Das designierte Kölner Dreigestirn hat den ersten Höhepunkt der Amtszeit erlebt. Auf dem Heumarkt zeigten sie sich dem jecken Volk. Auch für den neuen Oberbürgermeister war es ein besonderer Tag.
Burmester kontert witzigFK-Präsident mit OB-Versprecher

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Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn (r.) verlieh dem neuen Kölner Oberbürgermeister der Stadt Köln, Torsten Burmester, die Mütze des Festkomitees.
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So pünktlich ist der Auftakt in die neue Session noch nie über die Bühne gegangen. Um 11.11 Uhr und elf Sekunden hatte Ralf Schlegelmilch von der Willi Ostermann Gesellschaft den Countdown auf dem Heumarkt heruntergezählt. Es knallte kurz und Konfetti rieselte zu Boden. Kölle alaaf!
Bei herrlichstem Sonnenschein schunkelten die Jecken auf Heumarkt und Alter Markt zu den aktuellen Hits der kölschen Top-Bands. Dieser Dienstag (11. November 2025) war wie gemalt zum Start in die fünfte Jahreszeit. Jetzt wird wieder ausgelassen op die Trumm jeklopp.
Kölns designiertes Dreigestirn: Prinz Niklas, Bauer Clemens, Jungfrau Aenne
Das designierte Dreigestirn betrachtete das bunte Treiben anfangs noch aus sicherer Entfernung. Erst nach dem Auftritt der Räuber durften Prinz Niklas I., Bauer Clemens und Jungfrau Aenne zum jecken Volk sprechen. Im Bühnengraben lauschten Ex-Prinz René und Ex-Bauer Michael aufmerksam.
„Feiern wir laut, feiern wir ausgelassen, feiern wir fröhlich, aber feiern wir so, dass sich jeder wohl und sicher fühlt. Wir zeigen Deutschland, was Fastelovend ist – das schönste Fest der Welt“, gab der künftige Prinz Niklas Jüngling (33) als Motto aus.
Bauer Clemens von Blanckart (41) zeigte beim Tänzchen nicht nur beeindruckendes Rhythmusgefühl. Er forderte die Jecken auch auf, das wunderbare Fest zu beschützen. „Feiert, bützt, schunkelt, aber tut dies friedlich und mit Respekt euren Mitmenschen gegenüber.“
Diese Devise verfolgt auch Stefan Blatt (40), die designierte Jungfrau. „Die Welt da draußen ist doch verrückt genug. Lasst uns etwas Liebe verteilen. Ich bütz' euch von ganzem Herzen.“

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Mit Konfetti wurde um Punkt 11.11 Uhr auf dem Heumarkt die neue Session eröffnet.
Nicht nur für das neue Dreigestirn der Prinzen-Garde war der „Elfte im Elftem“ ein ganz besonderer Tag. Auch Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmester (62) erlebte den jecken Wahnsinn wenige Tage nach Amtsantritt erstmals hautnah. „Das ist beeindruckend“, sagte er angesichts des rappelvollen Heumarktes und rief „von Herzen“ dreimol Kölle alaaf aus.
Dass nach zehn Jahren mit Henriette Reker (68) an der Stadtspitze nun ein Neubeginn ansteht, muss sich auch bei den Karnevalisten noch einschleifen. Beim gemeinsamen Frühstück kündigte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn (61) noch an, dass er der „Oberbürgermeisterin“ noch einen Orden verleihen werde.

