Nach der WM-Blamage sorgt sich die Frauen-Bundesliga um die Fortsetzung des Booms. Neue Stars, ein spannender Meisterkampf und ein neues TV-Konzept sollen helfen.
WM-Flop und TV-ÄnderungFrauen-Bundesliga vor schwerer Saison – ist der Boom vorbei?
Beeindruckender Zuschauerrekord, sehenswerte Highlightspiele - aber dann die Schmach der Nationalmannschaft: Nach einer Saison des immensen Wachstums muss die Frauen-Bundesliga nun die Scherben des WM-Desasters aufkehren.
Folgt dem kurzen Boom also in der am Freitag startenden 34. Spielzeit schon wieder die Vollbremsung? Trotz schwieriger Vorzeichen sprühen die meisten Verantwortlichen vor Optimismus - der positive Trend soll sich fortsetzen.
Bayern-Coach: „Schlagloch in der Straße“
„Ich glaube nicht, dass sich durch die enttäuschende WM etwas ändert an der Entwicklung“, sagte Bayern-Trainer Alexander Straus (47): „Dieser Zug hat den Bahnhof verlassen und Fahrt aufgenommen. Ich glaube ganz fest daran, dass ein Schlagloch in der Straße, nicht die komplette Bewegung nach vorne abbremst.“ Sie sei „zuversichtlich, dass wir in der Spur bleiben“, betonte auch DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch: „Die Fans werden zurückkommen.“
Ganz so euphorisch gehen aber nicht alle in die am Freitag (18.15 Uhr/ZDF, DAZN und MagentaSport) mit dem Gastspiel von Bayern München beim SC Freiburg vor mehr als 10.000 Zuschauern beginnende Spielzeit. Es könne passieren, dass die EM-Euphorie „etwas gebremst wird“, so Torhüterin Almuth Schult (32) im Magazin 11Freunde. Eine „deutlich erfolgreichere WM hätte sicherlich nicht geschadet“, sagte auch Ralf Zwanziger als Frauenfußball-Verantwortlicher der TSG Hoffenheim: „Man spürt halt keinen Schub.“
Den könnte es stattdessen durch neue Stars und neue Klubs wie die Aufsteiger 1. FC Nürnberg und RB Leipzig geben. Titelverteidiger Bayern holte mit der dänischen Angreiferin Pernille Harder (30) und der schwedischen Verteidigerin Magdalena Eriksson (30) gleich zwei internationale Topstars vom FC Chelsea. Kein Wunder also, dass die Mehrheit der Trainerinnen und Trainer die Münchnerinnen in der Favoritenrolle sieht. Nicht wenige davon erwarten aber einen erneut engen Zweikampf mit Pokalsieger VfL Wolfsburg.
„Es gibt auch großartige Teams dahinter mit Frankfurt, Hoffenheim - und auch Leverkusen ist im Kommen“, warnte Straus: „Die Qualität der Liga wächst die ganze Zeit, es wird härter als letztes Jahr.“ Wolfsburg-Coach Tommy Stroot (34) sprach etwas mutiger von der „klaren Zielsetzung, deutscher Meister zu werden“. Seine Kapitänin Alexandra Popp (32) rief gar alle „drei Titel“ als Mission für die neue Spielzeit aus.
TV-Änderung für Spielerinnen schwer umsetzbar
Sie sei allerdings „kein Freund“ des neuen Spielplans mit Montagsspielen, „weil unsere Liga immer noch keine Profi-Liga ist und Spielerinnen zum Teil auch noch arbeiten oder zur Schule gehen. Für die wird es schwer“, erklärte die Angreiferin.
Die Montagabendspiele bei Sport1 sind Teil des neuen TV-Konzepts. DAZN ist neben MagentaSport die neue Hauptheimat der Frauen-Bundesliga, beide Plattformen übertragen alle Spiele. Dazu laufen zehn Livespiele bei ARD und ZDF.
„Die Abdeckung bietet sehr große Chancen, die Reichweiten deutlich zu steigern“, frohlockte Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb beim DFB. Die TV-Einnahmen erhöhen sich laut Verband im Vergleich zur abgelaufenen Rechteperiode um das 16-Fache und liegen jetzt bei jährlich 5,17 Millionen Euro brutto. Es gibt also durchaus Hoffnungsschimmer gegen den WM-Blues. (sid)