Zwei Monate vor der Kommunalwahl stellen die Kölnerinnen und Kölner ihrer Oberbürgermeisterin ein vernichtendes Zeugnis aus. 69 Prozent sind unzufrieden mit ihrer Arbeit. Die OB reagiert geknickt – und mit Selbstkritik.
Große Unzufriedenheit in KölnKlatsche für Reker: Jetzt rechnet die OB ab

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Klare Kante oder Frust-Rede? Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezieht Stellung zu ihren katastrophalen Umfragewerten.
Was für eine Klatsche für Henriette Reker!
In einer repräsentativen Umfrage vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ gaben 69 Prozent der Befragten an, weniger oder gar nicht zufrieden mit Rekers Leistung zu sein.
Vor acht Jahren waren es nur 37 Prozent. Ein dramatischer Absturz.
Reker selbst zeigt sich „betrübt“, aber „nicht überrascht“. Dann holt sie zum Gegenschlag aus: „Mir ist bewusst, dass ich die Projektionsfläche für alles bin, was in unserer Stadt nicht funktioniert. Mir rechnet man jede defekte Rolltreppe an.“
Reker weiter: „Selbstkritisch stelle ich fest, nicht alles erreicht zu haben, was ich mir vorgenommen hatte, aber ich konnte auch wesentliche Verbesserungen erzielen.“ Sie bedaure, „dass die vielen Verbesserungen nicht schneller spürbar sind – aber ich bin überzeugt, dass meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger auf einer tragfähigeren Verwaltung aufbauen kann, als ich sie damals vorgefunden habe.“
„Beliebtheit ist flüchtig – aber Rückgrat bleibt“
Doch die OB, die im September nicht erneut antritt, wehrt sich gegen die alleinige Verantwortung.
„Beliebtheit ist flüchtig – aber Rückgrat bleibt“, kontert Reker. „Wer in Köln zehn Jahre Verantwortung trägt, wird nicht an seiner Beliebtheit gemessen, sondern an seiner Standhaftigkeit in schwierigen Zeiten.“
Sie sei nicht für „Wohlfühlpolitik“ angetreten, sondern um Strukturen zu modernisieren und Veränderungen anzustoßen, „auch wenn das unbequem ist“.
Die aussichtsreichsten drei Kandidaten für Rekers Nachfolge, Berivan Aymaz (Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU), sprachen angesichts der Umfrageergebnisse alle drei von einem Vertrauensverlust. Der sollte für alle Demokratinnen und Demokraten ein Warnsignal sein, sagte Aymaz. (red)