FC im Abstiegs-StrudelCalmund spricht über Baumgart – einem Profi prophezeit er „große Zukunft“

Reiner Calmund steht bei der Premiere des Sky-Films über Christoph Daum in Köln auf dem Roten Teppich.

Reiner Calmund am 24. Oktober 2023 bei der Premiere des Sky-Films über Christoph Daum in Köln.

Reiner Calmund blickt als Kolumnist auf die Lage beim 1. FC Köln. Dem FC drückt er dabei die Daumen, fordert aber auch Veränderungen auf verschiedenen Ebenen.

Beim 1. FC Köln steht das Abstiegs-Gespenst vor der Tür. Von elf Bundesliga-Spielen konnten die Kölner nur eines gewinnen und stehen mit sechs Punkten auf dem 17. Tabellenplatz. 

Hier nimmt sich Reiner Calmund (74), der EXPRESS.de seit langen Jahren als Kolumnist verbunden ist, dem kölschen Sorgenkind an.

Reiner Calmund drückt dem 1. FC Köln im Keller die Daumen

Vorneweg: Ich bedauere die brenzlige Situation und drücke den Kölnern alle Daumen, dass es bald wieder besser läuft. Die alte Fußballweisheit, nach der Spieler ihren Trainer in den Himmel, aber eben auch in die Hölle bringen können, trifft aktuell auf den FC zu. Ich persönlich würde Steffen Baumgart eine Job-Garantie geben.

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Unabhängig davon, dass er ein absoluter Fachmann ist, fließt bei ihm das FC-Blut durch die Adern. Seine Identifikation und Einsatz sind vorbildlich! Er weiß am besten, wo der Schuh drückt, dass in der Schaltzentrale nach den Abgängen von Salih Özcan, Jonas Hector und Ellyes Skhiri an entscheidender Stelle Substanz ebenso fehlt wie Erfahrung, ist klar.

Der junge Eric Martel kann die Lücken von Zeit zu Zeit schließen, ihm traue ich eine große Zukunft zu. Doch als knapp 21-Jähriger ist er Leistungsschwankungen unterworfen, das ist völlig normal. Dem FC fehlen allerdings genau hier die Alternativen. Kein Wunder, dass Steffen Baumgart zuletzt den erfahrenen Florian Kainz auf die Sechser-Position stellte.

Der 1. FC Köln hat zwar mit Marvin Schwäbe, Jeff Chabot, Timo Hübners, Dejan Ljubicic, Florian Kainz, Eric Martel, Jan Thielmann, Linton Maina, Luca Waldschmid, Mark Uth und David Selke durchaus gute Spieler im Kader, doch drei oder vier weitere gute Bundesliga-Kicker würden Trainer und FC im Abstiegskampf helfen. Deshalb muss in der Winterpause personell nachgelegt werden.

Reiner Calmund würde sich Hector-Comeback beim FC wünschen

Vielleicht können im Idealfall Sponsoren akquiriert werden, die den Klub unterstützen. Genügend große Unternehmen im Umfeld gibt es. Ich hoffe und wünsche den Kölnern, dass die Scouting-Abteilung bis dahin optimale bezahlbare Profis für den FC findet. Darüber hinaus hoffe ich, dass die Fifa keine Transfersperre für den FC verhängt.

Und was mir am Herzen liegt: Einen Versuch wert wäre es auch, Jonas Hector von seiner Verantwortung dem Klub gegenüber zu überzeugen. Jetzt, wo es dem FC dreckig geht, wäre es eine gute Gelegenheit, den Rücktritt vom Rücktritt zu vollziehen und sich für die Rückrunde als stabilisierendes Element zur Verfügung zu stellen. Meine Güte, so schwer kann das doch nicht sein.

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Denn es geht bei niemand mehr um persönliche Befindlichkeiten, sondern darum, die Kurve zu bekommen. Und gerade Jonas ist immer noch ein Fixpunkt beim FC. Er beschäftigt sich in seinem Podcast mit dem Geschehen, sitzt auf der Tribüne, jubelt und leidet mit. Allein seine Anwesenheit im engeren Umfeld des Teams könnte einen Schub geben. Und mit 32 Jahren ist er ja auch nicht zu alt, um auf dem Platz noch Akzente zu setzen.

Natürlich freue ich mich momentan riesig über den fantastischen Fußball meiner Bayer-Jungs, allerdings wünsche ich auch dem FC wieder bessere Zeiten. Das liegt auch daran, dass in meiner Familie viele Kölner Herzen schlagen.

So wurde Callis FC-Feuer damals entfacht

Ich freue mich auch, dass die FC-Legenden Wolfgang Overath, Toni Schumacher, Christoph Daum und Stefan Engels, neben dem aktuellen Präsidenten Dr. Werner Wolf an der Feier zu meinem 75. Geburtstag teilnehmen.

Man sieht daran, dass die Verbindungen zwischen Kölnern und Leverkusener durchaus freundschaftlich sein können. Mein Herzensklub war, ist und bleibt natürlich Bayer 04 Leverkusen. Trotzdem drücke ich dem 1. FC Köln im Kampf um den Bundesliga-Klassenerhalt alle Daumen und Zehen.

So oder so, das Schicksal des FC ist mir wichtig. Meine Verbindung zum FC wurde vor langer Zeit geknüpft, genauer gesagt vor mehr als 60 Jahren.

Im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gab es einen überragenden 4:0-Sieg der „Geißböcke“ gegen den 1. FC Nürnberg. 82.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion sahen die Tore von Weltmeister Hans Schäfer, Günther Habig (2) und meinem guten Freund Fritz Pott nach einem großartigem Solo. Trainiert wurde dieses Team von Tschick Cajkovski, auch er war eine Legende dieses Klubs.

Ich war bei der ersten großen Meisterfeier der Bundesliga am neuen FC-Geißbockheim mit Feuerwerk dabei. In den Schulferien war ich häufig beim Bruder meiner Mutter in Efferen, zum FC-Training war das nur ein paar Minuten Fußweg.

Zu Beginn der Bundesliga war ich Fan des 1. FC Köln und natürlich auch von Schalke 04, der Arbeiter-Klub stand an erster Stelle meines Stiefvaters Josef Schäfer.

Wie tief die Spuren sind, die der FC bei uns hinterlassen hat, zeigt sich am Beispiel meiner ältesten Tochter Andrea. Sie wird ein paar Tage vor meinem 75. Geburtstag 55 Jahre alt und ist glühender FC-Fan. Ihre Kinder und meine Enkel sind jedoch absolute Bayer-Fans, sie sind bei jedem Heimspiel dabei. So geht die Liebe für die beiden rheinischen Rivalen durch die Familie.