habe ich auch im Training echt nicht gern gespielt. Ein richtig schlimmer Innenverteidiger. Aber er war phänomenal für uns.“

Und natürlich kam Fuchs in Köln auch erstmals mit dem Karneval in Berührung. „Das war natürlich spektakulär. Und unsere Jungs wussten auch, wie man ordentlich feiert.“

Henri Fuchs über Ex-Mitspieler Horst Heldt: „War ein Schlitzohr“

Dass mit Horst Heldt (51) und Hansi Flick (56) zwei ehemalige FC-Kollegen heute große Karrieren im Manager- und Trainergeschäft hinlegen, überrascht Fuchs nicht. 

Er erinnert sich: „Der Horst war schon ein Schlitzohr. Und er ist ein helles Köpfchen. Aber ich hatte eher damit gerechnet, dass er mal Trainer wird. Dass er dann eine Manager-Karriere eingeschlagen hat – Hut ab! Aber er kann das auch, ist rhetorisch gut. kann sich artikulieren und hat immer einen Spruch auf Lager. Er hat sich in Stuttgart seine Sporen verdient, und hat dann auch Schalke weiterentwickelt. Überall, wo er war, hat man seine Handschrift gesehen.“ Der Ex-Stürmer ergänzt: „Hotte ist einer, wenn du den anrufst, der geht auch gerne ans Telefon. Und er weiß auch, woher er kommt, das finde ich super.“

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Hansi Flick (r.) und Horst Heldt: Mit beiden spielte Henri Fuchs einst beim 1. FC Köln zusammen. Dass beide erfolgreich im Profi-Geschäft Karriere machen, überrascht Fuchs nicht.

Über Bayern-Coach Flick sagt Fuchs: „Ich habe ihn damals als sehr ausgeglichenen, ruhigen und sachlichen Menschen kennengelernt. Ich hätte damit gerechnet, dass er als Trainer erfolgreich sein wird, allerdings nicht, dass er so erfolgreich sein würde.“

Und Fuchs glaubt auch, Flicks Erfolgsgeheimnis zu kennen: „Er ist einer, dem die Spieler zuhören. Das ist manchmal nicht so einfach, mit gestandenen Profis. Aber das hat er. Und das kann man auch nicht beim Trainerlehrgang lernen. Und seine Erfolge sprechen für sich.“

Henri Fuchs erinnert sich an Tod von Kumpel Maurice „Mucki“ Banach

Doch während seiner Zeit in Köln erlebte Fuchs auch einen der traurigsten Momente seines Lebens. Am Morgen des 17. November 1991 verunglückte Maurice „Mucki“ Banach im Alter von 24 Jahren bei einem Auto-Unfall tödlich. „Horst Heldt, Karsten Baumann und ich waren gerade bei der U21 im Trainingslager. Dann haben sie uns drei Kölner ins Büro gerufen und uns die schlimme Nachricht überbracht“, erinnert sich Fuchs.

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Maurice „Mucki“ Banach (l.), hier am 31. August 1991 im Bundesliga-Spiel gegen den FC Bayern München und Thomas Berthold, verunglückte drei Monate darauf am 17. November bei einem Auto-Unfall tödlich.

Es war ein großer Schock für Fuchs. „Mucki und ich haben uns privat super verstanden. Und auf dem Platz haben wir gut harmoniert, mit ihm zusammenzuspielen war genial, aber auch privat. Er war so ein feiner Kerl und ein super Fußballer. Er hatte alles, was ein Stürmer haben muss. Das war wirklich unfassbar traurig, dass wir so etwas miterleben mussten. Der traurigste Moment.“

Henri Fuchs: Abenteuer 1. FC Köln endet nach zweieinhalb Jahren

Sportlich lief es in den folgenden zwei Spielzeiten für Fuchs in Köln dann weniger rund. Immer wieder wurde der Stürmer von Verletzungen ausgebremst. „Da musste ich als junger Spieler dann auch erst einmal lernen, damit umzugehen“, erinnert er sich. Nach seiner guten Debüt-Spielzeit wollte der FC Everton Fuchs in die Premier League lotsen. „Doch Köln wollte mich nicht abgeben, hat gar nicht erst verhandelt.“ In seiner zweiten FC-Saison gelangen Fuchs dann in 21 Spielen aber nur noch sechs Treffer und eine Vorlage, 1993/94 blieb er dann bei sieben Einsätzen ohne Tor – und wechselte nach der Hinrunde zu Liga-Rivale Dynamo Dresden. Am Ende kam Fuchs in zweieinhalb Jahren beim FC auf 66 Spiele (17 Tore, sieben Assists). „Ich habe den Schritt nach Köln niemals bereut, auch wenn es letzten Endes hintenraus nicht ganz so gelaufen ist, wie ich mir das erhofft hatte.“

Nach den Stationen Chemnitzer FC und VfB Leipzig in der Zweiten Liga folgte im Sommer 2001 das Bundesliga-Comeback bei seinem Jugendverein Rostock in die Bundesliga. Doch das Verletzungspech blieb Fuchs treu, sportlich spielte er kaum noch eine Rolle. Beim FC Rot-Weiß Erfurt, wo Fuchs zuletzt als Leiter des Nachwuchszentrums tätig war, ging er schließlich in der Regionalliga noch einmal auf Torejagd. Seine Karriere beendete er 2005 in der Oberliga bei der TSG Neustrelitz.

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Für den FC Hansa Rostock erzielte Henri Fuchs (l.) in 95 Spielen 21 Tore und lieferte zwei Assists. Hier behauptet er den Ball am 21. November 1998 im Bundesliga-Spiel gegen den VfB Stuttgart um Michael Zeyer.

Da die Erfurter im vergangenen Jahr insolvent gingen, wurde die Fußballschule geschlossen, das Team aus der Regionalliga zurückgezogen, der Traditionsklub musste in der fünften Liga neu starten. „Das tut mir natürlich im Herzen weh.“ Seitdem ist Fußballlehrer Fuchs, der in Erfurt unter anderem Dominick Drexler und Rafael Czichos (beide 30) einst als Co-Trainer betreute, ohne Job. Dennoch ist er in Erfurt sesshaft geworden.

Sein einziges „West-Abenteuer“ beim FC bleibt ihm dennoch in guter Erinnerung. „Es war eine sehr spannende und lehrreiche Zeit.“