Seit Tagen kracht es in Köln und der Republik. Kein Wunder, dass jetzt verstärkt das Thema Böllerverbot diskutiert wird.
Diskussion um BöllerverbotWas ist in Köln erlaubt?
Aktualisiert
Countdown für den offiziellen Start des Verkaufs von Silvester-Rakete und Böllern. Ab Montagmorgen (29. Dezember) darf die Pyrotechnik verkauft werden. Auch Onlineshops dürfen vorab bestellte Böllerware an den letzten drei Werktagen des Jahres an die Haustüren liefern lassen.
Doch in Köln und ganz Deutschland knallt und kracht es bereits seit Tagen. Ärztekammerchef Klaus Reinhardt fordert daher, die unkontrollierte Knallerei endlich zu beenden – mit der Durchsetzung eines Böllerverbots.
Böllerverbot – EXPRESS-Leser haben klare Meinung
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte mehr Böllerverbote und Schutzzonen in Städten. Eine solche Regelung werde dazu führen, dass Silvester sicherer werde und es weniger Angriffe gebe, sagte der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke. Die Innenminister von Bund und Länder konnten sich zuletzt aber nicht auf ein Verbot von privatem Feuerwerk einigen.
Eine kürzlich durchgeführte Erhebung des Meinungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL brachte ähnliche Ergebnisse. Satte 60 Prozent sind für ein Böllerverbot. Auch EXPRESS.de fragte euch, wie ihr zu einem Böllerverbot steht. Hier stellvertretend einige Meinungen.
„Ich bin für ein generelles Böllerverbot! Es schont die Umwelt, Tiere müssen nicht mehr leiden, Einsätze wegen Randale usw. werden nicht mehr nötig sein“, schreibt Tobias D. Ähnlich sieht es Gerd Sch.: „Als Hundepapa ist für mich das Böllern ein Verbrechen an den Tieren!“
„Neben dem liegen gelassen Müll und der allgemeinen Ruhestörung, leiden vor allem Haus-, Nutz- und Wildtiere darunter“, hat auch Thomas P. für das Böllern kein Verständnis.
Anders sieht es Christine K.: „Es ist ein uralter Brauch ‚böse Geister‘ oder den Winter mit viel ‚Getöse‘ zu vertreiben! Desweiteren senden viele, auch ich, Herzensgrüsse an jene, welche nicht mehr bei uns sind, in den Himmel. Warum sollen wir darauf verzichten wegen einzelnen Idioten ohne Hirn??? Ich bin GEGEN ein Böllerverbot! “
Silvesterfeuerwerk: Was ist in Köln erlaubt?
Am 31. Dezember und 1. Januar darf jeweils von 0 bis 24 Uhr geknallt werden. Böllern vor Silvester ist grundsätzlich nicht erlaubt!
- In Köln gibt es eine Böllerverbotszone.
- Feuerwerk darf nicht in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen abgebrannt werden.
- Wer in dem Bereich trotz des Verbots Böller abfeuert, muss mit einem Bußgeld von bis zu 200 Euro rechnen.
- Das Gesetz sieht Strafen von bis zu 50.000 Euro vor.
- Rund um den Kölner Dom gilt wie in den Vorjahren ein Mitnahmeverbot von Feuerwerkskörpern aller Art. Dazu zählen zum Beispiel Feuerwerkskörper, Leuchtkugeln, Raketen, bengalische Feuer und Rauchpulver.
- Diese Regelung gilt vom 31. Dezember, 18 Uhr, bis zum 1. Januar, 5 Uhr.

Copyright: Stadt Köln
Das Plakat der Stadt Köln zeigt die linksrheinische Böllerverbotszone.
Gerade Tiere können durch das permanente Geballer traumatisiert werden. Um Hunden die Angst zu nehmen, hat Experte Martin Rütter einen Tipp parat – allerdings sorgt der ebenfalls für kontroverse Diskussionen, denn es geht um das Verabreichen von Eierlikör.
