Boris Becker hat die Pressekonferenz von Alexander Zverev, in der der Tennis-Profi mentale Probleme offenbarte, live gesehen. Er reagierte mit Tränen.
„Spielt für mich eine komische Rolle“Zverev-PK brachte Becker zum Weinen – harte Kritik am Bruder
Nach seinem Wimbledon-Aus offenbarte Alexander Zverev in einer denkwürdigen Pressekonferenz mentale Probleme. Boris Becker reagierte emotional auf die Aussagen des deutschen Tennis-Stars.
Becker hat nach eigenen Aussagen gleich nach der PK in Wimbledon Kontakt zu Zverev aufgenommen.
Becker kritisiert empathieloses Auftreten von Mischa Zverev
„Ich habe die Pressekonferenz live gesehen, und mir kamen die Tränen“, sagte Becker in seinem Podcast mit Andrea Petkovic: „Da hat sich ein Mensch geöffnet und gesagt, ich habe Probleme, ich habe mentale Probleme, helft mir.“ Erstmals, so Becker, „mache ich mir ein bisschen Sorgen um seine mentale Gesundheit.“
Zverev hatte nach seinem Erstrunden-Aus gegen den Franzosen Arthur Rinderknech gesagt, er fühle sich „im Moment im Allgemeinen ziemlich allein im Leben“. Es sei derzeit zudem „schwierig, außerhalb des Tennisplatzes Freude zu finden“.
Becker bezeichnete Zverev nun als seinen „sportlichen Ziehsohn, er hat seine Emotionen offengelegt, und ich fand es unglaublich traurig. Ich habe mich natürlich sofort bei ihm gemeldet und geguckt, ob alles so weit okay ist. Er hat mir die ‚Daumen hoch‘ gegeben. Er ist auf Ibiza und hat ein paar Tage seine Seele baumeln lassen. Er ist soweit in Ordnung.“
Zverev hatte zudem angekündigt, eine vierwöchige Turnierpause einzulegen, auch für Becker ist dies eine sinnvolle Maßnahme. „Mein Ratschlag wäre: Bitte, bitte, bitte, spiel kein Gstaad“, sagte er mit Blick auf das Turnier in der Schweiz, welches in der kommenden Woche beginnt und eigentlich mit Zverev stattfinden sollte: „Nimm deine Partnerin Sophia, miete dir ein Boot, fahr in die Ägäis, mach Inselhopping, aber bitte komm wieder menschlich zu dir, damit du wieder die Kraft hast auf dem Tennisplatz erfolgreich zu spielen. Tennis muss jetzt sekundär sein.“
In diesem Zusammenhang äußerte Becker auch Kritik an Mischa Zverev. „Der Bruder spielt für mich eine komische Rolle. Er war ein paar Minuten nach der Niederlage im TV-Studio und hat fast empathielos gesagt: ‚Er hat ein Match verloren, macht jetzt ein paar Tage Pause und dann steht Gstaad auf dem Plan‘“, so Becker.
Auch Mischa Zverevs Doppelrolle sieht Becker kritisch: „Mischa hat eine schwierige Rolle, ist von einem TV-Sender engagiert, um aus dem Nähkästchen zu plaudern. Aber er ist auch der Bruder und Manager. Er hat so viele Rollen. Ich weiß nicht, ob er da in einer guten Position ist.“ Der ältere der beiden Zverev-Brüder arbeitet in Wimbledon als Experte für Amazon Prime Video.
Die aktuelle Phase und der Umgang damit habe für Alexander Zverev vielleicht eine langfristige Bedeutung, glaubt Becker. „Tennis spielen kann er, er wird Turniere gewinnen und auch verlieren. Aber wie geht es ihm persönlich? Das ist ein ganz wichtiger Punkt für den Rest seines Lebens. Irgendwann wird seine Karriere vorbei sein, und sie wird bestimmt grandios gewesen sein. Aber wie geht es dir dann als Mensch, wo ist dein Anker?“ (are/sid)