Erster EM-DämpferFlicks Truppe wird von Belgien vorgeführt – Aufholjagd kam zu spät

Deutschland - Belgien, Rhein-Energie-Stadion: Deutschlands Serge Gnabry (M) kommt gegen Belgiens Arthur Theate zum Torschuss.

28. März 2023: Deutschlands Serge Gnabry (M) kommt gegen Belgiens Arthur Theate zum Torschuss beim Länderspiel in Köln.

Ernüchterung statt EM-Euphorie: Die deutsche Nationalmannschaft unterliegt starken Belgiern, Lothar Matthäus sieht einen „Zweiklassenunterschied“.

Deutschland geht in der Regenschlacht von Köln mit 2:3 gegen Belgien baden. Die Mannschaft von Hansi Flick (58) versuchte am Dienstag (28. März 2023) bis zur letzten Sekunde noch alles, um den Ausgleich zu erzielen, doch am Ende stand vor 42.910 Fans eine ernüchternde Pleite.

Damit erlebt Deutschland 15 Monate vor der Heim-EM den nächsten Stimmungsdämpfer. Das Aufbäumen der Mannschaft macht Mut, es gibt aber noch richtig viel zu tun.

Vor dem Anpfiff wurden bei der inszenierten Choreografie noch große Töne gespuckt: „Wille führt zu Erfolg. Auf geht's zum neuen Sommermärchen 2024“ stand tatsächlich an der Südkurve. Doch nach 20 Minuten hätte es eigentlich schon 0:4 stehen müssen.

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Hansi Flicks Truppe wurde vorgeführt wie schon lange nicht mehr. Gleich beim ersten Angriff der Belgier bekam Marius Wolf von Yannick Carrasco die erste Lektion erteilt. Vor den Augen seines BVB-Trainers Edin Terzic ließ sich der DFB-Neuling übel austanzen (6.).

DFB-Team zunächst völlig von der Rolle gegen Belgien

Drei Minuten später der nächste kollektive deutsche Defensiv-Aussetzer. Kevin de Bruyne konnte wieder ungestört aufdrehen und einen glänzenden Pass spielen. David Raum pennte bei der Abseitsfalle, Romelu Lukaku bedankte sich und vollendete zum 0:2. Dodi Lukebakio ließ anschließend eine Konterchance liegen, Lukaku traf nur die Latte.

Der Bundestrainer setzte ein erstes (fragwürdiges) Zeichen. Er nahm den 19-jährigen Florian Wirtz vom Feld, zudem den verletzten Leon Goretzka. Für ihn brachte Emre Can wenigstens Körperlichkeit ins Spiel. Mit dem BVB-Profi wurde der Untergang gestoppt. Zudem stand das Team dann im 4:3:3-System stabiler.

Nach Lukakus Handspiel schnappte sich diesmal nach dem Havertz-Fehlschuss von Mainz Niclas Füllkrug den Ball. Eiskalt verwandelte er den Strafstoß zum 1:2 (44.) – sechstes Tor im sechsten Länderspiel.

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus war zur Pause entsetzt. „Das war nicht ein Klassenunterschied, das waren zwei Klassen. Deutschland hat nur zugeschaut, wie die Belgier spielen. Die Mannschaft war die ersten zehn Minuten gar nicht im Spiel. Es ging alles viel zu schnell für die Deutschen“, sagte er bei RTL.

Und nach dem Spiel legte er nach: „Das war in den ersten 35 Minuten das schlechteste, was ich in meiner langen Laufbahn gesehen habe. Aber dann sind sie aufgewacht. Da kann man draus lernen. Nach der Pause hat die Mannschaft wieder an sich geglaubt.“

Zum Defensiv-Chaos bei den Gegentoren merkte er an: „Raum hebt das Abseits auf, da muss man mitdenken und rauslaufen. Wolf läuft einfach nur durch, verteidigt gar nicht. Es fängt aber woanders an: Der Zugriff im Mittelfeld, das aggressive Anlaufen und Gegenpressing, das hat alles gar nicht stattgefunden in den ersten 35 Minuten.“

Doch die DFB-Elf ackerte sich zurück, drängte auf den Ausgleich und wurde dann von Kevin de Bruyne bitter mit dem 1:3 bestraft (78.). Doch nachem Serge Gnabry den Ball zum 2:3 über die Linie gebracht hatte (87.), startete die Schluss-Offensive.

Selbst Keeper Marc-André ter Stegen rannte mit nach vorne, es reichte dennoch nicht. Die Reaktion der Gastgeber hat gestimmt, die Anfangsphase aber ganz und gar nicht.

Bundestrainer Flick meinte: „Zunächst wurden wir gnadenlos ausgespielt durch Konter, dann haben wir umgestellt und es kam Stabilität rein.“