Unglaubliche Preise1800 Euro für Bundesliga: Wirt von Kölner Kultkneipe zieht die Reißleine

Stephan Freund steht in seiner Kneipe „Stiefel“ auf der Zülpicher Straße.

Stephan Freund steht am 30. September 2019 in seiner Kneipe „Stiefel“ auf der Zülpicher Straße.

Viele Kölner Fußballkneipen ächzen unter den horrenden Preisen von Sky und DAZN. Eine große Adresse auf der „Zülpi“ hat den Sky-Vertrag jetzt gekündigt.

von Matthias Trzeciak (mt)

2023 war es der Bremer Fußballkneipen-Wirt Fer­nando Guer­rero, der mit seinem Betrag bei X (vormals Twitter) für Wirbel sorgte. 

Er beklagte sich über die horrenden Preise für Fußballübertragungen bei den Pay-TV-Anbietern DAZN und Sky. 935 Euro im Monat – ein ordentlicher Batzen! EXPRESS.de wollte vor dem Bundesliga-Finale von den Kölner Kneipen-Betreibenden wissen, wie sieht es 2024 mit den Preisen aus? Klar ist: Wegen der finanziellen Lage kehren einige Standorte dem Fußball den Rücken, unter anderem eine Kölner Kultkneipe.

Kölner Kneipe „Stiefel“: 1855 Euro im Monat für Fußball im TV

Stephan Freund, Inhaber vom „Stiefel“ im Ausgehviertel Zülpicher Straße, sieht da leider überhaupt keine Besserung – ganz im Gegenteil. Er hat sogar die Reißleine gezogen.

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„Aufgrund der Größe seines Lokals und der Lage wurde nach der letzten Fußball-WM der Sky-Paket-Preis auf 1400 Euro im Monat erhöht“, erklärt er im Gespräch mit EXPRESS.de. Auch in den Monaten, in denen gar kein Fußball stattfindet, musste er diese Summe zahlen.

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Bereits Ende 2023 zog Stephan Freund die Reißleine: „Wir haben Sky deswegen gekündigt. Mit Personalkosten, Energie und Ware ist das nicht mehr rentabel genug.“ 

Und nicht nur Sky will Geld für die Übertragung in der Kneipe. Anders als Sky verlangt DAZN mit dem Business-Tarif von allen Gastro-Betrieben, Vereinsheimen oder Hotelbars den gleichen Betrag: 399 Euro. Hinzu kommen noch die einmaligen Kosten für den Decoder in Höhe von 60 Euro, plus 19 Prozent Mehrwertsteuer.

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Für Musik und Tonübertragungen aus dem Stadion fallen dann noch Gema-Gebühren an. Im „Stiefel“ sind das vierteljährlich 225 Euro. Die Gema ist die „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“. So kam Freund auf monatliche Kosten von 1855 Euro für die Fußballübertragung. Würde ein Kölsch 1,80 Euro kosten, wären das mehr als 1000 Kölsch, um die Kosten zu decken.

„Herbrands“ zeigt gar keine Bundesliga-Spiele mehr

Das „Herbrands“ im Kölner Stadtteil Ehrenfeld war noch radikaler und zeigt keine Bundesliga-Spiele mehr. Frank Witkowsky vom „Herbrands“ nennt gegenüber EXPRESS.de drei Gründe für die Entscheidung: „Erstens: Die Gema-Gebühren sind unverschämt hoch. Zweitens: Sky hat die Preise unverhältnismäßig erhöht. Drittens: Zusätzlich wurden andere Anbieter notwendig, was es noch teurer und komplizierter gemacht hat.“ 

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Peter Ritter von der Fußballkneipe „Gottes Grüne Wiesen“ im Belgischen Viertel möchte keine konkreten Zahlen nennen. Nur so viel verrät Ritter: „Es ist sehr teuer geworden. Wir machen trotzdem weiter, egal in welcher Liga der 1. FC Köln spielt.“

„Gaffel am Dom“ zahlt monatlich einen mittleren vierstelligen Betrag

Auch das „Gaffel am Dom“ zeigt weiterhin Bundesliga-Fußball. „Während Sky abhängig von der Objektgröße gestaffelt ist, ist DAZN für alle gleich. Die Gema-Gebühren für die TV-Übertragungen fallen zusammen mit unseren Veranstaltungen an. Die Kosten für die Rechte sind aufgrund der Größe unseres Objekts entsprechend hoch. Insgesamt investieren wir monatlich einen mittleren vierstelligen Betrag“, so Thomas Deloy, Sprecher der Brauerei.

Und sollte der 1. FC Köln tatsächlich absteigen, „werden wir weiter Fußball zeigen, wie in den vergangenen Jahren auch. Unsere Verbundenheit bleibt natürlich auch in der Zweiten Liga bestehen“, verspricht Deloy.

Im Falle eines Abstiegs müssten andere Wirte und Wirtinnen allerdings umplanen. Dann werden die Spiele nur noch beim „teureren“ Pay-TV-Sender Sky übertragen – aber eben immerhin alle bei einem Sender.