Provokation oder echter Typ?Joshua Kimmich spaltet Fußball-Deutschland

Es war das große Aufreger-Thema am 27. Bundesliga-Spieltag: Joshua Kimmich jubelte nach dem 1:0 der Bayern in Richtung der Freiburger Fans. Freiburgs Profis waren auf dem Baum – die Fußball-Fans sind gespalten.

Der FC Bayern sorgt immer wieder in der Bundesliga für Schlagzeilen. An diesem Wochenende im Fokus: Nationalspieler Joshua Kimmich (28). 

Was war passiert? Die Bayern hatten am Samstagnachmittag (8. April 2023) gerade mühevoll das 1:0 beim SC Freiburg über die Zeit gebracht und damit die Tabellenführung in der Bundesliga erfolgreich verteidigt. Und gleichzeitig glückte dem Serienmeister aus München damit die Revanche für das Pokal-Aus am Dienstag gegen die Freiburger.

Joshua Kimmich löst Diskussion um Fairness, echte Typen und Emotionen im Sport aus

Vor allem die Revanche gegen die Breisgauer setzte bei Kimmich wohl Emotionen frei. Der Mittelfeldspieler jubelte mit geballten Fäusten in Richtung der Freiburger Fans – für die SC-Profis eine schlimme Provokation. Die Folge: eine Rudelbildung nach Schlusspfiff. Und eine Diskussion über Fairness, Sportsgeist, echte Typen und Emotionen im Sport. 

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Kimmich polarisiert. Das ist nicht ganz neu. Das liegt an seiner Art, Fußball zu spielen. Vor allem aber daran, dass er bei Bayern München unter Vertrag steht – und für viele Fußball-Fans das Gesicht des Rekordmeisters ist. Kimmich wird häufig Arroganz unterstellt. Und deshalb ist er trotz seiner sportlichen Leistungen in Fußball-Deutschland selten unumstritten. 

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Jetzt die Aktion in Freiburg, für die sich Kimmich später rechtfertigte. „Als wir uns warm gemacht haben, kam zehn Minuten lang ein Film übers Viertelfinale, wie wir da rausgeflogen sind“, sagte der 28-Jährige im Interview des Fernsehsenders Sport1. „Das sitzt natürlich tief, das tut auch weh. Sie haben ja auch recht, sie haben gewonnen. Auf der anderen Seite war es eine gewisse Provokation. Am Ende habe ich mich hinreißen lassen. Normal macht man das nicht“, versuchte er die Jubel-Aktion zu relativieren.

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In den Sozialen Netzwerken kochten die Emotionen nach Kimmichs Aktion ebenfalls über. Die Meinungen gingen dabei weit auseinander.

Wir haben uns auf Twitter umgeschaut und ein paar Beispiele für Sie gesammelt:

  • „Vielleicht ist ganz viel Brille dabei, weil ich Kimmich krass feier, aber dass überhaupt so viel rumgeheult wird, zeigt, was alles seit Jahren im Fußball falsch läuft. Ihr wollt Typen? Dann nehmt sie, nehmt Rivalität und Kontroverse und zieht den Sand aus der Schnecke. Meine Güte“
  • „Kimmich mit Arroganz-Anfall. Keine Angst, am Dienstag kommt Haaland.“
  • „Bin bei Gott kein Bayern-Fan, aber man merkt so sehr wie verweichlicht alle geworden sind. Ob Twitter oder beim Fußball. Meine Freiburg hat auch im Pokal so provokant gejubelt, sind Emotionen und gehören zum Fußball dazu.“
  • „Kimmich ist n kompletter Jockel, darüber besteht kein Diskussionsbedarf. Aber ohne solche Aktionen wäre Fußball doch noch uninteressanter. Von daher: Nächstes Mal bitte direkt vorm Block jubeln.“
  • „Ist wirklich ganz schlimm geworden in den letzten Jahren. Hängt denke ich auch sehr stark mit der Entwicklung auf Twitter und Co zusammen. Alle regen sich über die austauschbaren Interviews auf und sobald einer mal was kontroverses sagt, wird der durchs Dorf getrieben.“
  • „Jo Kimmich mal wieder chillig und entspannt.“
  • „Kimmich ballt die Faust und der gemeine Twitter-User ist getriggert. Liebe es, wenn die Leute hier heulen.“
  • „Auch als Bayern Fan finde ich Kimmich oft peinlich, aber eher sein leichtes Fallen, so Jubel, auch bissl peinlich, aber darf schon sein, besser so, als wenn nix mehr polarisiert.“
  • „Bayern zeigt sich mit Pavard als schlechter Verlierer und mit Kimmich als schlechter Gewinner. Einfach unsportlich, nach überragenden 180 Minuten Fußball das so zu beschmutzen.“
  • „Zum Glück war Fußball-Moral-Twitter noch nicht in den Neunzigern oder frühen Nullerjahren dabei. Die wären nach den Spieltagen mit dem Skandalisieren gar nicht mehr nachgekommen…“

Klar ist, dass Kimmich mit seiner Aktion für Gesprächsstoff gesorgt hat. Auch im Fußball-Talk „Doppelpass“ wurde das Thema am Sonntag dankbar aufgenommen und rauf und runter diskutiert. Die Fußball-Gelehrten Stefan Effenberg und Mario Basler, beide früher mindestens so streitbar wie Kimmich und ebenfalls lange beim FC Bayern unter Vertrag, waren sich hier mal einig. Sie fanden die Diskussion überflüssig. (can)