Kuriose Karriere begann am PCErfolgs-Coach beschert Klub satte Geldstrafe in jedem Spiel

Trainer Will Still von Stade Reims klatscht mit seinen Spielern ab.

Mittendrin statt nur dabei: Will Still, hier am 29. Dezember 2022 lebt als Trainer von Stade Reims seinen Traum. Obwohl er seinen Klub Spiel für Spiel eine satte Strafe kostet, schreibt er in Frankreich eine irre Erfolgsgeschichte.

Als Computer-Zocker jubelte er einst in virtuellen Managerspielen, jetzt ist der Belgier Will Still auch in der echten Welt als Trainer erfolgreich. An Kuriositäten mangelt es der noch jungen Laufbahn als Coach nicht.

Er ist erst 30 Jahre alt, doch die Vita von Will Still bietet schon jetzt deutlich mehr Kuriositäten als bei vielen deutlich älteren Trainer-Kollegen. Und weil der Belgier in der französischen Ligue 1 aktuell auf der Erfolgs-Welle reitet, gerät sein kurioser Karriere-Weg immer stärker in den Fokus.

Denn klar ist: Still ist das gelungen, wovon Fans weltweit träumen. Einst schlüpfte er am heimischen Computer in die Rolle eines Fußball-Managers und Trainers, heute führt er Spieler im echten Leben von Sieg zu Sieg. Seine Vorgeschichte macht ihn zum Laptop-Trainer schlechthin.

Will Still schreibt Erfolgsgeschichte in Frankreich

Seit Mitte Oktober steht er beim französischen Erstligisten Stade Reims an der Seitenlinie, ist dort in 13 Pflichtspielen noch ungeschlagen und hat seine Mannschaft aus dem Tabellenkeller geführt. Das Rüstzeug für den Job als Erfolgs-Trainer holte er sich einst gemeinsam mit seinem Bruder am PC, wo beide nächtelang über Aufstellungen, Taktiken und Transfers brüteten.

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Nachdem er inzwischen im Profi-Zirkus Fuß gefasst habe, erstaune ihn mit Blick auf seine Erfahrungen beim „Football Manager“ vor allem, dass das Spiel „eigentlich so realistisch“ sei. Dass er vor dem Bildschirm gerne mal die Zeit vergaß und bis vier Uhr nachts zockte, macht sich jetzt offenbar auch auf dem echten Trainingsplatz bezahlt.

Seinem Klub ist das eine ganze Stange Geld wert: Weil Still noch nicht die nötige Uefa-Pro-Lizenz besitzt, muss Stade Reims für jeden Einsatz satte 25.000 Euro Strafe blechen. Viel Kohle, die sich bislang aber voll auszahlt. Immerhin: Seit Januar büffelt der Coach für sein Diplom, zur neuen Saison würde der Lehrlings-Status dem Klub gemäß der Verbands-Statuten daher auch die regelmäßige Geldbuße ersparen.

Will Still hält Bestmarken in der Heimat

Dass Still auch ohne Theorie zu den Spielern durchdringt, beweisen nicht nur die Ergebnisse. „Er hat uns eine positive Dynamik eingehaucht. Wir spielen ohne Druck, haben alle zusammen Spaß und funktionieren gut“, lobt Offensiv-Mann Alexis Flips. Von den Qualitäten des Reims-Trainers soll jetzt auch ein Streichkandidat aus der Bundesliga profitieren: Flügelstürmer Myziane Maolida (23).

Er war am Deadline Day von Hertha BSC in seine französische Heimat verliehen worden, will nach nur 100 Liga-Minuten in Berlin jetzt wieder neu angreifen. Ein Szenario, das Still bei virtuellen Trainer-Stationen wohl schon dutzende Male erfolgreich gemeistert hat. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

In Belgien hält Still gleich zwei Rekorde: Mit 24 Jahren wurde er bei Lierse SK zum jüngsten Zweitliga-Coach, vier Jahre später holte er sich die Bestmarke mit 28 dann auch im Oberhaus bei Germinal Beerschot. In Reims wurde er vom Co-Trainer zunächst als Interims-Lösung befördert, sicherte sich nach fünf Spielen ohne Niederlage den dauerhaften Posten als Cheftrainer.

Will Still ein Kandidat für größere Klubs?

Begonnen hatte Still 2011 in der U18 des damaligen englischen Drittligisten Preston North End als Co-Trainer, später arbeitete er in der Heimat für verschiedene Klubs als Videoanalyst und Scout. In Lierse stieg er 2017 nach nur drei Monaten zum Co-Trainer auf, übernahm weitere drei Monate später als Chefcoach.

In Reims ist Still nun heiß auf weitere Siege und Bestmarken, dürfte sich aber schon jetzt in die Notizbücher anderer Klubs gearbeitet haben. Spätestens mit Erhalt der nötigen UEFA-Lizenz stehen dem Belgier dann alle Türen offen, den Trainer-Traum auch auf allerhöchstem Niveau leben zu dürfen. (bc)