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Sportschau war gesternWUMMS: So verfolgt die Jugend die Bundesliga heute

Wumms Freddy Radeke und Jakob Leube

Die Gesichter des Sport-Satire-Portals Wumms Freddy Radeke (r.) und Jakob Leube.

von Christopher Hostert (cho)

Köln – Die Welt der Sport-Berichterstattung und –Unterhaltung beschränkt sich längst nicht mehr auf Kult-Sendungen wie die „Sportschau“ oder klassische Pay-TV-Sender wie Sky. In den vergangenen Jahren sind einige Portale emporgeschossen, die sich gerade an die jüngere Zielgruppe richten. Eines dieser Angebote ist das Sport-Satire-Portal Wumms.

EXPRESS sprach mit zwei Verantwortlichen über die Entstehung, prominente Fans des Formats, die Zukunft in Zeiten der Corona-Krise und natürlich auch über den längst fälligen Song über den 1. FC Köln.

Wumms: Das steckt hinter den lustigen Videos

Wumms ist eine Zusammenarbeit vom NDR und Radio Bremen und präsentiert auf dem eigenen YouTube-Channel kreative ein- bis zweiminütige Songs über Vereine und Spieler, in denen diese kreativ aufs Korn genommen werden. Zusätzlich werden die Follower auf Facebook, Instagram und TikTok mit Hilfe von Memes, Grafiken und gewitzten Sprüchen nicht nur unterhalten, sondern auch über Neuigkeiten informiert.

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Wumms sei schon damals „mit der groben Richtung Sport-Satire“ und dem Grundgedanke Fußball und Humor unter einen Hut zu bringen gestartet, erklärt Jean-Luc Pignon (26), neben Maximilian Kamp und Jens Barkhorn einer der Macher des Formats. Zudem versuche man „immer aus der Sicht der Fans zu produzieren“ und sich dementsprechend zu fragen, „ was interessiert den Fan und nicht was interessiert den Fußball-Verein. Wir haben für uns gesagt: Wir sind unparteiisch, aber nicht ausgewogen. Das ist quasi Teil unseres Markenkerns.”, erklärt Pignon.

Und dieser Ansatz macht sich bezahlt. Ihr erfolgreichstes Video, der „Ramos-Song“, mit dem Wumms 2018 den Durchbrach schaffte, hat auf YouTube mittlerweile unglaubliche 36 Millionen Aufrufe. Und auch viele weitere Werke, die in etwa 1,5 Wochen Zeit von Idee bis Umsetzung in Anspruch nehmen sollen, haben die Millionen-Marke längst geknackt. 

Produziert werden die Songs von Dennis Kaupp (47) und Jesko Friedrich (46), die auch für das ARD-Format extra 3 arbeiten. Die bekanntesten Gesichter von Wumms dürften jedoch Freddy Radeke (38) und Jakob Leube (35) sein, die in den Videos meist die Hauptrollen übernehmen. Startete man das Projekt Wumms noch mit vier, fünf Mitarbeitern, sollen aktuell ungefähr 20 Personen am Format arbeiten.

Wumms: Sportschau-Ersatz für die junge Generation?

Zum Vergleich mit der Sportschau und zur eigenen Herangehensweise erklärt Dominque Ziesemer (51), verantwortlicher Redakteur des NDR und neben Andreas Neumann von Radio Bremen eine Art „Chef“ von Wumms: „Der Ansatz bei der Sportschau ist natürlich nochmal deutlich nachrichtlicher, wir blicken mehr auf die „Special Effects” eines Spiels.“

„Den Anspruch den wir haben ist, dass die Leute über uns von Neuigkeiten im Sport erfahren und das auf eine amüsante Art und Weise. Und sich dann vielleicht noch dreimal mehr Infos bei der Sportschau holen, aber im Prinzip die Info bei uns schon bekommen und das im besten Fall noch mit ihren Kumpels teilen”, führt Ziesemer weiter aus.

Trotzdem ist sich Ziesemer sicher: „Das lineare Fernsehen wird weiter eine große Verankerung haben, aber es gibt eine weitere Spielform und die wird immer größer. Und je jünger die Leute werden, desto mehr werden sie auch diese Spielform nutzen. Aber die Dominanz eines Mediums wird immer kleiner werden.”

WUMMS: Sehr junge Zielgruppe

Wumms ist Teil des 2016 an den Start gegangenen Online Medien-Angebots des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks Namens „Funk.“ Mit den Formaten des Angebots möchten ARD und ZDF vor allem die junge Zielgruppe zwischen 14 und 29 Jahren wieder erreichen.

Und genau so sieht es auch bei Wumms aus. Gerade bei YouTube sei das Publikum sehr jung, da gehe es bereits ab acht Jahren los. „Da bist du als NDR-Mitarbeiter natürlich fix und fertig, aber auch glücklich, weil das ist ja so eine (Alters-)Gruppe, die wir schon fast verloren haben. Und damit können wir sie dann tatsächlich doch noch erreichen”, gibt Ziesemer zu.

Wumms: Eigene Serie behandelt erste Themen

Gerade die eigene Serie „Monsters of Kreisklasse“ spreche „wirklich die ganz jungen an, das hatten wir so vorher nie so”, erklärt Pignon. In der Serie zeige das Format, dass sie nicht „nur Quark und Klamauk machen“, sondern auch ernste Themen behandeln.