Der Deutsche Tierschutzbund und andere Organisationen fordern ein Böllerverbot zumindest rund um Tierheime und ähnliche Einrichtungen und geben weitere Tipps: So sollten Tierhalter bereits einige Tage vor Silvester Hunde in bewohnten Gebieten nur noch angeleint ausführen, denn verfrühte Kracher könnten sie in panischem Schrecken davonlaufen lassen.
Der Deutsche Tierschutzbund rät Tierhaltern zudem, knallerfreie Zonen einzurichten. Fenster, Türen und möglichst auch die Rollos in der Wohnung sollten in der Silvesternacht geschlossen sein, damit der Lärm und die Lichtblitze zumindest gedämpft werden. Eine Geräuschkulisse von Fernseher oder Radio kann ebenfalls helfen, Außengeräusche zu überdecken.
Auch Halter von Kleintieren und Vögeln sollten Gehege und Volieren in einem möglichst ruhigen Raum und mit einiger Entfernung zum Fenster unterbringen und sie mit einem Tuch abdecken. Außengehege sollten abgeschirmt und gegen Feuerwerkskörper gesichert sein.
Nicht nur für Haustiere, auch für Wildtiere in Wald und Flur sowie auf Bauernhöfen ist der Krach in der Silvesternacht ein Stressfaktor. Bei Pferden auf der Weide etwa besteht die Gefahr, dass sie in Panik geraten und ausbrechen. Auch Vögel stresst die Böllerei. Untersuchungen von Max-Planck-Forschern zu Langzeiteffekten des Silvesterfeuerwerks auf Wildgänse zeigen, dass die Vögel mit Angst und Panik reagieren, von ihren Schlafgewässern auffliegen und sich in teils hunderte Kilometer langen Flügen in weniger besiedelte Gebiete zurückziehen.
Einige Menschen sind übermütig
Bei Menschen führt die ungeregelte Knallerei immer wieder zu schweren Verletzungen – auch bei Unbeteiligten. „Niemand hat etwas gegen organisierte Feuerwerke an zentralen Plätzen, doch die wilde Böllerei muss untersagt werden“, fordert der Mediziner Klaus Reinhardt. Jedes Jahr erlitten zahlreiche Menschen Verletzungen durch explodierende Feuerwerkskörper. „Das sorgt für volle Notaufnahmen in den Kliniken und kostet die gesetzliche Krankenversicherung Millionen.“
GdP-Bundesgeschäftsführer Christoph Kröpl weist auf AFP-Anfrage aber darauf hin, dass schwere Unfälle mit Pyrotechnik „praktisch ausschließlich durch illegales Feuerwerk“ vorkommen. Legal erhältliches Silvesterfeuerwerk sei hingegen „streng geprüft und in Größe und Wirkung stark limitiert“.
Notaufnahmen seien an Silvester auch „nicht wegen Feuerwerkskörpern voll“, fuhr Kröpl fort. Nach Studien seien diese „zum Jahreswechsel insbesondere wegen des bundesweit intensiven Alkoholkonsums überfüllt“. Kröpl forderte die Politik auf, bei illegalem Feuerwerk „für den Vollzug der bestehenden Gesetze sorgen“. Denn hier sei der Zugang „so leicht wie nie zuvor“.
Illegale Pyrotechnik beschlagnahmt
In den vergangenen Wochen hatten Polizei und Zoll immer wieder illegale Pyrotechnik beschlagnahmt. Die Berliner Polizei hatte zum Beispiel Mitte Dezember mitgeteilt, riesige Mengen an illegalen Böllern, Raketen, Kugelbomben und anderen Feuerwerkskörpern aus dem Verkehr gezogen zu haben. Auf der A12 bei Frankfurt (Oder) waren in einem Kleintransporter 500 Kilogramm Pyrotechnik sichergestellt worden.
Der Zoll warnt immer wieder: Manche Produkte, die in benachbarten Ländern oder online angeboten werden, würden nicht den deutschen Sicherheitsstandards entsprechen. Bei Kontrollen an der Grenze zu den östlichen EU-Ländern war ebenfalls Pyrotechnik sichergestellt worden. (red mit dpa und AFP)

