Howard Carpendale steht kurz vor seinem 80. Geburtstag und seinem 60-jährigen Bühnenjubiläum. Deshalb widmet ihm Giovanni Zarrella eine ZDF-Show. EXPRESS.de sprach mit der Schlager-Ikone.
Howard CarpendaleSchlager-Ikone mit düsterer Prognose

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Howard Carpendale bei der Aufzeichnung der Giovanni-Zarrella-Show in der Dortmunder Westfalenhalle. Am 20. September 2025 wird die Sonder-Ausgabe im ZDF ausgestrahlt.
Er ist eine absolute Schlagerlegende und feiert 2026 sein 60-jähriges Bühnenjubiläum. Howard Carpendale (79) begeistert seit Jahrzehnten Generationen mit seinen Kulthits wie „Ti amo“ und „Hello Again“.
Diese Leistung würdigt Giovanni Zarrella (47) und lässt den deutsch-südafrikanischen Ausnahmekünstler mit einer besonderen Ausgabe seiner ZDF-Show hochleben. Vor einigen Wochen war die Aufzeichnung, am Samstag (20. September 2025) wird die Party aus der Dortmunder Westfalenhalle ab 20.15 Uhr ausgestrahlt.
Die Giovanni-Zarrella-Show: Alles dreht sich um Howard Carpendale
Kollegen, Freunde und Wegbegleiter erweisen dem Schlagerstar die Ehre. Mit dabei sind unter anderen Kerstin Ott, Beatrice Egli, Ben Zucker, Nik P., Wencke Myhre, Sasha und die 80er-Jahre-Poplegende Paul Young.
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Ein emotionaler Höhepunkt wird das Duett zwischen Carpendale und Jürgen Drews (80) sein, der an diesem Abend noch einmal auf die Bühne zurückkehrt. Auch die junge Schlager-Generation ist vertreten: Julia Lindholm, Linda Hesse und Tim Peters präsentieren gemeinsam ein Medley mit aktuellen Hits des Sängers und Komponisten.
Was für eine Karriere! Über 75 Millionen verkaufte Tonträger, 700 produzierte Songs, 17 Top-10-Alben und alle bedeutenden Auszeichnungen, unter anderem Echo, Platinauszeichnungen, Goldene Schallplatten. Dazu noch über 1000 TV-Auftritte und 2000 gespielte Konzerte.
Im kommenden Jahr wird Carpendale zum 80. Geburtstag seine letzte große Hallentournee starten. Begleitet wird er dabei von seiner 15-köpfigen Band. Am 18. März ist die Musik-Legende in der Lanxess-Arena in seiner früheren Wahlheimat Köln zu erleben. Genug Gründe also für ein Gespräch mit EXPRESS.de.

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Giovanni Zarrella (r.) widmete Howard Carpendale eine komplette Ausgabe seiner ZDF-Show.
Wie fühlt es sich an, wenn man als lebende Legende gefeiert wird?
Howard Carpendale: Ich finde, das ist ein bisschen zu dick aufgetragen. In meinem Leben habe ich ein paar Legenden kennengelernt, die viel mehr geleistet haben, als ein paar Hits zu haben.
Aber was hat diese Show in Ihnen ausgelöst?
Howard Carpendale: Am Ende haben wir uns alle staunend angeschaut. So etwas habe ich selten erlebt. Es ist ein Traum für mich geworden. Während der Aufzeichnung habe ich Giovanni gefragt, warum überhaupt Stühle aufgestellt wurden. Die Leute standen die ganze Zeit. Dieser Abend gehörte ohne Frage zu den Highlights meiner Karriere.

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Ein besonders emotionaler Moment: Howard Carpendale sang zusammen mit Jürgen Drews.
Das Publikum hat vor allem Ihr Duett mit Jürgen Drews gefeiert.
Howard Carpendale: Ich hatte geahnt, dass es Gänsehaut geben wird, aber das hat mich wirklich berührt. Da standen zwei alte Männer zusammen auf der Bühne, wo man sich fragt, ob es das wohl noch jemals wieder geben wird.
Wie blicken Sie auf Ihren nahenden 80. Geburtstag?
Howard Carpendale: Das ist ganz schön alt, da gibt’s kein Vertun. Ich habe nie meine Geburtstage groß gefeiert. Auf der Bühne stehe ich gern im Mittelpunkt, im Privatleben nicht so. Meine Familie möchte aber gern, dass wir diese Zahl groß feiern, das muss ich wohl akzeptieren.