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Sessionseröffnung der Willi Ostermann Gesellschaft auf dem Heumarkt. Auf der Bühne spielten unter anderem die Räuber.
„Es ist irgendwie alles so wie immer am 11.11. und doch anders“, sagte Kuckelkorn. „Der Weg ins Rathaus war ein anderer als sonst. Sehr viel smarter, sehr viel direkter, ohne Ausweiskontrollen. Das nehme ich mal als gutes Omen für das, was kommt. Wenn die Amtszeit so fluppt wie der Weg hier hin, mache ich mir keine Sorgen“.
Burmester wurde erst einmal mit der Festkomitee-Mütze und dem Orden ausgestattet. „Die können sie überall tragen, damit können sie gar nichts falsch machen“, sagte Kuckelkorn Richtung des SPD-Politikers. Der revanchierte sich mit einem Gag: „Danke, Frau Präsidentin“.
Dem Oberbürgermeister war bei seinen ersten Auftritten auf dem jecken Parkett deutlich anzumerken, dass er bemüht war, keinen Fehler zu machen. Mit ruhiger Stimme und bedachten Worten sprach er im Historischen Rathaus und zeigte sich dabei auch etwas stolz. „Ich hätte nicht gedacht, dass in meinen ersten zehn Amtstagen schon so etwas Wichtiges, wenn nicht gleich das Wichtigste passiert.“
Dabei käme ihm dies seiner persönlichen Leidenschaft sehr entgegen. „Erst durfte ich den Kneipenkarneval kennenlernen, dann den Straßenkarneval und schließlich den Sitzungskarneval. Jetzt freue ich mich drauf, dieses alles kompakt in den nächsten Wochen erleben zu dürfen.“

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Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, OB Torsten Burmester, das designierte Kölner Dreigestirn mit Jungfrau Aenne, Prinz Niklas, Bauer Clemens und Prinzen-Garde-Präsident Dino Massi beim Unterzeichnen des Sessionsvertrages im Rathaus.
Das designierte Dreigestirn sei ein Paradebeispiel für das Sessionsmotto „Mer dun et för Kölle“, das das Ehrenamt ins Zentrum rückt. „Ihr seid drei Menschen, die Verantwortung übernehmen – mit Herz und Humor und auch einem vollen Terminkalender. Ihr werdet die Stadt bestens vertreten.“ An die Kölnerinnen und Kölner richtete Burmester noch eine Botschaft: „Lasst uns feiern – ja klar! Aber lasst uns auch erinnern: Jeder kann etwas tun für uns alle.“
Auch im Rathaus hatte Prinz Niklas schon seine Botschaft platziert, dass Fastelovend ein Fest der Begegnung sei. „Man feiert mit Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft und aller Herren Länder. Der Fastelovend baut Brücken. Wir möchten Brücken bauen zwischen Alt und Jung und junge Menschen für den traditionellen Karneval begeistern.“

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Der designierte Prinz Niklas Jüngling mit seiner Freundin Katrin (2.v.l.) und seinen Eltern Resi und Hans.
Gerade in Zeiten, wo von gesellschaftlicher Spaltung gesprochen wird, sei dieses Fest so wertvoll. „Ein offenes Herz und ein gemeinsames Lachen hilft. Wir gehen aufeinander zu und feiern friedlich. Der Fastelovend würde uns allen im Alltag guttun. Damit es ein Fest der Begegnung bleibt, braucht es auch Regeln, die auf Rücksichtnahme und Respekt beruhen und sicherstellen, dass sich alle sicher und wohlfühlen. Fastelovend bedeutet eben nicht, dass alles erlaubt ist. Es bedeutet, aufeinander aufzupassen und miteinander zu feiern. Deshalb lautet unser Appell: Lasst uns den Fastelovend zu einem sicheren Ort machen.“
Vom Heumarkt ging es für das Trifolium den ganzen Tag durch die Stadt. Bis um 17.30 Uhr stehen 13 Termine an. „Ich bin am Morgen schon um 5 Uhr wach geworden und versuche das nun alles wie ein Schwamm aufzusaugen und keinen Eindruck zu verpassen“, sagte Niklas I. zu EXPRESS.de. An seiner Seite waren auch seine Eltern Resi und Hans. „Die hätten nicht gedacht, dass mein Traum Wirklichkeit wird.“

