Posten-Zoff in KölnTrotz Kritik: Entscheidung über neuen Bühnen-Chef

Die Kölner Oper ist von einem Bauzaun umgeben.

Zu den Bühnen der Stadt Köln gehört auch die Oper (Archivfoto vom 8. Juli 2024).

Trotz heftiger Kritik und lautstarker Proteste: Der Kölner Rat hat Bernd Fülle als neuen Interims-Direktor der städtischen Bühnen durchgewunken. Doch der Zoff um die Personalie reißt nicht ab.

Paukenschlag in der Kölner Kultur-Szene! Eine Mehrheit im Rat hat Bernd Fülle zum neuen geschäftsführenden Direktor der städtischen Bühnen gemacht.

Doch die Entscheidung sorgt für einen Riesen-Krach, denn viele Fraktionen und Kölnerinnen und Kölner protestieren lautstark gegen den neuen Chef.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte die Personalie im Eilverfahren durchgedrückt. Nur zwei Wochen vor dem geplanten Vertragsbeginn am 1. September brachte sie eine Dringlichkeitsentscheidung auf den Weg. Am Freitag (22. August) gaben die Fraktionen von Grünen, CDU und Volt grünes Licht, wie ein Stadtsprecher bestätigte. Der Hauptausschuss muss die Entscheidung nur noch abnicken.

Doch die Kritik wird immer lauter – sowohl am Vorgehen als auch an der Person Fülle selbst. Er soll den Posten bis August 2026 übernehmen und ist damit auch für die Pannen-Sanierung der Oper am Offenbachplatz zuständig. Ausgerechnet Fülle! Denn er war schon von 1986 bis 2002 Direktor der Kölner Bühnen – und sein Abgang war alles andere als leise.

Kritik an Interimsbesetzung des Postens

Damals zoffte er sich mit der Stadt vor Gericht, weil diese ihn nur mit Zeitverträgen beschäftigen wollte. Er klagte sich erfolgreich ein. Schon damals zweifelten einige Politiker und Politikerinnen, ob er der Richtige für den Job sei, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete.

Ein ehemaliges Mitglied des Kulturausschusses, das damals dabei war, ist fassungslos. Gegenüber des „Kölner Stadt-Anzeigers“ sagt er: „Da klagt jemand erfolgreich gegen die Stadt, die sich von ihm trennen will – und jetzt, Jahre später, soll er in die gleiche Position zurückkehren?“

Das ehemalige Ausschussmitglied kritisiert auch den Zeitpunkt scharf: „Auf diese Weise kann man so eine wichtige Personalie nicht festzurren – in der Sommerpause, ohne eine zukunftsorientierte Diskussion im Ausschuss.“ Das sei undemokratisch. „So groß kann die Dringlichkeit nicht sein“, schimpft er.

Auch eine andere Person, die Fülle aus seiner ersten Amtszeit kennt, hat einen Brandbrief an OB Reker geschrieben, der der Redaktion vorliegt. Darin heißt es, die Bühnen bräuchten mit ihrer Rückkehr an den Offenbachplatz „einen wirklichen Neuanfang“. Die Entscheidung jetzt per Dringlichkeit durchzudrücken, sei „schlechtes Regierungshandeln“. Fülle folgt auf Patrick Wasserbauer, der als Geschäftsführer an die Bayerische Staatsoper nach München wechselt.

Während die Kultursprecher und Kultursprecherinnen von CDU und Grünen die Entscheidung verteidigen, hagelt es von der Opposition Kritik. SPD, FDP und Linke werfen der Stadtspitze mangelnde Transparenz und fehlende Kommunikation vor. Pikant: Nach Informationen der Redaktion soll es noch eine weitere, jüngere Person für den Posten gegeben haben. Fülle ist bereits 76 Jahre alt.

OB Reker selbst will sich nicht weiter äußern, ließ aber betonen, es sei nur eine Übergangslösung. Bernd Fülle war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (red)