Präsident gesuchtWer kann Uli Hoeneß bei Bayern ersetzen?

Die Unterstützung für Hoeneß bröckelt.

Die Unterstützung für Hoeneß bröckelt.

München  – Noch will niemand der Königsmörder sein. Keiner will der erste sein, der Uli Hoeneß (62) das Messer in den Rücken sticht. Die Bayern-Familie hält zusammen. Aber wie lange hält das Schweigen noch an?

Natürlich rumort es hinter den Kulissen des Fußball-Imperiums von der Säbener Straße. Die unglaublichen Millionensummen, die der einstige Wohltäter an der Steuer vorbeigeschmuggelt hat, haben Fassungs- und Ratlosigkeit selbst bei den treuesten Gefolgsleuten hinterlassen. Immer mehr Fans wenden sich vom Präsidenten ab.

„Um Gottes willen“, soll ein ehemaliger Funktionär geraunzt haben, Hoeneß habe dem Klub trotz seiner unglaublichen Verdienste nun einen großen Imageschaden zugefügt, der angesichts der Dimensionen nicht mehr zu reparieren sei.

Alles zum Thema Reiner Calmund

Klar ist: Sollte Hoeneß tatsächlich zu einer Haftstrafe verurteilt werden, ist er nicht mehr zu halten. Er könnte noch in Revision gehen, er könnte seinen Abgang noch künstlich verzögern. Aber: Es ist kaum vorstellbar, dass Bayerns Anteilseigner, Weltkonzerne wie Audi, Telekom, VW oder Adidas, Hoeneß weiter das Vertrauen aussprechen.

„Der Schaden für die beteiligten Unternehmen und deren Vertreter im Aufsichtsgremium dürfte als hoch einzuschätzen sein“, sagte Daniel Bauer, Vorstandsmitglied der Schutzvereinigung der Kapitalanleger.

„Da sitzen praktisch nur Sponsoren drin, die Verträge mit der Bayern AG haben“, sagt der Unternehmensexperte René Theisen, „die haben Angst um ihr Geld und dass die Fangemeinde sie boykottiert.“

Die Ära Hoeneß wäre vorbei! Aber was kommt danach? Das operative Geschäft, das Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge leitet, läuft auch ohne den Steuersünder glänzend. Aber Hoeneß nicht mehr bei Bayern - das wäre so, als ob man dem Klub sein Herz rausreißen würde.

Wer kann den Klub am Leben erhalten? Namen fallen. Paul Breitner (62). Weltmeister 1974. Markenbotschafter der Bayern. Mehmet Scholl (43). Hoeneß-Freund. Oliver Kahn (44). Torwart-Idol. Prominente Namen. Aber chancenlos.

Denn: Nach unseren Informationen soll der Kandidat aus dem eigenen Führungskreisel rekrutiert werden. Erster Anwärter ist Karl Hopfner (61). Der Ex-Schatzmeister kennt die Bayern aus dem eff, eff, ist zudem hinter Hoeneß der 1. Vizepräsident.

Edmund Stoiber (72). Bayerns Ex-Ministerpräsident. Oder ein Top-Mann aus der Wirtschaft. Mit Fußball-Stallgeruch. So einer wie Herbert Hainer (59), Adidas-Boss.

Reiner Calmund (65) hofft, dass dieses Szenario nicht eintrifft. Der Ex-Bayer-Manager und langjährige Freund von Hoeneß glaubt, „dass der Richter angesichts des vollen Geständnisses von Uli Hoeneß Milde walten lässt“. Denn: „Uli hat einen schweren Fehler begangen. Aber sollte die Selbstanzeige rechtzeitig erfolgt sein, darf man ihn nicht kreuzigen. Man sollte ihn auf Bewährung freilassen.“

Sollte Hoeneß tatsächlich der Gang ins Gefängnis erspart bleiben, wird er sich noch einmal auf einer Mitgliederversammlung dem Votum der Bayern-Gemeinde stellen. Das hatte er unter Tränen angekündigt.

Ob er das angesichts seiner unglaublichen Verfehlungen auch durchziehen wird, ist fraglicher denn je. Und ob die Wirtschaftsbosse ihm ihr Jawort erteilen, ist nach den bekanntgewordenen Dimensionen ebenfalls so gut wie ausgeschlossen.