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Interview mit Fortunas Star-StürmerGinczek verrät: Hier möchte ich meine Karriere beenden

Daniel Ginczek jubelt nach seinem Tor zum 1:0 gegen den FC Ingolstadt am 6. März 2022.

Daniel Ginczek jubelt nach seinem Tor zum 1:0 gegen den FC Ingolstadt am 6. März 2022.

Im EXPRESS.de-Interview verrät Daniel Ginczek, wie er seine Frau vom Wechsel nach Düsseldorf überzeugte und wann er mit Fortuna aufsteigen will.

von Patrick Scherer ()

Daniel Ginczek (30) hat alles erlebt im Profigeschäft: Abstiegskampf, Champions League und schwere Verletzungen. Seit Januar ist er bei Fortuna Düsseldorf, hat bis 2024 unterschrieben. Im ersten Teil des großen Exklusiv-Interviews erklärt der Stürmer, was er mit seinem neuen Klub vorhat und warum er nach der Karriere Düsseldorf treu bleibt.

Herr Ginczek, Sie haben sich vor Jahren eine Wohnung in Flingern gekauft. Warum denn Düsseldorf?

Daniel Ginczek: Es ist unsere Wahlheimat. Meine Frau hat hier studiert, als wir uns kennengelernt haben. Damals habe ich bei St. Pauli gespielt, wir sind gependelt. Meine Frau kommt aus Remscheid, ich aus dem Sauerland. Was liegt dazwischen? Unna, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen. Da wollten wir nicht zwingend hin. Und dann haben wir gesagt: Düsseldorf ist unser Ding. Wir lieben die Stadt sehr. Und von hier ist es auch nicht so weit zu unseren Familien. Jetzt haben wir ein Grundstück in der Nähe gekauft und fangen bald an zu bauen.

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Sie sind 30. Das klingt eher noch nicht nach baldigem Karriereende. Ist Fortuna dann Ihre letzte Station?

Ginczek: Ich will Stand jetzt nirgendwo anders mehr hin. Klar: Im Fußball weiß man nie, aber von mir aus beende ich bei Fortuna meine Karriere. Wann das sein wird, weiß ich nicht. Ich will so lange spielen, wie es der Körper hergibt. Chris Weber (Sportdirektor, Anm. d. Red.) hat schon aus Spaß gesagt: ,Wenn du in der letzten Saison 15 Tore schießt, verlängern wir mit dir noch mal um drei Jahre.’ (lacht) Ich habe wirklich schon länger Sympathien für Fortuna. Im Winter waren auch zwei andere Klubs hinter mir her. Ich habe am Tisch mit meiner Frau gesessen und nach ihrer ehrlichen Meinung gefragt: ,Was soll ich machen?’ Sie hat dann einen anderen Klub genannt. Ich: ,Ne, ich mach Düsseldorf!’ Und jetzt ist alles gut. Ich wurde gut aufgenommen, fühle mich wohl.

Sie haben nach schweren Jahren in Wolfsburg mal wieder ein paar Spiele am Stück machen können. Wie schön ist das?

Ginczek: Das war einer der Gründe für den Wechsel. Ich konnte anderthalb Jahre meinen Beruf auch durch Verletzungen nicht so richtig ausüben, weil ich bei den Spielen außen vor war. Das hat wehgetan. Deshalb hat auch die Spielfitness am Anfang etwas gefehlt. Jetzt ist endlich ein Stück Lebensqualität wieder da.

Wie zufrieden sind Sie denn bisher mit sich?

Ginczek: Als Stürmer willst du immer das Maximale. Es hätten schon ein, zwei Tore mehr sein können. Hintenraus hat mir am Anfang noch die Power gefehlt. Ich habe mich aber sehr gefreut, dass ich direkt das Vertrauen bekommen habe. Ich will immer gewinnen, werde dann auch mal eklig für meine Mitspieler. Aber wenn wir vom Platz gehen, ist alles wieder gut.

Akzeptieren die Jungs bei Fortuna denn, wenn Sie mal eklig werden?

