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Rewe, Edeka, Aldi & Co.Preiskampf spitzt sich weiter zu: Händler begründen die leeren Regale

Blick in ein leeres Regal in einem REWE-Markt.

Leere Regale in einem REWE-Markt in Hürth am 25. Oktober 2022. Aufgrund des Preiskampfs mit den Markenherstellern werden einige Produkte nicht mehr geliefert.

Kein Ende beim Machtkampf zwischen Handelsriesen und Lebensmittelgiganten in Sicht. Bei Rewe, Edeka, Lidl, Aldi, Netto oder Penny fehlen viele Produkte. Die Verantwortlichen erklären sich.

von Marcel Schwamborn (msw)

Beim Gang durch die Supermärkte sind die Lücken in den Regalen nicht zu übersehen. Dort, wo normalerweise immer Reis, Nudelsoßen, Cornflakes-Packungen oder Schokoladen-Riegel zu finden waren, herrscht nun gähnende Leere.

Während der ersten Coronawelle waren Toilettenpapier, Nudeln, Mehl und Hefe ausverkauft. Nun fehlen zahlreiche beliebte Produkte. Mit Zetteln weisen die Märkte und Discounter ihre Kundinnen und Kunden darauf hin, dass „geforderte Preiserhöhungen“ der Markenhersteller der Grund dafür sind, dass diese nicht mehr im Angebot sind.

Rewe, Edeka, Lidl, Aldi, Netto und Penny: Machtkampf spitzt sich zu

Ob bei Rewe, Edeka, Lidl, Aldi, Netto oder Penny – nach und nach verschwinden wegen der Preisstreitereien immer mehr Produkte aus den Regalen. Allein von Lebensmittel-Riese Mars fehlen nicht nur Süßigkeiten wie Snickers, M&M’s oder Twix. Auch Tiernahrung wie Sheba, Pedrigree oder Whiskas sowie Kellogg’s-Produkte oder Kaffee-Spezialitäten von Senseo oder Tassimo sind betroffen.

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Getränkeriese Coca-Cola hat stellenweise seine Lieferungen eingestellt, Milka-Produkte fehlen, ebenso die vom Danone-Konzern (Fruchtzwerge, Activia). Oft werden nur noch Restbestände verkauft, Nachschub gibt es nicht mehr. Derzeit ist kein Ende des Preiskampfs und der Lieferstopps in Sicht. Im Gegenteil: Die Fronten verhärten sich immer mehr, der Machtkampf zwischen Handelsriesen und Lebensmittelgiganten spitzt sich zu, das Aussortieren weiterer Produkte hält an.

EXPRESS.de sprach mit den Händlern und Multis über die Lage. Aldi gab sich dabei wortkarg. „Einzelne Artikel können aufgrund der aktuellen Situation nach wie vor kurzzeitig vergriffen sein. Selbstverständlich stehen wir in engem Kontakt mit unseren Lieferanten und reagieren auf aktuelle Entwicklungen“, heißt es von einer Unternehmenssprecherin.

Andere wurden deutlicher. „Wir sehen uns mit weiteren Wellen von Preisforderungen seitens unserer Lieferanten konfrontiert. Einen Teil dieser Forderungen können wir nachvollziehen. Sie resultieren aus Rohstoff- und Energiepreissteigerungen“, teilte Raimund Esser, der Leiter Unternehmenskommunikation bei Rewe, mit.

„Leider sehen wir aber auch Forderungen, die sich in ihrer Höhe mit keinem dieser oder anderer Faktoren begründen lassen. Solche Forderungen lehnen wir strikt ab, denn es kann nicht sein, dass unsere Kundinnen und Kunden in dieser schwierigen Zeit mehr als unbedingt nötig belastet werden.“

Ähnlich deutliche Worte wählte Hanna Koll aus der Edeka-Zentrale. „Die Markenhersteller haben die Belieferung unserer Märkte eingestellt und nehmen unsere Bestellungen nicht mehr an. Es handelt sich aktuell nicht um Verhandlungen auf Augenhöhe. Die Aggressoren sind hier eindeutig die marktbeherrschenden Industriekonzerne, die ihre Marktmacht ausspielen – Handel und Verbraucherinnen und Verbraucher sind die Leidtragenden.“

