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Reker-AbschiedOB mit humorvollem Seitenhieb

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 4. September 2025 bei ihrer letzten Ratssitzung.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 4. September 2025 bei ihrer letzten Ratssitzung.

Fast zehn Jahre stand sie an der Spitze der Stadt Köln. Jetzt hat sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrer letzten Ratssitzung verabschiedet – mit einem sehr persönlichen Rückblick.

Ein Abschied mit klaren Worten! In ihrer letzten Ratssitzung fand Henriette Reker (68) am Donnerstag emotionale Worte für ihre Zeit als Oberbürgermeisterin der Stadt Köln: „Vorsitzende des Rates der Stadt Köln zu sein, ist anspruchsvoll, bisweilen anstrengend, aber ich habe es wirklich gerne gemacht – denn hier geht es in jeder Sitzung darum, Köln zu gestalten.“

Nach fast zehn Jahren im Amt ist nun Schluss. Zur kommenden Wahl am 14. September tritt die parteilose Politikerin nicht mehr an. 2015 wurde sie, unterstützt von Grünen, CDU und FDP, zur ersten Oberbürgermeisterin in der Kölner Geschichte gewählt. Fünf Jahre später folgte die Wiederwahl mit Unterstützung von Grünen und CDU.

Reker blickte auf eine „in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche“ Zeit zurück. Sie erinnerte an die Corona-Pandemie, als der Rat mit Masken im Gürzenich tagen musste, und an den bewegenden Besuch der ukrainischen Generalkonsulin Irina Shum kurz nach dem russischen Angriffskrieg. Diese Solidarität mündete in der Städtepartnerschaft mit Dnipro. Auch der Tod von Queen Elizabeth II. und der Terrorangriff der Hamas waren Momente, die den Rat innehalten ließen.

Doch es gab auch kuriose Momente. Mit einem Schmunzeln erinnerte Reker an die Aktion eines Ratsmitglieds, das „sich aus Verzweiflung über die Klimakrise am Rednerpult festklebte“. Die OB blieb damals cool und setzte die Sitzung einfach an einem anderen Pult fort. Einen humorvollen Seitenhieb auf die Ratsmitglieder konnte sie sich nicht verkneifen: „Ich denke auch daran, wie oft einige von Ihnen durch den verlässlichen Griff zur Lampe statt zum Mikrofon für stimmungsvolle Beiträge sorgten.“

Dabei hatte ihre Amtszeit mit einem Schock begonnen. Nur einen Tag vor ihrer ersten Wahl im Oktober 2015 wurde Reker bei einem Messerattentat auf einem Markt in Braunsfeld lebensgefährlich verletzt. Es war das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass ein Rechtsradikaler einen solchen Anschlag auf eine Kommunalpolitikerin oder einen Kommunalpolitiker verübte. Ihre erste Ratssitzung konnte sie deshalb erst im Dezember 2015 leiten.

Von den Fraktionsführerinnen und Fraktionsführern im Rat gab es zum Abschied viel Respekt und Dank. Christiane Martin (Grüne) betonte: „Beinahe hätte dich das Amt das Leben gekostet.“ Doch Reker habe sich nicht einschüchtern lassen und aus Merkels „wir schaffen das“ ein kölsches „wir machen das“ gemacht. Volker Görzel (FDP) lobte ihren Mut in der Stadtwerke-Affäre 2018.

Christian Joisten (SPD) hob hervor: „Sie haben als Frau in dem Amt Geschichte geschrieben.“ Jennifer Glashagen (Volt) ergänzte, welche Vorbildrolle Reker für viele „Kölsche Mädche“ spiele. Auch Heiner Kockerbeck (Linke) dankte ihr für den Einsatz für Menschenrechte und Flüchtlinge.

Bernd Petelkau (CDU) sagte schmunzelnd, Reker habe als erste Bürgerin der Stadt „die männerdominierte Welt im Karneval gut durcheinandergebracht“ und ihre „klare Haltung für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ gelobt. Ein Abschied mit viel Anerkennung für eine außergewöhnliche Amtszeit. (red)