Ginczek: Wir wollen alle gewinnen, alle wollen Erfolge feiern. Wir haben wirklich eine gute Mischung hier. Es gibt viele kritikfähige Spieler. Zu mir kann auch jeder kommen und sagen: „Du hast scheiße gespielt!“ Dann befasse ich mich damit. Andersherum bin ich auch ehrlich und sag’, wenn mir was nicht gefällt. Das ist wichtig! Gerade wenn man viele Spiele gewinnt, neigen manche dazu, einen Schritt weniger zu machen. Uns muss aber klar sein: Wir sind keine Mannschaft, die mit 90 Prozent ein Spiel gewinnt. Wir brauchen immer die 100!

Sie kamen, haben nur ein Spiel gemacht, dann kam ein neuer Trainer. Wie war das für Sie?

Ginczek: Das war eine aufregende Woche, eine turbulente Zeit. Es gab ja auch Wechsel in der Vereinsführung. Viele Leute wurden verabschiedet, viele vorgestellt. Ich fand es schade, dass der Trainer so schnell entlassen wurde, weil ich auch zu Christian Preußer einen guten Draht hatte. Wir waren auch im Sommer durch einen Bekannten schon mal zusammen essen in Düsseldorf. Er ist ein guter Typ, ein guter Mensch. Aber mit dem Trainerwechsel ist dann ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Keiner konnte mehr die Schuld auf den Trainer schieben. Daniel bringt viel in die Mannschaft ein. Er benutzt ja oft das Wort Energie. Aber das ist keine Floskel. Das lebt er – und nun auch wir – vor. Es harmoniert gut zwischen Team und Trainer. Wir sind eine Einheit geworden!

Sie haben schon einige Trainer erlebt. Was macht diese Chemie jetzt gerade aus?

Ginczek: Gerade in den Videoanalysen ist er sehr fachlich und sachlich. Er sagt uns ganz genau, was er haben will. Er stimmt uns auch sehr gut auf die Gegner ein. Man merkt, dass er denkt wie ein Spieler. Mir ist das in der Analyse nach dem Regensburg-Spiel aufgefallen. Er hat gesagt: ,Erste Halbzeit war super, wir haben sie an die Wand gespielt, aber keine Tore gemacht. Zweite Halbzeit war von beiden Teams bodenlos!’ Das war knallhart, jeder hat das auch so gedacht, aber er hat es auch so ausgesprochen. Er hat durch so etwas eine hohe Akzeptanz in der Mannschaft, weil er denkt wie ein Spieler und dazu das fachliche Know-how eines Trainers mitbringt. Er passt sehr gut in den Verein. Und dann nimmt er beim Spiel auch die Fans mit. Das merkst du auch als Spieler. Wenn du selbst in der 70. Minute vielleicht ein bisschen müde wirst, siehst du ihn da draußen. Das gibt dir auch noch mal Energie. Er lebt das vor, wir gehen voll mit!

Diese Aufbruchstimmung ist zu spüren. Dennoch sind es nur vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wie trügerisch ist das? Geht der Kampf bis zum letzten Spieltag?

Ginczek: In dieser Liga ist alles möglich. Die Tabelle ist schon trügerisch. Die Situation wirkt komfortabel. Jeder glaubt, wir schießen jetzt alle ab. Aber jedes Spiel ist eng. Ich habe schon so viel erlebt in meiner Karriere. Es kann passieren, dass es bis zum letzten Spieltag dauert. Aber klar ist: Wir wollen so schnell wie möglich die 40 Punkte. Jens Härtel (Trainer von Hansa Rostock, Anm. d. Red.) hat gesagt, die reichen dieses Jahr nicht. Ich glaube, sie reichen.

Was sind denn danach Ihre mittelfristigen Ziele mit Fortuna?

Ginczek: Alles geht erst mal um den Klassenerhalt, am liebsten dann noch auf einem einstelligen Tabellenplatz. Das ist unser Anspruch. Mittelfristig? Klar, ich komme nicht aus Wolfsburg, um nur gegen den Abstieg zu spielen. Ich will noch mal in die Bundesliga. Das Gesamtpaket hier passt. Ich möchte auch später noch in der Gegend hier leben. Das macht es noch mal aufregender, mit Fortuna hochgehen zu wollen. Nächste Saison wird die Liga wieder interessant. Da setzen sich am Ende Nuancen durch. Ich habe bis 2024 unterschrieben und würde in der Zeit gerne noch Bundesliga spielen. Ich bin nicht mehr der Jüngste, habe keine Zeit zu verschenken (lacht). Der Start war gut, hier kann etwas wachsen.