Kommentar zu abartigen AuswüchsenFrauen gleich bezahlen, Jugend fördern: DFB muss sehr viel ändern

A-Jugend-Spiel um den Aufstieg in die Bezirksliga: DJK Südwest gegen den SV Rheidt.

A-Jugendspiel am 19. Juni 2022 in Köln: Der SV Rheidt sicherte sich durch ein 3:1 bei DJK Südwest Köln den Aufstieg in die Bezirksliga. Der Jugendfußball in Deutschland könnte von den Profis besser unterstützt werden.

Exorbitante Gehälter und Ablösesummen im Männerfußball, ungleiche Bezahlung bei Frauen- und Männer-Nationalmannschaften – im Fußball-Geschäft läuft einiges schief. Ein Kommentar.

von Uwe Bödeker (ubo)

Was man so liest und hört, macht sprachlos: 300 Millionen Euro Handgeld für Kylian Mbappé (23), damit er seinen Vertrag bei Paris Saint-Germain verlängert, in der Premier League verdienen Spieler wie Erling Haaland (21, Manchester City) bis zu 600.000 Euro pro Woche. Für viele Fans ist das nicht mehr zu verstehen.

Und dann ist da noch die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen seitens des DFB, wenn es um Prämien geht. Im Fußball-Geschäft muss sich dringend etwas ändern. Ansätze gibt es genug, ein Kommentar:

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (54) hat es vor der anstehenden Frauenfußball-EM (ab 6. Juli 2022 in England) auf den Punkt gebracht und vielen Fans aus der Seele gesprochen: „Was im Männerfußball passiert, ist einfach überdimensioniert. Das sind Bereiche, die der normale Fan nicht mehr nachvollziehen kann.“

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Verbände müssen Männer und Frauen gleich bezahlen

Dabei geht es hauptsächlich um die unfassbaren Summen, die männliche Fußball-Profis mittlerweile kosten und verdienen. Auf Vereinsebene kann man Frauen und Männer natürlich nicht miteinander vergleichen. Die Gehälter und Ablösesummen resultieren aus der Nachfrage. Im Männerfußball werden Milliarden erwirtschaftet: Die Stadien sind voll, TV-Abos werden millionenfach verkauft, Trikots ebenfalls.

Das ist im Frauenfußball bei weitem nicht so. Logisch, dass eine Bundesligaspielerin nicht 20 Millionen Euro im Jahr verdienen kann, wenn bei ihren Heimspielen nur 500 zahlende Zuschauerinnen und Zuschauer dabei sind.

Doch wenn es um Verbandsprämien geht, MÜSSEN Männer und Frauen auch in Deutschland endlich gleich behandelt werden. Länder wie Spanien, Brasilien, England, Norwegen, Dänemark und USA machen dies schon vor. Der DFB ist ein gemeinnütziger Verein, da darf es keine Diskriminierung geben.

Bei einem EM-Sieg gäbe es für Männer in Deutschland 400.000 Euro pro Kopf, die Frauen würden mit 60.000 Euro abgespeist. Die ungleiche Bezahlung ist völlig unakzeptabel. Im DFB waren 2021 übrigens rund 4,2 Millionen männliche und 820.000 weibliche Mitglieder aktiv. Der Anteil der Frauen im DFB wächst dabei stetig an.

Wenn der Fußball in Deutschland seine Akzeptanz bei den Fans behalten (oder zurückgewinnen) will, müssen vom DFB dringend andere Wege beschritten werden. Dabei spielt die Verteilung der Einnahmen eine entscheidende Rolle.

Bundesligisten reißen Talente aus den Dorfvereinen

Ein Ansatz betrifft den Jugendfußball und die jetzt schon abartigen Auswüchse: Die Profi-Vereine machen seit Jahren intensiv Jagd auf die kleinen Talente in den Dorfklubs. Da werden 9-jährige Kinder angesprochen und den Eltern werden Flausen in den Kopf gesetzt, dass ihr Junge schon jetzt unter Profi-Bedingungen eine perfekte Ausbildung genießen könnte.

Die Realität sieht dann oft so aus: Die Kinder werden aus ihrem Freundeskreis gerissen, müssen mehrmals wöchentlich stundenlang im Bus zum Leistungsstützpunkt und zurück gefahren werden – und verlieren schnell den Spaß am Fußball.

Wie wäre es stattdessen damit? Die deutschen Profi-Vereine müssen einen Teil der erwirtschaften Transfererlöse, sagen wir mal zehn Prozent, an 50 Vereine in der Region ausschütten. Die Dorfvereine müssten dann mit dem Geld gut ausgebildete Jugendtrainerinnen und -trainer einstellen. So können Talente im perfekten (heimischen) Umfeld entwickelt und gefördert werden.

Transfer-Millionen: Dorfvereine sollten stärker profitieren

Das käme übrigens dem Frauenfußball genauso zugute wie dem Männerbereich. Transfers zu einem Bundesligaklub sollten zudem erst ab einem Alter von 15 Jahren erlaubt werden, es sei denn jemand beginnt schon in der U7 bei einem Klub, beispielsweise beim 1. FC Köln. Dafür müsste er im Umfeld der Stadt von beispielsweise zehn oder 15 Kilometern wohnen.

Ein weiterer wichtiger Effekt: In der Region würden sich viel mehr Menschen und Vereine freuen, wenn ein Bundesligist hohe Transfersummen für einen Spieler erwirtschaften würde. Denn sie würden auch daran partizipieren.

Aktuell gibt es für kleinere Vereine zwar eine Ausbildungsentschädigung, wenn ein Talent als Profi durchstartet, doch die ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein im kranken System. Keine Frage: Im Fußballgeschäft muss sich dringend etwas ändern, damit die Begeisterung für diese tolle Sportart nicht verloren geht.