Mit dem Video „Monsters of Kreisklasse: Religionen“ räumte Wumms sogar den Civis Medienpreis 2019 in der Kategorie „Civis Digital Special Fußball und Integration“ ab. Auch die heißdiskutierte Umwelt-Problematik haben sie in einem Video behandelt. „Also manchmal gehen wir da auch an Themen ran, die etwas härter sind. Das lässt sich da aber natürlich super verpacken“, erklärt Ziesemer.

Wumms wolle zudem „zeigen, dass wir öffentlich-rechtlich und von Beiträgen finanziert sind und das Geld nicht nur in Content für über 70-Jährige fließt, sondern eben auch in so einen „geilen Scheiß“.“

Waldschmidt, Kroos, Götze: Wumms erreicht auch die Profis

Da ein Großteil der Fußballer „viel Zeit auf Instagram, Twitter und Co.“ verbringe, gebe es auch immer wieder Interaktion mit Profis. So habe man erst kürzlich Kontakt mit Nationalspieler Luca Waldschmidt (23) gehabt und auch Union-Star Felix Kroos (29) sei ein Fan und habe bereits für Wumms einen Bundesliga-Spieltag getippt. Der gebürtige Neusser und heutige Frankfurt-Profi Danny da Costa (26) wurde sogar mit dem selbst erschaffenen Wumms-Preis ausgezeichnet.

Auch Mario Götze (27) habe ironischerweise gerade während der WM 2018, bei der er überraschend nicht im Kader stand, die Instagram-Storys und Beiträge gesehen, verrät Pignon. HSV-Keeper Julian Pollersbeck (25) habe einen Beitrag, in dem er aufs Korn genommen wurde, sogar selbst gelikt und kommentiert.

Trotzdem merken die Macher „oft, dass die Leute tatsächlich ganz viel von uns kennen, es aber nicht unbedingt mit unserem Namen verbinden. Auch daran arbeiten wir. “ Der Kontakt zu den Profis sei aber immer da.

1.FC Köln: Noch gibt es keinen WUMMS-Song

„Alles was eine große Fan-Base hat, bedeutet auch immer eine höhere Resonanz. Insofern steht der FC bei uns ganz oben auf der Liste, aber wir haben tatsächlich noch keine größere Geschichte gemacht“, erklärt Ziesemer. Bislang gebe es lediglich die Kategorie „Was Fans niemals sagen würden“ vom 1.FC Köln. Einen eigenen Song, wie es ihn zum BVB oder HSV gibt, wurde dem FC noch nicht gewidmet.

„Wir hatten aber schon sehr, sehr viele Postings zum FC, vor allem bei der ganzen Modeste-Geschichte”, ergänzt Pignon. Als der FC noch in der 2. Bundesliga kickte, soll es aber bereits Kontakt zum Verein und zum Pressesprecher gegeben haben, da Wumms gerne etwas mit dem Verein selbst gemacht hätte.

Grundsätzlich habe der Verein auch Bereitschaft für eine Zusammenarbeit gezeigt, der Zeitpunkt sei jedoch aufgrund der noch nicht gesicherten Rückkehr in die Bundesliga ungünstig gewesen. Danach hätten beide Seiten das Projekt etwas aus den Augen verloren. „Die werden sicherlich auch mal einen Song bekommen, solange müssen sie noch zittern”, verrät Ziesemer abschließend zum FC.

Wumms: So sieht die Zukunft aus

Auch wenn es bereits einzelne Auftritte im TV gab, sei ein Einzelformat derzeit nicht geplant, da „die Zielgruppen der beiden Format-Ebenen dann schon so unterschiedlich sind, dass das schon schwierig ist“, erklärt Wumms-„Chef“ Ziesemer. Trotzdem sei für die verschobene EM eine größere Zusammenarbeit geplant gewesen, in der sich das Format im linearen Fernsehen ausprobieren wollte.

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Zudem träume Wumms „immer noch so ein bisschen davon, irgendwann mal auf Tour gehen zu können, mit unserem ganzen Zeug, unseren Gags und so weiter. Arbeiten wir zumindest dran.” Allgemein sei es aber schwierig Vorhersagen zu treffen, da es selbst beim Ramos-Song „arschknapp“ gewesen sei, „dass wir es möglicherweise nicht gemacht hätten und vielleicht würden wir dann nie dieses Interview führen”, gibt Ziesemer zu.

Wumms während Corona: Wie geht Sport-Satire ohne Sport?

„Wir arbeiten ehrlich gesagt bisher so weiter wie gehabt, die digitale Welt ist ja weiterhin geöffnet“, erklärt Ziesemer. „Und selten gab es so ein Bedürfnis nach Zerstreuung. Ich bin sicher, unsere Follower sind froh, dass wir Ihnen weiter Stoff liefern, auch wenn das natürlich zunehmend schwieriger wird, wenn die Sportwelt so daniederliegt. Aber es gibt neue Sachen. So posten die Spieler der Bundesliga und der anderen Ligen so viel Unsinn wie selten zuvor“, führt der Wumms-„Chef“ weiter aus.

Zudem veröffentlichte das Portal auf YouTube nicht nur einen Corona-Song und ein Video, das sich mit Fans in Quarantäne auseinandersetzt, sondern zockte auch die laufende Champions-League-Saison auf der Playstation weiter.

Trotzdem dürfte auch Wumms, ähnlich wie alle Fußball-Fans, froh sein, wenn der Ball irgendwann wieder rollt und alle die Corona-Krise gut überstanden haben.