Urlaubsgefühle im SupermarktFeinkost-König präsentiert Neues in Köln – „hätte ich mir nicht träumen lassen“

Vincenzo Andronaco in seinem Kölner Markt.

Vincenzo Andronaco steht in seinem „Grande Mercato“ in Köln-Ossendorf. Dort gibt es rund 1900 verschiedene italienische Weine.

Vor 42 Jahren eröffnete Vincenzo Andronaco sein erstes Geschäft. Inzwischen hat der Italiener ein Imperium aufgebaut und betreibt auch in Köln einen großen Handel. Nun geht er den nächsten Schritt.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Seine Lebensgeschichte bietet Stoff für einen Film. Im Januar 1970 kam der damals 18-jährige Vincenzo Andronaco aus dem Dorf Ali Superiore, 33 Kilometer südlich von Messina in Sizilien, in den Morgenstunden mit dem Zug in Hamburg an. An der Elbe fiel Schnee, der Neuankömmling trug Mokassins, ein Poloshirt und ein leichtes Sakko.

„Ich hatte kein Geld bei mir, meine Eltern sind auch nicht mitgekommen und waren traurig, weil ich einfach abgehauen bin. Aber damals hieß es, Hamburg sei das Tor zur Welt“, sagt der inzwischen 74-Jährige. „Ich wollte meine Familie glücklich machen. Ich hatte mir geschworen, dass ich erst wieder zurückkomme, wenn ich was Eigenes auf die Beine gestellt habe.“

Vincenzo Andronaco kam 1970 allein und ohne Geld nach Deutschland

Anfangs arbeitete er auf dem Bau, um zu überleben. Mit Akkordarbeit und Überstunden sparte er sich einiges an. Von einem Bekannten hörte er von einem kleinen leerstehenden Laden direkt am Barmbeker Bahnhof. 1983 begann dort mit dem Verkauf von Gemüse und Obst sein Schritt in die Selbständigkeit. Vier Jahre später mietete er einen Stand auf dem Großmarkt. „Ich war der einzige Italiener dort – sonst gab es nur Deutsche und Türken.“

Alles zum Thema Giovanni Zarrella

2000 wagte er den nächsten Schritt, indem er im Hamburger Gewerbegebiet eine alte Fabrikhalle mietete und von dort Weine und italienische Köstlichkeiten, die er zum größten Teil aus seiner Heimat bezog, verkaufte. Es war der Start des Andronaco-Imperiums.

Inzwischen beschäftigt der „Chef“, wie ihn alle nennen, 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, betreibt neun Märkte und kommt auf einen Jahresumsatz von über 70 Millionen Euro. 2005 expandierte der Italiener auch nach Köln. Anfangs war er nur Anlaufstelle für Handel und Gastronomie, seit 2010 betreibt er in Ossendorf einen Markt für alle, der auch über ein eigenes Bistro verfügt – den „Grande Mercato“.

Dort präsentierte der Feinkost-König nun sein neuestes „Baby“. Influencer wie „Aripastaclub“ oder „Rosanostra“ schauten auch vorbei. Mit seiner Eigenmarke „Gran Selezione“ möchte der Sizilianer der Kundschaft ein Stück Italien direkt nach Hause bringen. Weine aus Venetien, Olivenöl aus Sizilien, traditionelle Pasta oder fruchtiger Limoncello – wer durch den Markt mit 9000 Produkten geht, fühlt sich direkt wie im Urlaub.

Vincenzo Andronaco an seiner Frischetheke im Markt.

Vincenzo Andronaco versteht sich als Botschafter italienischer Esskultur. Die große Frischetheke bietet eine enorme Auswahl.

„Dass eines Tages mein Name auf einer eigenen Produktlinie stehen würde, hätte ich mir damals nicht träumen lassen. Wir wollen Top-Qualität für jede Brieftasche bieten“, sagt Andronaco zu EXPRESS.de. „Die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und von denen wir die Produkte beziehen, kenne ich alle persönlich. Das ist keine Industrieware.“

Klasse statt Masse, ehrliches Handwerk, authentische Rezepte und regionale Vielfalt seien seine Leitmotive. „Unsere Produkte haben eine Seele und erzählen die Geschichte meiner Heimat.“ Während in vielen Supermärkten die Eigenmarke meist eher die günstige Linie ist, will der 74-Jährige den größten Genuss finden.

Blick auf die Regale mit Olivenöl im italienischen Markt.

Olivenöl, so weit das Auge reicht. Im Markt in Ossendorf sind rund 9000 verschiedene Produkte zu finden.

„Ich beziehe die Sachen oft von ganz kleinen Familienbetrieben, die sie seit Generationen herstellen, aber keine Ahnung von deutschen Gesetzen haben. Sie würden weiter nur vom Hof verkaufen, wenn wir die Waren nicht nach Deutschland bringen würden.“

Wenn der Geschäftsmann von seiner Leidenschaft spricht, leuchten seine Augen. Vor zehn Jahren hat er mit TV-Star Giovanni Zarrella (47) ausgewählte italienische Köstlichkeiten vor der Kamera zubereitet. „Danach wurde er erst richtig berühmt“, sagt er lachend.

Vincenzo Andronaco vor seinem Lieferwagen.

Ein Bild aus den Anfängen. Vincenzo Andronaco 1991 auf dem Hamburger Großmarkt.

Die Erfolgsgeschichte seiner Firma sei das Ergebnis von viel Fleiß und Engagement. „Ich bin meist morgens um 5.30 Uhr schon im Laden, sieben Tage die Woche.“ Jede Woche besucht er alle Filialen, um nach dem Rechten zu schauen und fährt dann 1000 Kilometer am Tag. Die angebotenen Produkte sucht er stets persönlich in Italien aus.

Ob eines Tages ein Familienmitglied das Imperium übernimmt, steht aber noch in den Sternen. „Ich mache den Job gerne und mit viel Liebe. Nur, weil das meine Träume sind, heißt es ja nicht, dass andere das auch so sehen. Ich habe einen guten Gaumen. Mir wird immer wieder gesagt, dass Produkte, die mir schmecken, auch gut laufen.“