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Kerstin Ott hatte dank Howard Carpendale den Hit „Wegen dir (Nachts, wenn alles schläft)“.
Bereuen Sie etwas rückblickend?
Howard Carpendale: Dadurch, dass ich 2003 aufgehört habe, habe ich fünf wertvolle Jahre verloren. Das war nicht meine beste Entscheidung. Ich leider aber immer noch, wenn ich höre und lese, dass ich der Meister der Comebacks sei. Das stimmt einfach nicht. Ich bin nur einmal in meiner Karriere nach meinem Rücktritt zurückgekehrt. Wer beweisen kann, dass ich schon mehrere Comebacks gefeiert habe, bekommt von mir viel Geld. Und bevor es wieder falsch rüberkommt: 2026 findet meine letzte Tournee statt, aber nicht mein letztes Konzert.
Was stört Sie an der Entwicklung der Musikindustrie?
Howard Carpendale: Am meisten, dass man uns aus der Streaming-Branche erzählen will, wie wir Musik machen sollen. Das nervt mich ohne Ende. Ich habe 50 Jahre meine Songs geschrieben. Plötzlich kriege ich zu hören, dass die Titel nicht über zwei Minuten lang sein sollen, das Intro dürfe nicht länger als sechs Sekunden sein. Das ist alles Quatsch, das Spiel mache ich nicht mit.

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Auch mit Ben Zucker (r.) präsentierte Howard Carpendale einen Song in der ZDF-Show.
Klingt nach einer düsteren Zukunft.
Howard Carpendale: Ich glaube, dass es klassische Musikalben in naher Zukunft nicht mehr geben wird. Die lohnen sich nicht mehr. Früher gab es für 250.000 verkaufte Exemplare eine Goldene Schallplatte, heute bei 70.000. Mich ärgert es, dass ein paar sehr reiche Leute die Streaming-Macht ausnutzen, um noch reicher zu werden. Kreative Menschen, die Musik aus Leidenschaft machen, haben in der Branche keine Chance mehr.
Und wie sehen Sie die Schlagerbranche?
Howard Carpendale: Da sehe ich schwierige Zeiten. Schon jetzt hört man immer wieder Klagen, dass in den TV-Sendungen immer die gleichen Künstler auftreten. Es gibt einfach zu wenig guten Nachwuchs. Der Altersdurchschnitt auf der Bühne ist extrem hoch. Wir brauchen junge Leute, aber ich sehe nicht, wo die herkommen sollen. Bald werden pro Tag eine Million neuer Titel produziert. Wie soll man sich in dem Wust hervortun?

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Howard Carpendale (l.) zusammen mit seinem Sohn Wayne (M.) beim Gespräch in der Show von Giovanni Zarrella.
Sie singen in der Zarrella-Show den neuen Titel „Ein neuer Morgen“. Was ist die Botschaft?
Howard Carpendale: Ich schätze, dass es kein großer Hit wird. Darum geht’s mir auch nicht. Ich weiß, ich kann die Welt nicht verändern, aber ich wollte ein Statement setzen. Gerade in Amerika herrscht eine Naivität, die ich nie für möglich gehalten hätte. Der Song klagt an, dass es derzeit nicht viele Menschen gibt, die gute Entscheidungen treffen. Ich habe 17 Jahre ganz in der Nähe von Donald Trump gelebt, habe ihn kennengelernt. Seitdem kriege ich ihn nicht mehr aus meinem Kopf, das war nicht zu meinem Vorteil. Ich verfolge sein Leben und staune jeden Tag. Es ist unglaublich.
Sie haben auch 25 Jahre in Köln gelebt. Was verbindet Sie noch mit der Stadt?
Howard Carpendale: Stimmt es, dass es das Maca-Ronni nicht mehr gibt? Da habe ich mein halbes Leben verbracht. Köln ist nicht mit einer anderen Stadt zu vergleichen. Es ist die lustigste Stadt auf der ganzen Welt, einfach anders. Wenn ich dort singe, kommt meine ganze Familie, das macht mich sehr nervös. Ich hoffe, dass der FC dauerhaft in der Bundesliga bleibt. Das wäre auch gut für die Stimmung meines Freundes Heiner Lauterbach, der schaut jedes Spiel.