Handball-Final-FourMagdeburg träumt trotz Doping-Chaos vom Titel – Köln bastelt am nächsten Märchen

Bennet Wiegert vom SC Magdeburg jubelt.

Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert zeigt am Samstag (13. April 2024) Emotionen beim Pokal-Halbfinale gegen die Füchse Berlin.

Beim Handball-Final-Four in der Lanxess-Arena hat sich Champions-League-Sieger SC Magdeburg im ersten Halbfinale gegen die Füchse Berlin durchgesetzt.

von Marcel Schwamborn (msw)

Der Held des Tages freute sich auf ein Buch, Abendessen und Schlaf. „Noch ist nichts passiert, wir müssen den Fokus behalten“, sagte Magdeburgs Torwart Sergey Hernandez. Mit 16 Paraden hatte er sein Team ins Handball-Pokal-Endspiel gezaubert.

Zum achten Mal steht der SC Magdeburg im Finale und hat nun beste Chancen, knapp ein Jahr nach dem Champions-League-Triumph den nächsten Titel im Handball-Hexenkessel Lanxess-Arena zu feiern. „Hier regiert der SCM“, skandierten die Fans. Das müssen die Magdeburger Spieler am Sonntag (15.35 Uhr) nun auch im Endspiel gegen die MT Melsungen beweisen.

SC Magdeburg: Sergey Hernandez mit vielen starken Paraden 

Im ersten Halbfinale beim Final Four um den DHB Pokal gewann die Truppe von Trainer Bennet Wiegert am Samstag (13. April 2024) mit 30:25 (14:10) gegen Bundesliga-Primus Füchse Berlin. Im zweiten Halbfinale am Abend zwischen Melsungen und Flensburg setzte sich der Bundesliga-Fünfte überraschend deutlich mit 33:28 durch.

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„Es ist ein Phänomen, dass wir schon wieder im Finale stehen“, sagte Wiegert. „Das geht seit drei, vier Saisons so, das ist doch eigentlich absurd. Was jetzt am meisten überwiegt, ist der Stolz auf das Team. Man hat ab der ersten Minute gesehen, wie bereit diese Mannschaft war. Wir haben Berlin auch in der hitzigen Schlussphase nicht das Momentum zurückgegeben.“

Sergey Hernandez vom SC Magdeburg jubelt.

Magdeburgs Torwart Sergey Hernandez zeigte zahlreiche erstklassige Paraden.

Gisli Kristjansson war mit acht Toren erfolgreichster Werfer bei Magdeburg. Bei den Füchsen war Lasse Andersson mit neun Treffern erfolgreichster Schütze. Durch den Erfolg steht Magdeburg zum dritten Mal in Serie im Pokalfinale, in den vergangenen beiden Jahren verlor der SCM aber jeweils. Klappt es nun mit dem dritten Pokalsieg der Vereinsgeschichte?

Die Suspendierung von Torwart Nikola Portner, der bei einer Kontrolle positiv auf Crystal Meth getestet worden war, hatte die Magdeburger Vorbereitung auf die große Handball-Party überschattet. Doch davon war in der Anfangsphase gar nichts zu sehen – im Gegenteil.

Final Four in der Lanxess-Arena.

Magdeburgs Magnus Saugstrup (l.) und Omar Ingi Magnusson (2.v.r.) kämpfen mit Berlins Mathias Gidsel (2.v.l.) und Lasse Andersson (M.) um den Ball.

Sergey Hernandez hexte stattdessen zwischen den Pfosten und sorgte mit seinen Paraden für einen 0:6-Horror-Start der Füchse. Nichts lief zusammen beim Bundesliga-Tabellenführer. Schon nach 8:36 Minuten nahm Füchse-Coach Jaron Siewert eine Auszeit. Erst nach 10:50 Minuten konnte sein Team das erste Tor erzielen.

„Der Start war verheerend für uns“, sagte Füchse-Vorstand Stefan Kretzschmar. „Magdeburg hat eindrucksvoll bewiesen, wozu sie in der Lage sind. Wenn du gegen sie eine Chance haben willst, musst du sie zum Nachdenken bringen“.

Magdeburgs Matthias Musche (l) wirft auf das Tor.

Das Final Four bot wieder erstklassigen Handballsport in der Lanxess-Arena. Hier zieht Magdeburgs Matthias Musche (l.) ab.

Doch wie spektakulär und schnell Handballsport ist, zeigte sich danach. Berlin biss sich in die Partie, hatte beim 10:9 sogar die Chance zwischenzeitlich wieder auszugleichen. Auch nach der Pause blieb es lange umkämpft. Beim 20:19 (43.) waren die Füchse wieder nah dran.

„Uns hat in der Phase die Kaltschnäuzigkeit gefehlt“, sagte Berlins Paul Drux. Magdeburg hatte immer die passende Antwort und sorgte am Ende für großen Füchse-Frust. „Wir hätten das Spiel kippen können. Aber da wir das Torwart-Duell eklatant verloren haben, wurde es schwer“, erkannte Trainer Siewert. „Sergey, Sergey“-Sprechchöre hallten für den überragenden Keeper durch die Halle.

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Die Pokal-Endrunde war von den Machern im Vorfeld zu Recht als „Super Bowl des Handballs“ angepriesen worden. 19.750 Fans erzeugten eine begeisternde Atmosphäre. Die Füchse-Fans hatten einheitliche grüne Shirts und grüne Hüte gewählt, Magdeburgs grün-rote Wand war stimmlich in der Überzahl. „Das war ein überragendes Handballspiel in der besten Handballhalle der Welt“, sagte Wiegert begeistert.

Der Handball-Wahnsinn in Köln hält weiter an. Am 8. und 9. Juni steigt wieder die Champions-League-Endrunde in der Lanxess-Arena. Doch hinter den Kulissen dreht sich alles schon um einen weiteren Höhepunkt. Am Freitag haben die Arena-Verantwortlichen die Bewerbung zur Heim-WM 2027 abgeschickt.

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Nachdem Deutschland für die 30. Titelkämpfe den Zuschlag bekommen hat, geht nun der Kampf der Ausrichterstädte los. Stuttgart, Hannover, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München, Mannheim – viele Städte bringen sich in Stellung.

Lanxess-Arena kämpft um Zuschlag bei der WM 2027

„Wir gehen natürlich, gerade nach den Erlebnissen bei der EM im Januar, mit breiter Brust in das Rennen“, sagt Arena-Sprecher Tomasz Grenke zu EXPRESS.de. Köln träumt von Haupt- und Endrundenspielen im „Henkelmännchen“. Aber die Konkurrenz hält dagegen. Düsseldorf will beispielsweise im Fußballstadion durch eine Zusatztribüne Höhe der Mittellinie einen Kessel für 35.000 Menschen errichten.

Im Sommer soll die Entscheidung fallen. Das Kölner Team ist zuversichtlich, wieder eine entscheidende Ausrichterrolle beim Turnier spielen zu können. Sollte die WM tatsächlich Mitte Januar 2027 aufschlagen, müsste wie in diesem Jahr erneut die „Lachende Kölnarena“ ein paar Wochen pausieren.