Diese Produkte werden derzeit nicht mehr in allen Supermärkten angeboten

  • Schokolade (Snickers, Bounty, Twix, M&M's, Celebrations, Balisto, Milky Way, Mars, Ritter-Sport, Milka)
  • Kaugummis (Airwaves)
  • Haustiernahrung (Chappi, Sheba, Pedigree, Whiskas)
  • Pasta (Miracoli, Ebly)
  • Reis (Ben’s Original)
  • Cornflakes von Kellogg's (Frosties, Choco Krispies, Toppas, Smack, Froot Loops)
  • Kaffee (Jacobs Kaffee, Senseo, Tassimo)
  • Milchprodukte von Danone (Fruchtzwerge, Activia) oder Müllermilch
  • Softdrinks von Pepsi (Lipton, 7Up, Schwip Schwap) und Coca-Cola (Fanta, Sprite, Fuze Tea)
  • Chips von Lay's, Doritos
  • Haushaltswaren von Henkel (Bref, Somat, Pril)
  • Kosmetik von Beiersdorf (Nivea)

„Um die überhöhten, in der Regel für uns nicht nachvollziehbaren Preiserhöhungen zwangsweise durchzusetzen, verhängen die Industriekonzerne uns gegenüber oftmals einen bundesweiten, einseitigen Lieferstopp, sobald wir die neuen Preise nicht akzeptieren. Internationale Markenkonzerne versuchen aktuell mit überzogenen Preisforderungen auf der Inflationswelle mitzureiten, um ihre Renditen zu steigern, und nutzen einseitige Lieferstopps als Druckmittel gegen den Handel“.

Edeka weist auf die enormen Gewinnsteigerungen der Konzerne hin, zum Teil um mehrere Hundert Millionen Euro. Die Gewinnmarge von Coca-Cola lag demnach zur Jahresmitte bei rund 30 Prozent, die von Procter and Gamble bei rund 20 Prozent. Und das in einer Zeit, in der die privaten Haushalte in Deutschland und Europa enormen finanziellen Belastungen ausgesetzt seien.

Allein zwischen 2016 und 2020 konnten die Top-50-Markenhersteller ihre durchschnittliche Gewinnmarge von 16,4 auf 18,7 Prozent weiter steigern. Im Lebensmittel-Einzelhandel liegt die Marge in der Regel im unteren einstelligen Prozentbereich. Die multinationalen Lieferanten würden ihre Marktmacht immer weiter ausspielen, lautet der Vorwurf der nationalen Händler.

„Daher werden wir weiterhin alle Preisforderungen sehr genau prüfen und durch konsequente Verhandlungen alle vermeidbaren Preiserhöhungen abwenden. Nicht vermeidbare Preissteigerungen dürfen nicht allein den Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgebürdet, sondern müssen in der gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden“, heißt es von Edeka.

Die Marken-Riesen wehren sich gegen diese Vorwürfe. „Unsere Industrie bewegt sich, wie viele andere Branchen, in einem volatilen Umfeld, das unter umfassendem Inflationsdruck steht“, sagte Tanja Tutschka, Leiterin der Unternehmensangelegenheiten bei US-Konzern Mars, auf EXPRESS.de-Anfrage. „Wir fangen steigende Kosten weiterhin so gut wie möglich intern auf, angesichts der aktuellen Marktsituation ist jedoch ein gewisses Maß an Preisanpassung nötig.“

Rewe und Edeka setzen vor allem auf preisgünstige Eigenmarken

Sie spielt den Ball an die Händler zurück: „Uns ist bekannt, dass einige unserer Produkte derzeit bei manchen Handelspartnern nicht vorrätig sind. Wir befinden uns aktuell in Verhandlungen mit einigen unserer Handelspartner, mit dem Ziel, unsere Produkte zu beidseitig fairen Bedingungen anzubieten. Wir wissen, dass solche Verhandlungen herausfordernd sein können und dass viele Faktoren eine Rolle spielen. Nach wie vor liegt die Preisgestaltung in der alleinigen Entscheidungsfreiheit des einzelnen Händlers.“

Die Lebensmittel-Riesen wollen diesen Kampf nicht annehmen und bieten stattdessen gleichwertige Alternativen von anderen Herstellern oder preisgünstige Eigenmarken an. „Wir sehen in den vergangenen Wochen, dass unsere Eigenmarken zum Teil im zweistelligen Prozent-Bereich zulegen. Das bestätigt uns darin, dass immer mehr Menschen sehr genau auf das Geld achten müssen und gezielt qualitativ vergleichbare Eigenmarken einkaufen“, heißt es von Rewe.